70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Gedenkakt auf dem Horster Friedhof

Am 22. Juni 2011 jährt sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 70. Mal. Dieser Krieg war von Beginn an ein ideologischer Vernichtungskrieg, dem in der Summe annähernd 28 Millionen Menschen aus der Sowjetunion zum Opfer fielen, darunter 14 Millionen Zivilisten. Millionen Menschen mussten in den besetzten Gebieten der Sowjetunion und auf dem Gebiet des „Dritten Reichs“ Zwangsarbeit zur Unterstützung der deutschen Kriegsführung leisten. Die deutschen Besatzer verschleppten aus der Sowjetunion zwischen 1941 und 1945 fast fünf Millionen Männer, Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich. Zu den sowjetischen Zwangsarbeitern im Deutschen Reich zählten nicht nur zivile sogenannte „Ostarbeiter“, sondern auch fast zwei Millionen Kriegsgefangene und mehrere Hunderttausend KZ-Häftlinge, die in Rüstungsbetrieben, in öffentlichen Einrichtungen, in der Landwirtschaft, im Handwerk, auf Baustellen und auch in Privathaushalten wangsarbeit leisten mussten. In der NS-Rassenhierarchie standen die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion am unteren Ende und wurden von ihren deutschen Arbeitgebern entsprechend schlecht behandelt. Die Zwangsarbeit im Dritten Reich war kein Geheimnis, sie war ein allgemein bekanntes, öffentliches Verbrechen.

Durch die unmenschlich harte Arbeit, Hunger, Krankheit, Erschöpfung, Schikane, Folter, Mord oder Selbstmord starben viele der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, so auch in Gelsenkirchen. Kriegsereignisse wie die sich seit Sommer 1944 häufenden Luftangriffe auf Industrieanlagen führten ebenfalls zum Tod vieler Menschen. Das Verbot für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Osteuropa, bei Bombenangriffen in Bunkern Schutz zu suchen, setzte viele von ihnen dem sicheren Tod aus. Schon während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Horster Friedhof auch Gräberfelder angelegt, auf denen ausschließlich sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beerdigt wurden. Seit der frühen Nachkriegszeit steht ein quaderförmiger Gedenkstein mit kyrillischer Inschrift auf dem Gräberfeld, wo 884 in Gelsenkirchen umgekommene Sowjetbürger beigesetzt sind.

Vor diesem zeithistorischen Hintergrund findet am 22. Juni ab 18:00 Uhr ein Gedenkakt auf dem Horster Friedhof statt, zu dem auch Herr Oberbürgermeister Baranowski und Vertreter der Stadt eingeladen sind. An dem Gedenkakt nehmen diplomatische Vertreter der Republik Belorus, Frau Konsulin Anzhela Volodina und Herrn Konsul Pavel Evseenko sowie als diplomatische Vertreter der Ukraine Herr Attache Vitalii Remele und Herr Vitalii Gopanchuk teil. Herr Wolfgang Held vertritt den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. . Herr Pfarrer Wiktor Alexejew wird als Vertreter der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Essen ein Gebet für die Toten sprechen. Gemeinsam werden wir den Menschen, die 1941-1945 aus der Sowjetunion als Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt und hier in Gelsenkirchen an den Folgen von Gewalt, Hunger und Krankheit gestorben sind, ein ehrendes Andenken erweisen. Zu diesem Gedenkakt sind die Bürgerinnen und Bürger Gelsenkirchens – insbesondere auch Schulklassen – und die Vertreter der Presse herzlich eingeladen. Es wird um Blumen- und Kranzspenden gebeten. Info: Gelsenzentrum e.V., Telefon: 0209 – 9994676

Dieser Beitrag wurde unter Stadtgeschichte Gelsenkirchen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar