Auf Spurensuche – Polizeibataillon 65 “Cholm”

Den Holocaust verschweigen – eine andere Form der Leugnung?

Am Freitag, den 4. April 2008 erschien in der WAZ Gelsenkirchen-Buer und auf der Internetpräsenz der WAZ ein Artikel über die Stadt Cholm und das Polizeibatallion 65: „Auf Spurensuche“. Zitat aus diesem WAZ-Artikel:

(…) Mit zwischen 200 und 300 Familien stehe ich mittlerweile im Kontakt.“ Darunter auch mit der von Klaus Wälken, Bäckermeister aus Horst, desse Vater Alfons Wälken im Zweiten Weltkrieg als Mitglied eines Reservepolizeibatallions im Einsatz war. „Zu solchen Einheiten wurden damals ganz normale Arbeiter und Handwerker eingezogen, die dann in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten die öffentliche Ordnung sichern sollten“, erläutert Burgdorf. (…)

(…) Darunter auch mit der von Klaus Wälken, Bäckermeister aus Horst, dessen Vater Alfons im Zweiten Weltkrieg als Mitglied eines Reservepolizeibataillons im Einsatz war. (…)

Vom Massenmord der Polizeibataillone ist im WAZ-Artikel keine Rede – eine absolut beschämende Sichtweise. Völlig Unverständlich ist auch die Haltung der WAZ-Redaktion, die diesen Artikel in Druck gehen ließ.

Das Polizeibataillon 65 verband zwei Hauptschauplätze des Holocaust, die Sowjetunion und das Generalgouvernement. Nach seinem mörderischen Vormarsch durch den Norden der Sowjetunion 1941 wartete im folgenden Jahr eine gefährlichere Aufgabe als die Ermordung von Zivilisten auf das Polizeibataillon 65: Im Januar 1942 stießen die meisten seiner Mitglieder zur Wehrmachtsgruppe „Scheerer“, die in erbitterte Kämpfe bei Cholm an der nördlichen Rußlandfront verwickelt war.

Cholm lag fast 200 Kilometer südöstlich des Bataillonshauptquartiers in Luga. Das Bataillon nahm über drei Monate an diesen Kämpfen, an heftigen Gefechten mit der sowjetischen Armee teil. Eine Zeitlang war das ganze Bataillon von den Sowjets vollständig eingekreist. Die Truppe erlitt äußerst schwere Verluste und wurde hinter die Frontlinie zurückgezogen, nachdem sie von anderen deutschen Kräften Anfang Mai aus dem sowjetischen Kessel befreit worden war. In Anerkennung seiner Leistungen bei dieser Schlacht hieß das Bataillon fortan Polizeibataillon 65 „Cholm“, die Überlebenden Frontkämpfer erhielten den „Cholm-Schild“.

Derart intensive Kampferfahrungen waren für die am Holocaust beteiligten Polizeibataillone nicht die Regel. Anfang Juni wurde das erschöpfte Bataillon von Luga nach Brunowicze in der Nähe von Krakau verlegt. Die Schlachtteilnehmer erhielten Heimaturlaub, anschließend reiste diese Gruppe zur Erholung und Skiausbildung nach Zakopane an der Südgrenze Polens. Insgesamt dauerte dieser Fronturlaub etwa 8 Wochen. Während sich die kampferprobten Männer erholten, wurden die neuen Rekruten,mit denen das Batailon annähernd auf Sollstärke gebracht wurde, in Brunowicze ausgebildet.

Zwischen Juni 1942 und Mai 1943 unternahm das Bataillon seinen zweiten und umfangreicheren Einsatz im Auftrag des Völkermordes. Diesmal trug es zunächst in der Region Krakau und dann in der Umgebung von Lublin zur Ermordung polnischer Juden bei. In dieser Zeit sorgte das Polizeibataillon 65 dafür, daß die Verbrennungöfen von Auschwitz und Belzec Tag und Nacht brannten.

Zitat aus „Hitlers willige Vollstrecker“ von Daniel Jonah Goldhagen, München 2000. ISBN: 3-442-15088-4

Mehr dazu auf GELSENZENTRUM:

→ Polizeibataillon 65 – Taten und Tatorte

→ Die Polizeibataillone 65 und 316 und der Völkermord an den europäischen Juden

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