Umbenennung des „Paul-Schossier-Weg“

Rosa-Böhmer-Weg nicht diskussionswürdig?

Wie es aussieht, lässt die Stadt Gelsenkirchen die Chance verstreichen, den nach dem Nazi-Schreibtischtäter Paul Schossier benannten Weg nach einem unschuldigen, neunjährigen Opfer seiner Tätigkeit umzubenennen. Der Ehrung durch die Straßenbenennung im Öffentlichen Raum, die der Nazi Paul Schossier seit 1966 erfahren hat, eine Ehrung der in Auschwitz ermordeten Rosa Böhmer, die zu den durch Schossier verfolgten Gelsenkirchener Sinti und Roma gehört, gegenüber zu stellen, wäre eine würdige und gerechte Lösung gewesen.

Doch in der Beschlussvorlage der Verwaltung für den Rat der Stadt am 07. Oktober 2010, schlägt die Verwaltung vor, „… aufgrund der über das Mitläufertum hinausgehenden Betätigung des Namensgebers für das nationalsozialistische ‘Dritte Reich’ …“ den Paul-Schossier-Weg in Josef-Sprenger-Weg umzubenennen.

In der Begründung findet sich noch nicht einmal ein Abwägen der verschiedenen gemachten Namensvorschläge. Auch der Vorschlag „Rosa-Böhmer-Weg“ wird komplett ignoriert. Andreas Jordan hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gelsenzentrums bereits Ende September Bezirksbürgermeister Klasmann diesen Vorschlag unterbreitet, ohne bislang eine Antwort erhalten zu haben. Auch ein Brief des Landesverbandes der Sinti und Roma an den Oberbürgermeister Baranowski, in dem dieser den Vorschlag unterstützt, blieb offenbar ohne Wirkung.

Zwar verschwindet mit der Umbenennung der Name des Nazi-Täters endlich aus dem öffentlichen Raum, doch wird hier die Chance vertan, „… ein Zeichen dafür zu setzen, dass die Stadt Gelsenkirchen die Sinti und Roma, die Bürger dieser Stadt waren, und ihr Schicksal nicht vergisst und dass ihre Geschichte auch heute noch einen Platz in Gelsenkirchen hat.“ Mit diesen Worten befürwortet Roman Franz, der Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma, die Umbenennung des „Paul-Schossier-Weg“ in „Rosa-Böhmer-Weg“.

Nun ist die Bezirksvertretung Nord gefragt, die am 04. November 2010 über die Beschlussvorlage abstimmen wird. Sie könnte sie ja ablehnen und einen Änderungsantrag einbringen, in dem der „Paul-Schossier-Weg“ in „Rosa-Böhmer-Weg“ umbenannt wird.

Quelle: → Der Rote Emscherbote, 9. Oktober 2010

Dokumentation: → Das Verfolgungungsschicksal des Kindes Rosa Böhmer

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