Eduard-Spranger-Berufskolleg Gelsenkirchen: Namensgeber war Antisemit und Nationalist

Namensdiskussion ist überfällig

Spranger war nicht nur Antisemit, er war auch Nazisympathisant – das belegen neuere Forschungen. Ein Mensch wie Spranger ist als Schulnamensgeber nicht geignet. Zwei der bundesweit acht nach Spranger benannten Schulen haben sich bereits für eine Umbenennung entschieden, in Gelsenkirchen will eine Initiative jetzt eine öffentliche Diskussion anstoßen, die letztlich zu einer Umbenennung des Berufskollegs führen soll.

Drei von vielen Zitaten, die ein deutliches Bild von Eduard Spranger zeichnen:

„Der Herrenmensch kann, nach einem ewigen Lebensgesetz, nur erzogen werden am Gehorchen und Dienen.“ Eduard Spranger, 1934.

„Der Nationalsozialismus, die Bewegung Adolf Hitlers, ruft uns zu den alten Werten preußischen Dienstes an der Gesamtheit zurück.“ Eduard Spranger, 1937.

„Man kennt schon einige Vererbungsgesetze. Man kennt also einige Wege zur Sicherung eines gesunden und – wenn nötig – zur Ausmerzung eines kranken Nachwuchses.“ Eduard Spranger, 1938.

Mit dem Forschungsprojekt „ad fontes“ wurden die Veröffentlichungen Sprangers und weiterer Pädagogen aus der Zeit von 1933 und 1945 zusammengetragen. 836 Seiten Schriften und Artikel haben die Forscher allein zu Spranger in einem Quellenband veröffentlicht. Benjamin Ortmeyer, seit 2003 pädagogischer Mitarbeiter im Fachbereich Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, hat sich mit einer Studie über Eduard Spranger und drei weiteren Vertretern der Pädagogik habilitiert. Die 600 Seiten starke Studie macht deutlich, dass Spranger nicht nur NS-Jargon verwendet hat, sondern trotz Einwände im Detail die Politik Nazi-Deutschlands unterstützt hat. Dass Spranger nach der NS-Diktatur trotzdem Namenspatron von Schulen werden konnte, kommentierte Ortmeyer so: „Man hat das sauberste von den dreckigen Hemden genommen.“

Siehe auch: „Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden?“

Screenshot der Internetseite des Eduard-Spranger-Berufskollegs Gelsenkirchen: über Namensgaber Eduard Spranger selbst sind dort keine Informationen zu finden,
in der Mitte der 1960er Jahre trug die Schule die Bezeichnung „Einzelhandes-Berufsschule“.

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