Vorfahren kamen aus dem Ruhrgebiet
Sie leben in Perth an der australischen Westküste – Dr. Diane Mossenson und ihr Ehemann Dan. Nach Deutschland gekommen sind sie, um sich in Gelsenkirchen und Herne auf die Suche nach Spuren jüdischem Lebens zu machen. Diane Mossensons Großeltern, Chaim und Malka Hecht und deren Kinder Jeanette und Simon lebten zuletzt in Wanne-Eickel an der Mozartstraße, bevor sie vom Nazi-Regime deportiert wurden. Einzig Malka und Jeanette, genannt „Netty“ überlebten den Holocaust und wanderten nach Australien aus.
Unterstützt und begleitet wurden Diane und Dan Mossenson bei der Spurensuche von Mitgliedern des Gelsenzentrum, dem Gemeinnützigen Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte in Gelsenkirchen. Der Verein hatte auch das Besuchsprogramm organisiert. Den Kontakt mit dem australischen Ehepaar hatte der in Gelsenkirchen geborene und heute in den USA lebende Bernd Haase hergestellt. Bernd Haase war ein Schulfreund von Netty Hecht: Beide besuchten im so genannten „Dritten Reich“ die Jüdische Schule in Gelsenkirchen. Nachdem am Donnerstag Gelsenkirchen auf dem Pogramm stand, ging es am Freitag nach Herne.
In Herne wurden die Besucher mit offenen Armen empfangen. Historiker Ralf Piorr führte die Besucher durch die Wanne-Eickler Hauptsraße entlang der Gedenktafeln des Projekts „Nahtstellen, fühlbar, hier…“. Gemeinsam ging es dann zur Mozartstraße. Diane Mossenson war sichtlich berührt, als sie das Haus betrat, indem einst ihre Mutter, ihr Onkel und ihre Großeltern lebten. Im Stadtarchiv Herne nahm das Ehepaar Mossenson Einsicht in alte Adressbücher, die Ralf Piorr vorlegte. Die Spurensucher wurden anschließend von Oberbürgermeister Horst Schiereck im Rathaus empfangen. Auch der Wunsch von Diane Mossenson, an der Mozartstraße mit Stolpersteinen an ihre Angehörigen zu erinnern, wurde erörtert. Der Herner OB ließ es sich anschließend nicht nehmen, dem Ehepaar Mossenson das Holocaust-Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz zu zeigen und lud dann zum gemeinsamen Mittagessen ein.
Am Nachmittag stand der Besuch des Jüdischen Museums in Dorsten auf dem Pogramm. Dort warteten bereits der Holocaust-Überlebende Rolf Abrahamsohn aus Marl und Elisabeth Schulte-Huxel, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Museums auf die Gruppe. Abrahamson war mit Diane Mossensons Mutter „Netty“ Hecht im Ghetto von Riga untergebracht und berichtete von den unmenschlichen Zuständen dort und von Mordaktionen der SS in Riga. Der Mutter war es zu Lebzeiten nicht möglich gewesen, über das in den Konzentrationslagern Erlebte zu sprechen. Rolf Abrahamsohn fiel es schwer, die Fragen von Diane Mossenson zu beantworten – die schrecklichen Erinnerungen an die Zeit von Verfolgung und Mord quälen den 88jährigen bis heute.
WAZ Dorsten: „Spurensuche von Perth bis Stockholm“
WAZ Herne/Wanne-Eickel: Australierin auf den Spuren ihrer Vorfahren