Umstrittene Erinnerungs-Tafel in Gelsenkirchen-Horst

Ehrendes „Gedenken“ durch die Hintertür?

Die Gesamtschule Horst erhielt jetzt im Rahmen des „stadteigenen“ Erinnerungsorte-Projektes eine Gedenktafel als „Erinnerungsort“ (Eingang Industriestraße)

Darauf ist auch von Werner Mölders zu lesen, einem Gelsenkirchener und „Kriegsheld“ des Nazi-Regimes. Geschichte kann eine spannende, mitunter heikle Angelegenheit sein – dass belegt die Entstehung dieser Gedenktafel, die jetzt an der Gesamtschule Horst angebracht wurde.
Siehe auch: Heikle Erinnerung

Woran soll diese Tafel eigentlich erinnern?

40% des Textes enthält die Info, dass da schon länger eine Schule ist. Die restlichen 60% erinnern an die tragische Heldengestalt des ehemaligen Namensstifters aus „unserer Mitte“

So eine Art „Rückumwidmung“ im Kleinformat ? Erst die Auswahl des Standortes rückt den „Helden“ Mölders in den Focus der Öffentlichkeit, der Text auf der Erinnerungsorte-Tafel hat seinen eigenen Stellenwert.

Grundsätzlich: Warum grade diese Schule, dieser Standort?

Aus der Stadtteil-Geschichte läßt sich entnehmen: In Horst gibt es eine Grundschule mit bewegter Geschichte (Zwangsarbeiterlager) ; Horst hatte eine jüdische Gemeinde mit rund 150 Mitgliedern, viele jüdische Geschäftsleute hatten ihre Geschäfte an der Markenstraße, wohnten und lebten in Horst. Der damalige Betsaal der Horster Gemeinde befand sich an der Industriestraße 100. Auch die Lebenssituation der ehemaligen Zwangsarbeiter, die hier in Horst in den verschiedensten Lagern und Unterkünften hausen mußten, sollte nicht unerwähnt bleiben.

Im Februar 2008 wurde auf dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof anläßlich der Eröffnung der fahrenden Ausstellung „Zug der Erinnerung“ ein Geleitwort von Herman Neudorf öffentlich verlesenen, hier nochmal zur Erinnerung, Zitat Herman Neudorf:

„Am 28. Oktober 1938 kam ein Polizist in meine Schule, das Realgymnasium Horst – und brachte mich ins Gefängnis in Horst. Ich war gerade 13 Jahre alt. Von diesem Tag an war meine Jugend zu Ende! Von dort schleppte man mich nach Polen, nach Riga, in das KZ Stutthof und nach Buchenwald, wo ich dann 1945 befreit wurde. Vergeben muss man – aber Vergessen ist unmöglich“.

Das Realgymnasium wurde dann in „Werner Mölders Schule“ umbenannt, hieß später kurzzeitig „Geschwister Scholl Schule“, heute Gesamtschule Horst – und morgen?

Öffentliche Diskussion zum Thema Erinnerungsorte und Mölders im Forum Gelsenkirchener Geschichten: Forum Gelsenkirchener Geschichten

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