Sozialwerk St. Georg: Gebäude in Gelsenkirchen nach Jürgen Sommerfeld benannt

Das Namensschild am ‚Neubau‘ wurde am Mittwoch feierlich enthüllt. Adrian van Eyk (Geschäftsführung Sozialwerk St. Georg) und Familie Sommerfeld.

Das Sozialwerk St. Georg an der Gelsenkirchener Emscherstr. hatte zur offiziellen, feierlichen Namensgebung eingeladen. Der bisher namenlose Werkstatt-Neubau trägt jetzt einen Namen: Manufaktur Jürgen Sommerfeld. Im Rahmen einer offiziellen Feier wurde am Mittwoch die Namenstafel am Werkstattgebäude enthüllt.

Jürgen Sommerfeld war ein Kind mit Behinderung aus Gelsenkirchen, das zur Zeit des Nationalsozialismus der Euthanasie zum Opfer gefallen ist. Jürgen Sommerfeld durfte nicht leben, ohne jeden moralischen Skrupel wurde der kleine Junge im Rahmen der so genannten „Kindereuthanasie“ vom NS-Gewaltregime ‚gestorben‘. Er war gerade zweieinhalb Jahre alt, als er als Kind mit Behinderung am 20. Juli 1943 in die so genannte „Kinderfachabteilung“ der Provinzialheilanstalt Aplerbeck in Dortmund aufgenommen wurde. Am 9. August 1943 ist das Kind tot, gestorben angeblich an „Kreislaufschwäche“, so steht es auf dem Totenschein.

Seit dem 11. Juni erinnert in Gelsenkirchen bereits ein Stolperstein an Jürgen Sommerfeld. Der als gemeinnützig anerkannte Gelsenkirchener Geschichtsverein Gelsenzentrum e.V .hatte sich im Vorfeld in Absprache mit Angehörigen der Familie Sommerfeld auf den Verlegort Emscherstr. 41 vor dem Sozialwerk St. Georg verständigt, da Jürgen Sommerfeld neben einem Stolperstein dort weitere ehrende Erinnerung erfahren sollte.

Schon seit 2016 plante das Sozialwerk St. Georg, den Neubau, in dem Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung arbeiten, stellvertretend nach einem Menschen zu benennen, der während des Nationalsozialismus der so genannten ‚Euthanasie‘ zum Opfer gefallen ist. So konnten wir im Frühjahr diesen Jahres dem Sozialwerk Jürgen Sommerfeld als Namensgeber vorschlagen und den Kontakt zu Angehörigen herstellen. Familie Sommerfeld war einverstanden, so stand der Namensgebung nichts im Weg. Der Gebäudename ‚Manufaktur Jürgen Sommerfeld‘ in Gelsenkirchen erinnert stellvertretend an alle Menschen mit Behinderungen, die während des Nationalsozialismus den staatlich angeordneten Patientenmorden („Euthanasie“) zum Opfer gefallen sind.

Heilerziehungspfleger Jan-Oliver Kolpatzik , Marcel Jähner und Christa Sommerfeld enthüllten am Mittwoch (29.6.) die Namenstafel am Werkstattgebäude. Marcel Jähner ist ein Mensch mit hohem Assistenzbedarf – er arbeitet in dem Werkstattgebäude, das in Gelsenkirchen nun an Jürgen Sommerfeld erinnert.

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