Zwei Lieben – Lesung mit Rainer Vollath in Gelsenkirchen

„Uns haben sie einfach vergessen…“ – schwule Männer als Opfer des NS-Terrors und in der jungen Bundesrepublik

Lange blieb das Schicksal schwuler Männer und deren Verfolgung in der Zeit zwischen 1933 und 1945 im Verborgenen. Der berüchtigte Paragraph 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, galt in der während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft verschärften Version unverändert in der Bundesrepublik Deutschland – bis zum Jahr 1969.

Der Autor Rainer Vollath hat sich in seinem Buch „Zwei Lieben“ diesem verdrängten Kapitel deutscher Geschichte gewidmet. Am Freitag, den 30. März 2012 liest er um 19 Uhr im Kulturzentrum „die flora“ in Gelsenkirchen, Florastraße 26, aus seinem zeitgeschichtlichen Roman „Zwei Lieben“.

Möglich wurde diese Lesung durch eine Kooperation des Vereins Rosa Strippe, der in Bochum die zweitgrößte psychosoziale Beratungsstelle für Lesben, Schwule und deren Angehörige in NRW betreibt und der Projektgruppe STOLPERSTEINE des Gelsenzentrum e.V. in Gelsenkirchen. Beide Initiativen widmen sich schon seit langem der Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus. Auf Initiative der Rosa Strippe e.V. hat der Künstler Gunter Demnig im Februar in Dortmund einen weiteren Stolperstein für ein schwules Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Auf Initiative der Gelsenkirchener Projektgruppe wird dort im September ein Stolperstein für einen verfolgten schwulen Mann dazukommen. Die Recherchen für die Stolpersteine stammen von Jürgen Wenke, der seit langem die Lebensgeschichten schwuler Männer während der NS-Zeit erforscht und der am 30. März auch von seiner Arbeit berichten wird.

In einem Interview hat der 1966 geborene Autor Rainer Vollath über seine Beweggründe gesprochen, „Zwei Lieben“ zu schreiben. Er habe das Buch wider das Vergessen schreiben wollen: „Ich wünsche mir, dass das Leben und Leiden der verfolgten Schwulen im Nationalsozialismus, aber auch in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik der Nachwelt im Gedächtnis bleibt“, so der Autor weiter. So erzählt er die Lebensgeschichte von Fritz Weiss, der als 28jähriger im Berliner Tiergarten von der Gestapo verhaftet wird und daraufhin sieben Jahre in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Flossenbürg inhaftiert bleibt.

Und der Roman erzählt nicht nur die Geschichte der Homosexuellenverfolgung in Deutschland während der nationalsozialistischen Diktatur. Er erzählt eben “Zwei Lieben” und auch von der Kriminalisierung und Verfolgung von schwulen Männern in der jungen Bundesrepublik bis hin zur Schwulenbewegung der 1970er Jahre. Sie ging einher mit der Strafrechtsreform, die erst 1969 -24 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Terrorherrschaft unter dem Hakenkreuz den berüchtigten Paragraphen 175 wieder entschärfte. Die vom nationalsozialistischen Regime verschärfte Fassung, die männliche Homosexualität unter Strafe stellte, galt eben auch in der jungen Bundesrepublik unverändert weiter, wollte man darin doch kein spezifisch nationalsozialistisches Unrecht erkennen. Und die Geschichte dieses Paragraphen endete erst 1994 nach dem Beitritt der Länder der ehemaligen DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, nach der Wiedervereinigung Deutschlands.

Der Eintritt zur Lesung ist frei. Um eine Spende für das Projekt Stolpersteine Gelsenkirchen wird gebeten.

Informationen erhalten Interessierte auch unter www.rosastrippe.de oder www.stolpersteine-gelsenkirchen.de

Quelle: Pressemitteilung der Rosa Strippe

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