Auf den Spuren der Kinder von Westerbork

Ein Zug fährt durch Deutschland

Vor 70 Jahren deportierte die „Reichsbahn“ tausende Kinder – weil sie Juden oder Sinti und Roma waren. Die „Reichsbahn“-Züge kamen aus einem Nazi-Lager in den besetzten Niederlanden: Westerbork. In verschlossenen Waggons wurden die Menschen durch Deutschland transportiert, darunter auch Kinder aus Gelsenkirchen, Dortmund, Hannover, Magdeburg oder Berlin. Nach drei Tagen erreichten die Züge Sobibór in Ostpolen. In dem Nazi-Vernichtungslager wurden die Kinder sofort nach der Ankunft ermordet.

Der Verein „Zug der Erinnerung“ will im Mai und Juni 2013 auf 10 deutschen Bahnhöfen gemeinsam mit Initiativen und Projektgruppen aus den verschieden Städten von den in Sobibór ermordeten Kindern Abschied nehmen – auf den Bahnhöfen, auf den ihnen vor 70 Jahren niemand half. Von Montag 10. Juni bis Mittwoch 12. Juni 2013 macht der Zug der Erinnerung in Dortmund Station.

Der Zug der Erinnerung ist am Montag und Dienstag von 8 bis 20 Uhr (bei Bedarf länger) sowie Mittwoch von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Der Besuch ist kostenlos. Jugendliche Botschafter und Botschafterinnen der Erinnerung begleiten Schulklassen und Jugendgruppen beim Besuch der Ausstellung. „Dortmund wird die einzige Station des Zugs der Erinnerung in NRW sein, so dass wir mit hohen Besucherzahlen rechnen. Wir empfehlen Gruppen und Schulklassen daher, sich frühzeitig anzumelden“, sagt Oliver Hein, Mitarbeiter der Arbeitsstelle ‚Zukunft braucht Erinnerung‘. Gruppenbesuche können unter der E-Mail-Adresse hein.oliver@gmx.net sowie telefonisch unter 0179-3592951 angemeldet werden.

Eine Projektgruppe des Gelsenzentrum e.V. hat sich auf Anregung des „Zug der Erinnerung“ in den letzten Monaten auf Spurensuche nach Kindern aus Gelsenkirchen begeben, die in Sobibór ermordet wurden: „Wir zeichnen die Lebens- und Leidenswege nach, die diese Kinder damals gehen mussten. Beim Aufenthalt des Zuges der Erinnerung in Dortmund erinnern wir an ihren gewaltsamen Tod im Vernichtungslager Sobibór.“

Unterstützung bei der Recherche fand der gemeinnützige Verein beim Internationalen Suchdienst (ITS) in Bad Arolsen. Anhand der dort vorhandenen Unterlagen konnte die Projektgruppe die Namen von neun Kindern und Jugendlichen aus Gelsenkirchen in Erfahrung bringen, die 1943 über Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet wurden: Lieselotte Grünewald wurde 14 Jahre, Fanni Susanne Günsberg wurde 16 Jahre, Lothar Günsberg wurde 14 Jahre, Karl Werner Kupferschlag wurde 12 Jahre, Hella Grün wurde 13 Jahre, Recha Häusler wurde 13 Jahre, Fanni Landsmann wurde 19 Jahre, Anna Tepper wurde 20 Jahre, Robert Abraham Silberberg wurde 21 Jahre alt. Ernst Levie starb in Auschwitz, er wurde 12 Jahre alt.

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