Stolpersteine symbolisch verlegt

Winter erschwert Verlegung – neuer Termin folgt

Vier Stolpersteine hat Gunter Demnig heute in Gelsenkirchen verlegt. Der anhaltende Bodenfrost machte die geplante Verlegung von neun weiteren Stolpersteinen für den heutigen Tag erst einmal zunichte. Diese neun Stolpersteine sollen nun in Kürze nach der zu erwartenden Wetterbesserung verlegt werden. „Einen neuen Verlege-Termin werden wir frühzeitig bekantgeben“ – so die Projektleiterin der Stolpersteine in Gelsenkirchen, Heike Jordan.

Mit schwerem Gerät rückte Gunter Demnig dem gefrorenen Boden vor dem Turm der Zeche Nordstern zu Leibe

Bild: Mit schwerem Gerät rückte Gunter Demnig heute dem gefrorenen Boden vor dem Förderturm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst zu Leibe.

Die erste Verlegung konnte heute morgen bei leichtem Schneefall und Minustemperaturen in unmittelbarer Nähe des Schachtgerüstes der ehemaligen Zeche Nordstern in Horst mit dem Einsatz eines schweren elektrischen Bohrhammers im warsten Sinne des Wortes gestemmt werden. Gunter Demnig mühte sich redlich, den hartgefrorenen Boden für die Verlegung des Stolpersteins für den belgischen Zwangsarbeiter Charles Ganty vorzubereiten. Ganty, der aus Jumet in der Nähe von Charleroi in Belgien stammte, wurde 1940 als Zivilarbeiter nach Deutschland dienstverpflichtet. Er war ab Januar 1941 als Zwangsarbeiter auf der Zeche Nordstern eingesetzt. Wegen Arbeitssabotage von der Gestapo zunächst in ein so genanntes „Arbeitserziehungslager“ eingewiesen, wurde Ganty nach Verpflichtung zu politischem Wohlverhalten im Sinne der Nazis zunächst entlassen und wegen kritischer Äußerungen am 31. August 1942 erneut festgenommen. Er wurde schließlich am 21. Mai 1943 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und am 7. September 1943 in Plötzensee ermordet.

An den nächsten geplanten Verlegeorten an der Zollvereinstasse 4, Kurt-Schumacher-Strasse 10, Bochumer Strasse 45, Neustadtplatz 6, Wildenbruchstrasse, und Augustastrasse 7 wurden die Stolpersteine lediglich symbolisch verlegt, der durchgefrorene Boden ließ die Verlegung der Stolpersteine einfach nicht zu. Unterstrichen wurden die symbolischen Verlegungen durch das niederlegen einer weißen Rose.

An der Hauptstrasse 16 kam dann der Bohrhammer erneut zum Einsatz und so konnten dann die drei Stolpersteine für Angehörige der jüdischen Familie Grüneberg, die hier einst lebte und arbeitete, in das Pflaster eingelassen werden. Der Gelsenkirchener Kantor Yuriy Zemskyi betete singend ein jüdisches Totengebet, das El male Rachamim für die Ermordeten der Familie Grüneberg. Eine Dortmunderin, die auch eine Patenschaft für einen Stolperstein übernommen hatte, verlas das Verfolgungsschicksal der Familie Grüneberg. Die einzig überlebende der Familie, Lore Buchheim geborene Grüneberg, lebt heute 85jährig in den USA.

Vortrag in der „flora“

Von links: Heike Jordan, Projektleiterin der Stolpersteine für Gelsenkirchen, Andreas Jordan, Initiator und Gunter Demnig

Von links: Heike Jordan, Projektleiterin der Stolpersteine für Gelsenkirchen, Andreas Jordan, Initiator und Gunter Demnig, geistiger Vater des Gesamtprojekts Stolpersteine gestern in der Gelsenkirchener „flora“

Bereits gestern hielt Gunter Demnig einen Vortrag in der Gelsenkirchener „flora“. Eindrucksvoll beschrieb der Kölner Künstler seinen künstlerischen Werdegang und sein Projekt Stolpersteine gegen das Vergessen, das mittlerweile zu seinem Lebenswerk geworden ist. Annähernd 23.000 Stolpersteine hat Demnig mittlerweile flächenbündig in die Gehwege vieler europäischer Länder eingelassen. Das Projekt Stolpersteine hat sich so zum größten dezentralen Mahnmal der Welt entwickelt – Gelsenkirchen ist seit der ersten Verlegung von Stolpersteinen im Sommer 2009 ein Teil dieses Mahnmals. Im Anschluss an den Vortrag stellten interessierte BesucherInnen Fragen zum Projekt Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig gerne beantwortete. Weitere Patenschaften für die Stolpersteine in Gelsenkirchen sind im Anschluß an den Vortrag übernommen worden.

→ Internetpräsenz der Stolpersteine in Gelsenkirchen

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