Erinnerung an die „Nacht der Schande“

Gedenkveranstaltung in Gelsenkirchen

Ihren Auftakt nahm die Gedenkveranstaltung anlässlich des 73. Jahrestages der so genannten „Reichskristallnacht“ an einem der Erinnerungsorte in Gelsenkirchen – die Erinnerungsorte sind ein Projekt der „Demokratischen Initiative“ – am Südeingang des Hauptbahnhofs. Hier erinnert eine Tafel an die in der NS-Zeit aus Gelsenkirchen verschleppten und zum überwiegenden Teil ermordeten jüdischen Kinder und Jugendlichen. Professor Dr. Stefan Goch vom Institut für Stadt-geschichte betonte in seiner Ansprache, dass man auch in Zukunft weitere „Erinnerungsorte“ errichten werde. Die Route des anschließenden Marsches „Gegen Hass und Gewalt“ der „Demokratischen Initiative“ zum Gedenken an die Opfer der so genannten „Reichskristallnacht“ sorgte bei einigen TeilnehmerInnen für Verwunderung.

Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Veranstalter mit der gewählten Marschroute den im Bereich der Gelsenkirchener Innenstadt verlegten Stolpersteinen, die dort an das Leben, die Verfolgung und die Ermordung jüdischer Menschen erinnern, ausweichen wollten. Nach einem Halt an der Grasreiner/Klosterstraße, dort hielt Oberbürgermeister Baranowski eine Erinnerungsrede, ging es weiter zur Begegnungsstätte „Alter Betsaal“ der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen an der Von-Der-Recke-Straße 9. Auch den vor dem gegenüberliegenden Haus verlegten Stolpersteinen, die an das von den Nazis ermordete jüdische Ehepaar Wollenberg erinnern, schenkte keiner der TeilnehmerInnen Beachtung. „Die Stolpersteine erinnern an Orte jüdischen Lebens, sie erinnern an Menschen, die Gewalt und Hass in Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 miterleben mussten, an Menschen, die in den Jahren danach zu Opfern der bis ins letzte Detail durchgeplanten NS-Vernichtungsmaschinerie wurden. Das Verhalten der Verantwortlichen kann ich nicht nachvollziehen“ sagte Heike Jordan, Projektleiterin der Stolpersteine Gelsenkirchen.

Bereits im Vorfeld hatte die Stolpersteininitiative öffentlich ihr Befremden darüber zum Ausdruck gebracht, dass die in Gelsenkirchen verlegten Stolpersteine nicht in die „offizielle“ Gedenkveranstaltung der Stadt einbezogen werden. Auf die Frage nach dem „Warum“ wollten am Abend weder Oberbürgermeister Baranowski in seiner Eigenschaft als Schirmherr der veranstaltenden „Demokratischen Initiative“ noch Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, eine Antwort geben.

→ Stolpersteine Gelsenkirchen – Gemeinsam gegen das Vergessen

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