DLRG tauft Boot “Gelsenberg”

Internetauftritt der Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft LV Westfalen – Bezirk Gelsenkirchen, Zitat:
„Volksbank-Chef Werner Cordes tauft MRB „Gelsenberg“
Auf dem Wasser, in der Mitte des Hafenbeckens sprach Volksbank-Vorstandssprecher Werner Cordes um 12.15 Uhr die entscheidenden Worte: „Ich taufe Dich auf den Namen Gelsenberg.“ Damit ist das neue Motorrettungsboot des DLRG-Bezirks Gelsenkirchen in den Dienst gestellt. Von Bord des MRB Grimberg taufte Cordes das neue Boot auf einen Namen, der die Verbundenheit der DLRG zu ihrer Heimatstadt dokumentierten soll.“ (…)

Das Gelsenberglager, ein Außenlager des KZ Buchenwald befand sich auf dem Betriebsgelände der Gelsenberg Benzin AG. Dort fanden mindestens 150 ungarischen Jüdinnen, die dort „zur Vernichtung durch Arbeit“ eingesetzt waren, durch Luftangriffe den Tod. Der Gelsenkirchener Ehrenbürger Kurt Neuwald, ein Überlebender des Holocaust, hat in einem Interview zu Lebzeiten folgendes berichtet:

„Das Lager Gelsenberg – Meine leider verstorbene Frau hat im Krieg bei Gelsenberg gearbeitet, sie kam ursprünglich aus Rumänien. Hitler hat den Teil von Rumänien in dem sie aufgewachsen ist, zu Ungarn geschlagen. Dann ist sie als ungarische Jüdin nach Auschwitz gekommen und von dort zum Arbeitseinsatz nach Gelsenkirchen zur Firma Gelsenberg deportiert worden. (…) Sie sollte hier aufräumen. Gelsenberg war zerstört worden von den Bomben der Engländer. (…) Weitere 500 Frauen kamen nach Krupp zum aufräumen.“

„Nun sagen manche in Gelsenkirchen, wir haben von alledem nichts gewußt, aber die Wahrheit ist: Sie wollten von all dem nichts wissen! Meine Frau hat mir erzählt, daß sie hier am Bahnhof in Häftlingskleidung ausgeladen wurden. Sie waren kahl geschoren und in Auschwitz hatte man ihnen eine Nummer in den Arm tätowiert. Der ganze Transport wurde dann zu Fuß über die Overwegstraße. Nach Gelsenberg geführt, mir kann keiner erzählen, daß die Gelsenkirchener Bevölkerung nicht diese 500 Frauen gesehen hat. Alle müssen es gewußt haben – denn der eine hat es dem anderen erzählt. Wer es selber nicht gesehen hat, der muß es doch von seinen Nachbarn oder Freunden gehört haben, daß da 500 kahl geschorene Frauen in gestreiften Anzügen durch die Stadt geführt wurden. Da muß sich doch jeder fragen, was sind das für Leute?“

„Sie haben also bei Gelsenberg gearbeitet. Beim Fliegeralarm durften sie aber nie in die Bunker, sie mußten draußen auf dem Feld bleiben. Die Flugzeugbesatzungen haben aber nicht erkannt wer dort stand und haben sie für herumlaufende Arbeiter gehalten. Sie wurden durch Maschinengewehrsalven verletzt. 25 von ihnen wurden in die Gelsenkirchener Krankenhäuser gebracht. Da gab es einen Chefarzt, der die 25 Frauen gerettet hat, indem er der Gestapo, die sie abholen wollte erklärt hat, daß sie noch nicht gesund seien. Alle anderen Frauen sind auf den Hungermärschen auf dem Weg nach Thüringen umgekommen. Nur diese 25, die der Chefarzt Dr. Bertram gerettet hat, haben überlebt. (…)“
Anmerkung des Verfassers: Nach neueren Forschungsergebnissen muß die Zahl der auf Gelsenberg eingesetzten Zwangsarbeiterinnen, die man extra aus anderen Vernichtungslagern wie Auschwitz oder Buchenwald nach Gelsenberg deportiert hat, nach oben korrigiert werden, es waren nach heutigem Kenntnisstand rund 2000 Mädchen und Frauen aus Ungarn.

Virtuelle Gedenktafel →
Den Opfern vom Gelsenberg-Lager zum Gedenken

Die Ereignisse, die Kurt Neuwald schildert, ereigneten sich im August/September 1944, die unrühmliche, beschämende Bootstaufe fand am 12. August 2006 statt – rund 62 Jahre später. Beide Ereignisse verbindet vor allem eine Tatsache: Es geschah in Gelsenkirchen.

Die DLRG hat vor einiger Zeit ein Motorrettungsboot auf den Namen „Gelsenberg getauft“ – → Forum Gelsenkirchener Geschichten

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