Mahnmal für Homosexuelle NS-Opfer eingeweiht

Am 27. Mai 2008 wurde in Berlin das Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht. Mehr als 500 geladene Gäste waren gestern anwesend, als Kulturstaatsminister Bernd Neumann im Berliner Tiergarten das Mahnmal einweihte. „Mit der heutigen Einweihung erinnern wir an eine Opfergruppe, die in der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit fast keine Beachtung fand“, bilanzierte der Politiker. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit betonte in seiner Rede, dass „das Stigma der Abnormalität von Homosexualität“ bis heute existiere und sich in Schwulenwitzen, Diskriminierung am Arbeitsplatz und offener rechtsextremer Gewalt gegen Schwule
und Lesben äußere.

Das Frauenmagazin „EMMA“ kritisierte etwa, dass der Entwurf „eindeutig gegen die Ausschreibung verstoße, weil er das Leiden lesbischer Frauen während des Faschismus nicht ausreichend würdige.

Der Historiker und Politologe Peter Reichel erneuerte indes seine Kritik an der Denkmalpolitik der Bundesrepublik. Deutschland mache es sich zu einfach, indem es sich mit den Opfern des Nationalsozialismus beschäftige und sich nicht mit der Frage nach der Täterschaft auseinandersetze, sagte er im Deutschlandradio. Die linke Bundestagsabgeordnete Barbara Höll dagegen begrüßte die Einweihung des Denkmals und wertete die Eröffnung durch den CDU-Minister „als Zeichen der zunehmenden Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben“. Schwullesbische Organisationen kritisierten den Minister jedoch, weil er sich geweigert habe, die im Mahnmal zu sehende schwule Kuss-Szene als Bild auf den Einladungskarten zur Einweihung zu drucken.

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