Massaker im zweiten Weltkrieg

89-jähriger ehemaliger Kompanieführer vor Gericht

Wegen der Ermordung von 14 italienischen Zivilisten im Zweiten Weltkrieg muss sich ein 89 Jahre alter ehemaliger Kompanieführer der Gebirgsjäger vor Gericht verantworten. Das Münchner Schwurgericht bestätigte am Freitag einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, wonach dem Mann aus dem bayerischen Ottobrunn ab 15. September der Prozess gemacht werden soll. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm vor, 1944 in der Toskana als Reaktion auf einen Partisanenüberfall einen Vergeltungsschlag befohlen zu haben. Dabei soll die deutsche Einheit Männer und Frauen erschossen beziehungsweise durch die Sprengung eines Hauses getötet haben. Die Ermittler werfen dem Mann Mord aus niedrigen Beweggründen und Grausamkeit vor.

Der Rentner bestreite die Tat, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Er räume zwar die Mitgliedschaft in der betreffenden Einheit an, habe aber ausgesagt, er habe von den Tötungen nichts gewusst und sei auch nicht beteiligt gewesen. Ein Gutachter habe den Mann als verhandlungsfähig eingestuft, aufgrund seines hohen Alters aber jeweils nur für einige Stunden. Die Münchner Ermittler stützten ihre Anklage auf Dokumente und Zeugen, wie etwa einen Überlebenden des Massakers.

Winkler sagte, der Rentner sei bereits im September 2006 von einem Militärgericht im italienischen La Spezia in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die deutsche Justiz müsse den Sachverhalt aber selbst aufklären. Der Zeitung zufolge lebte der Mann bisher unbehelligt in seinem Heimatort in Oberbayern. Dort habe er im Gemeinderat gesessen und die Bürgermedaille des Ortes verliehen bekommen.

Quelle: AP/dpa

Mehr darüber: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes;
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