Zwangsarbeit in der NS-Zeit: Die Schatten der Geschichte

Sammelgrab in Schalke-Nord

Bei Recherchen zu Opfern der Zwangsarbeit 1940-1945 in Gelsenkirchen stieß Lokalhistoriker Andreas Jordan (Gelsenzentrum, Stolpersteine Gelsenkirchen) im Online-Archiv des Internationalen Suchdienstes (ITS) auf einen Lageplan aus der direkten Nachkriegszeit. Darin verzeichnet: ein Sammelgrab für „56 Ita- liener“ im Bereich der Hubertusstraße in Schalke-Nord.

Welches Ereignis dem Tod der in dem Sammelgrab verscharrten Toten vorausgegangen ist, direkte Kriegs-einwirkung, ein Unglück oder ein Gewaltereignis, liegt derzeit noch im Dunkeln. Ebenso ist bisher nicht bekannt, ob es nach dem Krieg Umbettungen gegeben hat. Sollte das der Fall sein, stellt sich die Frage: Wo haben diese Toten ihre letzte Ruhestätte gefunden? „Wir stehen mit unseren Recherchen zu diesem Sam-melgrab am Anfang, entsprechende Anfragen an die Stadt haben wir gestellt, warten nun auf Antworten“ sagt Jordan, und weiter „Sollte sich der Verdacht bestätigen, das sich an dieser Stelle ein „vergessenes“ Sammelgrab befindet, muß alles getan werden, um die sterblichen Überreste der Menschen würdig zu behandeln und möglichst den Toten ihre Namen wiederzugeben.“

In der Nähe des Sammelgrabes waren während des zweiten Weltkrieges hunderte Zwangsarbeiter verschie-dener Nationalitäten, darunter auch italienische Kriegsgefangene, in Lagern interniert. Eines der Zwangsar-beiterlager (Mannesmann Röhrenwerke, Abt. Grillo-Funke) befand sich an der Hubertusstrasse. Auch in der damaligen Schule an der Caubstrasse 25 waren 164 Italiener „untergebracht“ (Dortmunder Union Brücken-bau), das Werk Orange unterhielt ein Barackenlager am Stadthafen 81, dort waren 68 kriegsgefangene Italiener „untergebracht“. Ob die 56 Toten mit diesen oder anderen Zwangsarbeiterlagern Gelsenkirchens in Verbindung stehen, muss jetzt geklärt werden.

***UPDATE/FORTSCHREIBUNG: Sammelgrab Schalke-Nord: Sie haben die Heimat nie wieder gesehen

Die so genannten „Italienischen Militärinternierten“ (IMI) wurden durch eine erbarmungslose Ausbeutung ihrer Arbeitskraft, Nahrungsmittelentzug und fehlende medizinische Betreuung teilweise sogar schlechter behandelt als die sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Lebensbedingungen in den Barackenlagern waren unmenschlich: Hunger, Zwangsarbeit, Krankheiten und Bombenangriffe kosteten Zehntausenden das Leben.

Dieser Beitrag wurde unter Stadtgeschichte Gelsenkirchen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar