Jüdischer Widerstand in Auschwitz

Gelsenzentrum e.V. erinnert an Leo Diament

Leo Diament wurde am 6. Dezember 1921 in Gelsenkirchen geboren. Zunächst Anfang der vierziger Jahre im KZ Sachsenhausen inhaftiert, wurde er von dort nach Auschwitz III verschleppt und ermordet.

Anfang Oktober 1944 wurde ein Galgen auf dem Appellplatz des Vernichtungslagers Auschwitz III errichtet. Mehr als 10.000 Gefangenen wurde befohlen, sich um den Galgen zu versammeln. Drei Häftlinge wurden im grellen Licht der Scheinwerfer von der SS herbeigeschafft.

Page of Testimony: Leo Diament aus Gelsenkirchen

Es waren Jack Grossfeld, ein Medizinstudent aus Krakau, Nathan Weissman, ein Jurastudent aus Lodz und Leo Diament aus Gelsenkirchen, denen ihre öffentliche Ermordung bevorstand.  Der 23-jährige Leo Diament wurde als letzter erhängt. Bevor der Henker die Kiste unter seinen Füssen wegstieß, rief Leo Diament: „Mut, Kameraden! Vergesst uns nicht! Es lebe die Freiheit!“ Diese Szenerie ist den wenigen Überlebenden des KZ Auschwitz III in unauslöschlicher Erinnerung geblieben.

Leo’s Bruder Fred Diament, der mit ihm in Auschwitz III war, es konnte es nicht ertragen, Zeuge der Hinrichtung seines Bruders zu sein. Ein Apotheker brachte ihn zur Lagerkrankenstation, wo er arbeitete und behielt ihn dort, bis die Hinrichtungen vorbei waren.

Fred Diament hat im Oktober 1946 einen Nachruf für seinen Bruder Leo geschrieben: In Memoriam Leo Yehuda Diament

Die drei ermordeten jüdischen Widerstandskämpfer hatten den  Versuch unternommen, Kontakt zu polnischen Widerstandsgruppen aufzunehmen, die ihnen hätten helfen können, eine Massenausbruch aus dem Vernichtungslager Auschwitz III zu organisieren. Die Männer wurden jedoch denunziert. Sechs Wochen lang mussten sie Folterungen durch die  SS erdulden,  ihre Kameraden und ihrem Plan verrieten sie jedoch  nicht. In der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober 1944 wurden sie schließlich ermordet.

Hintergrund: Das Vernichtungslager Auschwitz III

Das Lager Buna (dann Monowitz, später Auschwitz III genannt) war das erste von einem privaten Industrieunternehmen (IG Farben) geplante und finanzierte Konzentrationslager, das ausschließlich für die Zwangsarbeit von Häftlingen vorgesehen war. In diesem Industriekomplex  mussten sich Zwangsarbeiter für die deutsche Kriegsproduktion unter Aufsicht der SS zu Tode schuften.

NS-Wirtschaftsverbrecher

Wegen ihrer Verantwortung für den Einsatz von Konzentrationslagerhäftlingen in Auschwitz III wurden die zuständigen Vorstandsmitglieder der IG Farben, Otto Ambros und Heinrich Bütefisch, der Betriebsführer Walter Dürrfeld, die Vorsitzenden Fritz ter Meer und Carl Krauch zu Haftstrafen zwischen fünf und acht Jahren verurteilt, wurden aber schon bald vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die verurteilten Kriegsverbrecher bekleideten bald wieder hohe Führungspositionen in der deutschen Nachkriegswirtschaft,  indem sie alte Seilschaften reaktivierten und „alten Kameraden“ ihnen ihre Ämter zuschanzten – Gajewski war u.a.Aufsichtsratsmitglied der Gelsenkirchener Bergwerks AG, Ambros wurde u.a. Aufsichtratsmitglied der Scholven-Chemie AG Gelsenkirchen, Bütefisch wurde u.a. Aufsichtsratsvorsitzender der Kohle-Öl-Chemie GmbH in Gelsenkirchen, Dürrfeld war u.a. Vorstandsmitglied der Scholven-Chemie AG, Gelsenkirchen-Buer.

Dieser Beitrag wurde unter Stadtgeschichte Gelsenkirchen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar