Zu den Gewerbebetrieben an der Gel-senkirchener Bahnhofstraße in den 1930er Jahren (im Volksmund sei-nerzeit auch abschätzig „Jerusalemer Straße“ genannt) zählten die nach-folgend genannten Geschäfte und Praxen, deren Inhaber Juden waren. Zumeist waren diese Geschäftsleute auch Eigentümer der jeweiligen Immobilien.
Das weckte nicht zuletzt bei den konkurierenden „arischen“ Gewerbetreibenden oftmals Begehrlichkeiten, nicht wenige Angehörige der NS-Beutegemeinschaft konnten im Zuge des staatlich legitimierten Raubes – von den Nazis „Arisierungen“ genannt – „günstig“ Geschäfte und Immobilien jüdischer Alteigentümer zu Spottpreisen „übernehmen“ – neben Parteigenossen auch Stadtverwaltung und Geldinstitute wie die Sparkasse. Die vormaligen jüdischen Inhaber nebst ihrer Familien wurden zur Flucht gedrängt bzw. gezwungen. Nicht allen gelang es jedoch, Nazi-Deutschland rechtzeitig zu verlassen, diese Menschen wurden deportiert und zumeist in Ghettos oder Konzentrationslagern ermordet.
Jüdische Inhaber – Geschäfte an der Gelsenkirchener Bahnhofstraße:
Moritz Groß, Schuhe. Bahnhofstrasse Nr. 13
Erich Neuwald, Konfitüren. Bahnhofstrasse Nr. 14
Markus Cohen, Konfektion. Bahnhofstrasse Nr. 19
Salomon Großmann, Hüte. Bahnhofstrasse Nr. 20
Gompertz GmbH, Pelz u. Mode. Bahnhofstrasse Nr. 22
B. Windmüller, Feinkost. Bahnhofstrasse Nr. 23
Ella Wimpfheimer, Textilwaren. Bahnhofstrasse Nr. 33
Theodor Löwenstein & Co, Putz u. Modewaren. Bahnhofstrasse Nr. 33
Bamberger, Manufakturwaren- und Konfektionshandlung. Bahnhofstrasse Nr. 35
Isidor Wollenberg, Konfektion. Bahnhofstrasse Nr. 36
Josef Stamm, Putz u. Modewaren. Bahnhofstrasse Nr. 38
Hugo Broch, Möbel. Bahnhofstrasse Nr. 40a
Eisig Halpern, Wäsche. Bahnhofstrasse Nr. 42
Dr. Hugo Alexander, Hautarzt. Bahnhofstrasse Nr. 42
Gustav Carsch & Co GmbH, Damen u. Herren Konfektion. Bahnhofstrasse Nr. 48-52
Appelrath & Cüpper GmbH, Damenkonfektion. Bahnhofstrasse Nr. 49
Friedrich Winter, Weißware. Bahnhofstrasse Nr. 54
Gebr. Alsberg, Kaufhaus. Bahnhofstrasse Nr. 55-65
Gebrüder Goldblum, Herren Konfektion. Bahnhofstrasse Nr. 62
Fritz Goldschmidt, Tabakwaren. Bahnhofstrasse Nr. 71
Hermann Oppenheimer, Konfektion. Bahnhofstrasse Nr. 76
Otto Samson, Schuhhaus. Bahnhofstrasse Nr. 78
Leopold Mosbach, Manufakturwaren. Bahnhofstrasse Nr. 80
Leo Toppermann, Schneider. Bahnhofstrasse Nr. 80
Jenny Boley, Herrenartikel. Bahnhofstrasse Nr. 85
Eintrag in der Gelsenkirchener Stadtchronik, 18. Oktober 1936: [… Wie die National-Zeitung mitteilt, sind in letzter Zeit wieder zwei grosse jüdische Geschäfte an der Bahnhofstrasse in arischen Besitz übergegangen. Die National-Zeitung schreibt: „Die repräsentativen Geschäftsräume des Schuhjuden Gross hat das Porzellanhaus Kettgen übernommen, während der Möbeljude Broch in der Glaspassage dem arischen Möbelhändler Heiland gewichen ist. Damit ist ein weiterer erfolgreicher Schritt zur „Entjudung“ der Bahnhofstrasse getan worden, der um so mehr zu bergrüßen ist, als diese größte Geschäftsstraße unserer Vaterstadt nicht zu Unrecht als ihr Aushängeschild angesehen werden kann“. …]