„Deutsche Bahn nutzt die Wehrlosigkeit der KZ-Überlebenden aus“

Neuer Konflikt mit DB AG – Proteste in Köln und Nürnberg

Schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bahn AG und die Bundesregierung erhebt die Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“. Statt die Überlebenden der Massendeportationen mit der „Deutschen Reichsbahn“ zu entschädigen, würden die NS-Opfer „mit Almosen abgespeist“, heißt es in einem Aufruf der Initiative. Nach zähen Verhandlungen stelle die DB AG den etwa 200 Tausend „Reichsbahn“-Opfern in Osteuropa „humanitäre Hilfe“ im Sachwert von einmalig 25 Euro pro Person zur Verfügung – ein „Bettelbetrag“, heißt es in dem Aufruf. Die Wehrlosigkeit „der Geschwächten und Verarmten, die Auschwitz überlebten“, nutze die DB AG aus.

Der Aufruf „für die Überlebenden der ‚Reichsbahn’-Verbrechen“ kritisiert die bevorstehenden Festakte der Bundesregierung und der DB AG anlässlich des 175. Bahnjubiläums in Nürnberg. Die Feiern von Bahnchef Grube und Kanzlerin Merkel entbehrten „jeglicher Moral, solange die Opfer in materieller Not leben und auf eine angemessene Ehrung noch immer warten müssen“. Die Initiatoren, zu denen überlebende Kinder des Holocaust aus Deutschland gehören, rufen zu einer bundesweiten Demonstration mit internationaler Beteiligung in Nürnberg auf.

Bereits am Sonntag (7.11.) sollen Protestaktionen im Kölner Hauptbahnhof stattfinden. Die „Deutsche Reichsbahn“ deportierte über 3 Millionen NS-Opfer in die Zwangs- und Vernichtungslager. Die „Reichsbahn“-Waggons kehrten mit dem Raubgut der geplünderten Toten zurück. Bei den Massenverschleppungen nahm die „Reichsbahn“ wenigstens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Die entsprechenden Werte gingen nach 1945 in das „Sondervermögen Deutsche Reichsbahn“ der Bundesrepublik über.

Dieser Vermögensfonds wird heute vom Bundesverkehrsministerium und vom Bundesfinanzministerium verwaltet. Eine Entschädigung der „Reichsbahn“-Deportierten durch die Deutsche Bahn ist nie erfolgt, teilte die Bundesregierung 15.05.2008 im Bundestag mit. Lediglich für Zwangsarbeiter der „Reichsbahn“ zahlte die DB AG Teilbeträge.

Zug der Erinnerung: → Proteste gegen die DB AG

Armin Dahm ist Vorstandsmitglied des Vereins »Zug der Erinnerung«. Die gleichnamige Wanderausstellung erinnert an Hunderttausende Kinder, die während des Faschismus in Europa mit der Deutschen Reichsbahn deportiert wurden. Der Zug machte bereits an 125 Orten Station. Die Deutsche Bahn torpediert diese Ausstellung seit der Eröffnung 2007. Ein Interview in der „jungen Welt“: → »Die Bahn deklassiert Überlebende zu Bettlern«

In Gelsenkirchen, hier machte die fahrende Austellung „Zug der Erinnerung“ 2008 Station, formiert sich ebenfalls Protest gegen die Deutsche Bahn AG. Eine Protestaktion soll dort am 4. Dezember am Hauptbahnhof stattfinden.

Dieser Beitrag wurde unter Über den Tellerrand veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar