NS-Zeit: Juden im Umfeld des FC Schalke 04

Stolpersteine in Gelsenkirchen – Gegen das Vergessen

Den jüdischen Förderern, Funktionären und Spielern des FC Schalke 04, die in der NS-Zeit zu Opfern des Terrorregimes geworden sind, sollen Stolpersteine gewidmet werden. Die ersten Gedenksteine werden im Herbst 2012 verlegt.

Die Projektgruppe Stolpersteine hat Ende Januar 2011 beim Verein angefragt, ob man dort die Patenschaften für Stolpersteine übernehmen will, die den jüdischen Förderern, Funktionären und Spielern des FC Schalke 04 gewidmet werden, die in der NS-Zeit zu Opfern des Terrorregimes geworden sind. Ein erstes Gespräch zwischen der Geschäftsführung des Vereins und der Projektleiterin der Stolpersteine Gelsenkirchen fand im Juni statt. Eine abschließende Antwort des Vereins steht derzeit aber noch aus.

Als der DFB (Deutscher Fußball Bund) im April 1933 den Ausschluss von Juden als Trainer und Funktionäre aus den Vereinen beschloss, „verabschiedete“ auch der FC Schalke 04 ganz im Sinne der neuen Machthaber seinen 2. Vorsitzenden, den jüdischen Zahnarzt Dr. Paul Eichengrün ebenso wie den Leiter des Presseauschusses, Franz Nathan und andere „nichtarische“ Funktionsträger. 1935 wurden dann auch die letzten jüdischen Mitglieder und Spieler aus dem Verein ausgeschlossen, sofern sie ihn bis dahin nicht bereits „freiwillig“ verlassen hatten. Leopold „Leo“ Jacobs spielte in einer der Juniorenmannschaften des FC Schalke. Er wurde im Januar 1942 nach Riga verschleppt, überlebte die KZ der Nazis und kehrte nach seiner Befreiung 1945 zunächst in seine Heimatstadt Gelsenkirchen zurück.

Nur allzu bereitwillig ließen sich auch der FC Schalke und seine Spieler ab 1933 auf das Unrechtsregime ein und profitierten dadurch auf vielfältige Art und Weise von den sich daraus ergebenden Vorteilen. So „kaufte“ Fritz Szepan im November 1938 das Kaufhaus Rhode & Schwarz in Gelsenkirchen-Schalke zu einem außerordentlich günstigen Preis. Die so genannte „Arisierung“ fand Eingang in die Stadtchronik, unter dem 5. November 1938 heißt es dort: „Das bisherige jüdische Kaufhaus Julius Rode & Co. ist in arische Hände übergegangen. Es wird geführt von Fritz Szepan, dem Schalker Mittelstürmer, der ein Spezialgeschäft für Textilwaren in den Verkaufsräumen eingerichtet hat.

Die ehemaligen jüdischen Inhaber des Kaufhauses am Schalker Markt, Sally Meyer und Julie Lichtmann, zum Verkauf gezwungen, wurden im Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Der Schalker Spieler Hermann Koriath konnte das Haus Margaretenstrasse 6 aus dem Besitz des jüdischen Bauunternehmers Max Ferse günstig „erwerben“. Max Ferse und seine Frau Antonie wurden 1942 in das Ghetto Riga verschleppt und dort ermordet.

Auch die frühen Förderer und Unterstützer des FC Schalke 04 jüdischer Herkunft waren der Diskriminierung und Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt. So wurden beispielsweise der Metzgermeister August Kahn zusammen mit seiner Frau im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort am 11. Oktober 1944 ermordet, seine Frau starb bereits am 4. September 1942 in Theresienstadt, angeblich an Lungenentzündung. Der Metzgermeister Leopold Sauer wurde im Januar 1942 zusammen mit seiner Frau in das Ghetto Riga deportiert und im März 1945 in Rieben, einem Außenlager des KZ Stutthof, ermordet. Seine Frau Auguste wurde im Dezember 1944 im KZ Stutthof ermordet. Die Schwiegereltern des ehemaligen 2. Vorsitzenden Paul Eichengrün, Josef und Ida Schloßstein, wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert. Joseph starb im Ghetto Theresienstadt, Ida Schloßstein wurde weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und dort ermordet. Die Recherchen zu Familie Goldblum, Siegmund Katzenstein, Dr. Fritz Levisohn (später Lenig), Arthur Herz und Ernst Alexander sind noch nicht abgeschlossen.

→ Stolpersteine Gelsenkirchen

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