100. Geburtstag von Oskar Schindler

Oskar Schindler, Held mit Licht und Schatten
Zum 100. zeigt Frankfurt sein Leben nach 1945

Zwischen 1942 und 1945 rettete Oskar Schindler fast 1100 Juden das Leben. 1993 machte ihn Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ weltberühmt. Was geschah mit Schindler und den Erinnerungen an seine Rettungstaten in den 50 Jahren, die zwischen diesen beiden Daten lagen? Warum brauchte es ein halbes Jahrhundert, bis seine Geschichte ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gebracht wurde? Warum musste sie ein US-Regisseur erzählen, bevor sie auch hierzulande populär wurde? Fragen wie diesen geht die Ausstellung „Vater Courage“ zu Oskar Schindlers 100. Geburtstag im Frankfurter Museum Judengasse nach.
Schindler war ein Abenteurer und Lebemann, aber kein strahlendes Vorbild, das sich in den biederen Nachkriegsjahre als idealer Widerstandsheld hätte feiern lassen. Er wurde im mährischen Zwittau geboren, die Firma seines Vaters machte in der Weltwirtschaftskrise 1929 Bankrott. Schindler heiratete und brachte die Mitgift seiner Frau Emilie in kurzer Zeit für Autos und Affären durch. 1935 wurde er in der Tschechoslowakei Mitglied der nazifreundlichen Sudetendeutschen Partei, spionierte für die deutsche Abwehr und trat nach dem Münchner Abkommen der NSDAP bei.

Nach dem Überfall der Deutschen auf Polen übernahm er, gefördert durch die NS-Arisierungspolitik, in Krakau eine Fabrik zu einem Bruchteil ihres Wertes von einem jüdischen Eigentümer. Doch Schindler war kein Geschäftsmann. Erfolg hatte die Firma nur, weil er den Betrieb vom ehemaligen Besitzer weiterführen ließ. Seine Wende vom Profiteur der Nazi-Politik zum engagierten Retter von Nazi-Verfolgten vollzog sich dann offenbar, als Schindler aus nächster Nähe die Liquidierung den Krakauer Ghettos und die Ermordung der Kinder des Ghetto-Kinderheims miterlebte.

Nach 1945 brachten ihn seine Talente zur Improvisation und zum leicht hochstaplerischen Auftreten nicht mehr die Erfolge, die sie ihm im Chaos der letzten Kriegsphase eingetragen hatten. Er verbrachte vier weitgehend untätige Jahre in Regensburg, wanderte 1949 nach Argentinien aus, wo er mit einer Pelztier-Zucht Pleite ging, kehrte 1957 nach Deutschland zurück, ließ sich in Frankfurt am Main nieder, kaufte mit einem Darlehen der Lastenausgleichsbank ein Beton- und Kunststeinwerk, das bald ebenfalls Insolvenz anmeldete.

Im Deutschland des Wirtschaftswunders konnte Schindler nicht Fuß fassen. Er lebte in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs, die Hessische Landesregierung zahlte ihm eine kleine Ehrenrente von 500 Mark monatlich. Die Kontakte zu den von ihm geretteten Menschen rissen aber nicht ab. Auf ihr Betreiben hin ehrte ihn 1962 die Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechten unter den Völkern“, 1966 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, 1968 den päpstlichen Silvesterorden, er starb 1974.

Aber erst der Film von Spielberg, der Schindlers Charakter nicht beschönigte, sondern auch seine Schwächen zeigte, sorgte schließlich dafür, dass seine Geschichte um die Welt ging. Gerade weil er als ein moralisch anfechtbarer Genussmensch dargestellt wurde, erschien seine Entscheidung, das eigene Leben für die ihm anvertrauten Menschen zu riskieren, besonders eindrucksvoll und anrührend. Bis 31. August 2008 im Jüdischen Museum Frankfurt

Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article1932937/Oskar_Schindler_Held_mit_Licht_und_Schatten.html

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