NS-Zeit: Folterstätte im Rathaus Buer 

Nach der Machtübertragung an Adolf Hitler und der Machtergreifung der Nazis entstanden in Deutschland frühe Folterstätten und Konzentrationslager. Eine solche Folterstätte wurde 1933 im Rathaus Gelsenkirchen-Buer eingerichtet.

Es war das berüchtigte Zimmer 71, von SS und SA zur Folterung und Erpressung von Geständnissen politischer Gegner genutzt. Ein kahles Zimmer mit einem Tisch, darauf eine Schreibmaschine, vor dem Tisch ein Prügelbock, und an der Wand hängend Gummischläuche aller Größen waren der Schauplatz unzähliger Quälereien. Ein nach dem Krieg angeklagter Täter sagte im gegen ihn geführten Prozess aus: „Die Prügelei ging am laufenden Band“ und „es wurde ziemlich fest geschlagen“.

Die Anklage legte ihm zur Last, im Jahre 1933 in mindestens 11 Fällen politische Gegner unmenschlich misshandelt und geschlagen zu haben. 11 Zeugen, die noch 1947 an den Folgen dieser Mißhandlungen litten, belasteten den Angeklagten erheblich. Der ehemalige SS-Mann wurde schließlich wegen schwerer Körperverletzung in 6 Fällen; §§ 223 und 223a StGB, in Verbindung mit Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrates in Deutschland (Verbrechen gegen den Frieden oder die Menschlichkeit) zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.


Das Rathaus in Gelsenkirchen-Buer, um 1944. Im Gebäude befand sich ab 1933 eine NS-Folterstätte.

Folterstätte der Nazis nicht erinnerungswürdig?

Der Turm des Buerer Rathauses wird seit mehr als 15 Jahren alljährlich am 30. November anlässlich des Aktionstages „Cities for Life” nach Einbruch der Dämmerung in grünes Licht getaucht, ein weithin sichtbares Zeichen für den Respekt des Lebens und der Menschenwürde – gegen Todesstrafe und Folter. Die am Rathaus im Rahmen des Projektes „Erinnerungsorte“ angebrachte Tafel hingegen thematisiert die Existenz der Folterstätte nicht, lediglich ein Satz streift die 12 Jahre währende Zeit des NS-Terrorregimes: „1933 zerstörten hier die Nationalsozialisten die kommunale Stadtverwaltung.“ Es ist höchste Zeit, an diesen Gelsenkirchener Tatort von Naziverbrechen beispielsweise mit einer passend gestalteten Infotafel zu erinnern.

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