Räderwerk des Todes – Reichsbahn und Deportation

Vortrag in der NS-Dokumentationsstätte fand wenige Zuhörer

Nur einige wenige Zuhörer fanden gestern Abend den Weg in die Gelsenkirchener NS-Dokumentationsstätte an der Cranger Straße. Der Historiker Ludger Heid (Universität Duisburg) beschäftigte sich im Rahmen der Vortragsreihe des ISG in seinen Betrachtungen  mit der direkten Beteiligung der Deutschen Reichsbahn am größten Mordprojekt der deutschen Geschichte, dem Holocaust. Ohne den Einsatz der Deutschen Reichsbahn wäre der systematische Mord an den europäischen Juden, Sinti und Roma und anderer Menschengruppen nicht möglich gewesen.

Vortrag in der NS-Dokumentationsstätte Gelsenkirchen

Exemplarisch beleuchtete Ludger Heid auch die Rolle einzelner im Räderwerk des Todes, so z.B. die des Albert Ganzenmüller, der ab Mai 1942 stellvertretender Reichsbahn-Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium war. Ganzenmüller war für die Organisation der Deportationszüge verantwortlich  und sorgte in seiner Funktion für den reibungslosen Verlauf der Menschen-Transporte in die Massenvernichtungslager. Strafrechtlich belangt worden ist Ganzemüller für seine Beteiligung am millionenfachen Mord jedoch nicht. Ein Prozeß gegen ihn, der 1973 vor dem Landgericht Düsseldorf begann, wurde nach wenigen Tagen wegen „Verhandlungsunfähigkeit“ des Angeklagten eingestellt, Ganzenmüller starb 1996.

Unzählige weitere Täter, einer von ihnen war der Hauptmann der Schutzpolizei Paul Salitter, die mit der Durch- und Ausführung der Deportation beauftragt waren, machten den Massenmord in seiner ganzen schrecklichen Dimension überhaupt erst möglich. „Welches Schicksal den
Menschen in den Zügen bevorstand, haben alle Beteiligten gewußt“ so Ludger Heid.

Salitter, der als Transportführer mit einem Kommando von 15 Schutzpolizisten  1941 einen Deportationszug mit 1007 Menschen von Düsseldorf nach Riga „begleitete“, hat über diesen Transport einen Bericht geschrieben, der erhalten geblieben ist. Aus diesem Bericht geht auch hervor, das die Wachmannschaft unterwegs vom „Deutschen Roten Kreuz“ verpflegt und versorgt wurde. Auch Salitter ist, wie viele andere, nach dem Krieg strafrechtlich nicht belangt worden, er starb 1972.

→ Der Salitter-Bericht

Die Deutsche Reichsbahn hatte nach einem Gutachten der Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“ aus dem Jahr 2009 mit den Deportationen immense Einnahmen erzielt, Zitat: Die Addition der minimal angesetzten „Reichsbahn“-Einnahmen aus Handlungen zur Beihilfe am Massenmord ergibt ohne Zinsen und Zinseszinsen: 444.791.939,80 €. Zitat Ende.

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