Ehrung für Ernst Käsemann
Die Grünfläche an der Steeler Straße in Gelsenkirchen-Rotthausen zwischen Beethoven- und Mozartstraße soll bald „Ernst-Käsemann-Park“ heißen. Diesen Vorschlag machte jetzt der Rotthauser Klaus Brandt in einem Bürgerantrag an die Bezirksvertretung Süd und betont dabei die identitätsstiftende Bedeutung der Namensgebung. Klaus Brandt stützt seine Antragsbegründung auf einen Aufsatz von Richard Walter, der von 1956 bis 1988 als Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen tätig war. In dem Aufsatz beschreibt Richard Walter das Wirken von Ernst Käsemann während der Gewaltherrschaft der Nazis.
Mit Rotthausen verbunden
Es war Ernst Käsemann, der mit seinem mutigen Eintreten für die evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen, deren Pfarrer er in den Jahren 1933-1946 war, auf den Weg des Widerstandes gegen die national-sozialistischen „Deutschen Christen“ geführt hat. Käsemann schloss sich Anfang 1934 der Bekennenden Kirche an und sorgte dafür, dass die evangelische Kirchengemeinde Rotthausen mit großer Mehrheit zu einer Bekenntnisgemeinde wurde. In Bittgottesdiensten und Predigten kritisierte Ernst Käsemann immer wieder die Irrlehren der „Deutschen Christen“ und auch die menschenverachtende Ideologie der Nazis. Er nahm dabei Gestapo-Haft und die ständig drohende Einweisung in ein Konzentrationslager in Kauf.
Nach 1945 schrieb Käsemann im Rückblick: „Offensichtlich war unser Widerstand in der Nazizeit nur halbherzig. Wir haben das Evangelium und kirchliche Ordnungen verteidigt, sind jedoch durchweg nicht in den politischen Untergrund gegangen, wie die Mitmenschlichkeit es vielfach gebot.“ Bis zu seinem Tod hat Ernst Käsemann gern von seinen Erfahrungen in seiner Gemeinde Rotthausen gesprochen: Der Widerstand und die Leiden dieser Jahre haben mich für mein weiteres Leben und in meiner theologischen Existenz geprägt. Zeit seines Lebens bleibt er der evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen verbunden. Ernst Käsemann starb 17. Februar 1998 in Tübingen.
→ Richard Walter: „Ernst Käsemann, Pastor der Bekennenden Kirche in Rotthausen 1933-1946“