NS-Völkermord an Sinti und Roma
Gelsenkirchen. Mit einer symbolischen Platzbenennung in der Gelsenkirchener Altstadt wurde am Dienstag an den 70. Todestag des Sinti-Mädchens Rosa Böhmer aus Buer erinnert. Rosa Böhmer starb am 13. August 1943 im Alter von neun Jahren im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Mit der Aktion erinnerte der Verein Gelsenzentrum an die Leidensgeschichte von Rosa Böhmer und stützt sich dabei auf die Rechercheergebnisse von Hubert Schier aus Hövelhof/Paderborn. Der heute 79jährige ehemalige Mitschüler von Rosa Böhmer hat in jahrelanger Arbeit Rosa Böhmers Lebens- und Leidensweg rekonstruiert. Exemplarisch wurde an die Diskriminierung, Verfolgung und schlussendliche Ermordung der Gelsenkirchener Sinti und Roma unter dem NS-Terrorregime und das Leid der Überlebenden erinnert.
Gleichwohl wurde mit der temporären Benennung auch die Forderung nach Errichtung eines entsprechenden Gedenkortes in unserer Stadt unterstrichen. Ob es letztlich dieser Platz sein wird, der an die unter der NS-Diktatur verfolgten und in den allermeisten Fällen ermordeten Gelsenkirchener Sinti und Roma erinnern wird, steht noch nicht fest. Ein „passender“ Ort wird derzeit gesucht, das Institut für Stadtgeschichte hat einen entsprechenden Auftrag vom Kulturausschuss erhalten.
Der Rote Emscherbote schreibt: „Hoffentlich bedeutet die Suche nach einem “geeigneten Platz” nicht, dass sich die Ausgrenzung der Sinti und Roma im Gedenken fortsetzt, und die Stadt einen abgelegenen Platz am Stadtrand nach ihr benennt. Das wäre nicht nur blamabel, sondern einer sozialdemokratisch regierten Stadt unwürdig!“
Dazu ein Sprecher der Gedenkinitiative von Gelsenzentrum: „Die Nazis haben mit ihrer menschenverachtenden Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik die Menschen zunächst an die Peripherie der Städte gedrängt – sie sollten aus dem Stadtbild verschwinden. Die Wahl eines abgelegenen Platzes wäre sicherlich das falsche Signal. Eine Alternative zum angestrebten Ort hinter dem Bildungszentrum wäre beispielsweise der Platz vor dem neuen Hans-Sachs-Haus, wie bereits vielstimmig aus der Stadtgesellschaft gefordert. Dazu bräuchte es Mut – ob man den von Seiten der Politik und Verwaltung aufbringt, bleibt abzuwarten.“
Die WAZ Gelsenkirchen berichtete ganzseitig: Die Leidensgeschichte der Rosa Böhmer