„Ich habe Angst, Auschwitz könnte nur schlafen“

Völkermord an Sinti und Roma: 74. Jahrestag des „Auschwitz-Erlasses“

Vor 74 Jahren, am 16. Dezember 1942, ordnete Heinrich Himmler (Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei) die Deportation aller Sinti und Roma aus dem „Deutschen Reich“ in das Konzen-trationslager Auschwitz an. Mit diesem sogenannten „Auschwitz-Erlass“ begann die Deportation von 23.000 Sinti und Roma aus elf Ländern Europas in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Zum Gedenken an den Erlass hat der Künstler Gunter Demnig in Kooperation mit dem Verein Rom e. V. am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Erlasses, einen Stolperstein vor dem historischen Kölner Rathaus in das Pflaster eingelassen. Auf dem Stein zu lesen sind die ersten Zeilen des den Erlass zitierenden Schnellbriefs.

Zum Gedenken an den Erlass hat der Künstler Gunter Demnig in Kooperation mit dem Verein Rom e. V. am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Erlasses, einen Stolperstein vor dem historischen Kölner Rathaus in das Pflaster eingelassen. Auf dem Stein zu lesen sind die ersten Zeilen des den Erlass zitierenden Schnellbriefs.
Foto:© Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 DE

Der Völkermord an Sinti, Roma und anderen Fahrenden begann jedoch nicht erst mit den Deporta-tionen nach Auschwitz. Bereits im Mai 1940 wurde eine große Zahl Sinti und Roma in das so genannte „Generalgouvernement“ deportiert. Unter diesen Menschen befanden sich auch zahlreiche Familien, die zuvor lange in Gelsenkirchen gelebt hatten. Sie waren, um den Schikanen von Kriminalpolizei, städtischen Dienststellen und der SA in Gelsenkirchen zu entkommen, nach Köln gegangen und lebten dort in einem Lager in Köln-Bickendorf. Dieses Lager war bereits 1934 erbaut und im April 1935 fertiggestellt worden.

Zielsetzung des Terrorregimes war – wie auch in Gelsenkirchen bei Einrichtung der (Zwangs)-Lager-plätze bzw. Internierungslager an der Cranger Straße und der Reginenstraße – die konzentrierte, systematische Unterbringung und Überwachung dieser Bevölkerungsgruppe fernab des Stadtzentrums. Damit wollte das NS-Gewaltregime auch seine Stigmatisierung dieser Ethnie als „am äußersten Rand der Gesellschaft stehend“ hervorheben. Unter den Menschen, die aus dem Sammellager auf dem Gelände der Kölner Messe bereits im Mai 1940 nach Polen verschleppten worden sind, waren auch die Familien Rosina Lehmann, die Familie Rosenberg, das Paar Malla Müller und Josef Wernicke, die Familie Michael Wernicke und die Familie Johann Wernicke. Sie alle haben zuvor längere Zeit in Gelsenkirchen gelebt.

März 1943 – Deportation der Gelsenkirchener Sinti und Lovara nach Auschwitz-Birkenau

Die Organisation und praktische Durchführung der Deportation der Gelsenkirchener „Zigeuner“ nach Auschwitz-Birkenau oblag der staatlichen Kriminalpolizei, und hier dann der Kriminalpolizeistelle Recklinghausen mit ihrer Kriminal-Inspektion III Gelsenkirchen. Zur Aus- und Durchführung wurden weitere Dienststellen der verschiedenen Verfolgungsbehörden hinzugezogen.

Deportation Gelsenkirchner Sinti und Roma nach Auschitz

Aufgrund des „Auschwitz-Erlasses“ wurden auch die noch in Gelsenkirchen lebenden deutschen Sinti und Lovara am 9. März 1943 auf dem Zwangs- Lagerplatz an der Reginenstraße im Zuge der anstehenden Deportation festgenommen und in das Polizeigefängnis Gelsenkirchen gebracht. In den Lagerbüchern von Auschwitz ist die Ankunft der aus Gelsenkirchen verschleppten Angehörigen der Minderheit am 13. März 1943 festgehalten. Sie wurden fast alle in Auschwitz-Birkenau ermordet, nur wenige der geschunden Menschen überlebten.

„Ich habe Angst, Auschwitz könnte nur schlafen“ Zitat von Ceija Stojka, Künstlerin und Schriftstellerin (1933 – 2013).

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