Umbennung – Straße war nach NS-Täter benannt

Stadt Gelsenkirchen ließ Chance verstreichen

Der Name des NS-Täters Paul Schossier als Namensgeber für eine Straße in Gelsenkirchen ist jetzt endgültig Geschichte. Im letzten Jahr wurde die Straße von der zuständigen Bezirksvertretung Nord umbenannt,  das alte Straßenschild blieb jedoch neben dem neuen ein Jahr durchgestrichen hängen. Auch diese Frist ist verstrichen, der Name des NS-Täters ist nun aus dem öffentlichen Raum verschwunden.

Die Stadt Gelsenkirchen ließ jedoch die Chance verstreichen, den nach dem Nazi-Schreibtischtäter Paul Schossier benannten Weg nach einem unschuldigen, neunjährigen Opfer seiner Tätigkeit umzubenennen. Der Ehrung durch die Straßenbenennung im Öffentlichen Raum, die der Nazi Paul Schossier seit 1966 erfahren hat, eine Ehrung der in Auschwitz ermordeten Rosa Böhmer, die zu den durch Schossier verfolgten Gelsenkirchener Sinti und Roma gehört, gegenüber zu stellen, wäre eine würdige und gerechte Lösung gewesen. Zwar verschwindet mit der Umbenennung der Name des Nazi-Täters endlich aus dem öffentlichen Raum, doch wurde hier die Chance vertan, „… ein Zeichen dafür zu setzen, dass die Stadt Gelsenkirchen die Sinti und Roma, die Bürger dieser Stadt waren, und ihr Schicksal nicht vergisst und dass ihre Geschichte auch heute noch einen Platz in Gelsenkirchen hat.“ Mit diesen Worten hatte Roman Franz, der Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma, die Umbenennung des „Paul-Schossier-Weg“ in „Rosa-Böhmer-Weg“ befürwortet.

Die Umbenenung war bereits 2008 von Andreas Jordan, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Gelsenzentrum e.V. vor dem Hintergrund neuer Recherchen des Vereins angestoßen worden. Die lokale Politik reagierte daraufhin und gab ein Gutachten in Auftrag, dass Paul Schossiers Beteiligung am NS-Völkermord in seiner Eigenschaft u.a. als Rechts- und Polizeidezernent erneut bestätigte. So war Paul Schossier für die Deportation und die daran anschließende Ermordung der Gelsenkirchener Angehörigen des Volkes der Sinti und Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mitverantwortlich. Der Vorschlag des Gelsenzentrum e.V., der auch vom Landesverband der Sinti und Roma in NRW unterstützt wurde, den ehemaligen “Paul-Schossier-Weg” nach einem Opfer des “Wirkens” von Paul Schossier, dem 9-jährigen Sinti-Mädchen Rosa Böhmer aus Gelsenkirchen zu benennen, fand dagegen weder im Rat der Stadt Gelsenkirchen noch in der Bezirksvertretung Nord eine Mehrheit.

Die Anwohner des „Paul-Schossier-Weges“ reagierten seinerzeit in Kenntniss der „über das Mitläufertum hinausgehende Betätigung des Namensgebers Paul Schossier“ während der Zeit des Nazi-Regimes dennoch mit Unverständnis über die Umbenennung, wie es Anwohner Heinz Hackstein in einer Bürgeranfrage darlegte. Dagegen hieß es von Seiten der Politik, die Umbenennung sei “nachvollziehbar und vernünftig, man bedauere, dass es erst so spät zu einer Umbenennung kam“. Der neue Namensgeber Josef Sprenger, ein Lokalpolitiker und ehemaliger Bürgermeister, wurde 1933 von den Nazis aus dem Dienst entlassen. Sprenger war in der NS-Zeit keiner direkten Verfolgung ausgesetzt. Er verließ nach seiner Entlassung Gelsenkirchen und lebte bis zu seinem Tod 1951 in Essen.

Der Name des NS-Täters ist aus dem öffentlichen Raum entfernt worden

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