Die WAZ und der Holocaust

Den Holocaust verschweigen – eine andere Form der Leugnung?

Die weitestgehend ungesühnten Morde der Polizeibataillione in einem WAZ-Artikel ( → Siehe 9. April 2008) unerwähnt zu lassen, ist moralisch verwerflich, werden doch auf diese Weise die Opfer und deren Nachfahren erneut verhöhnt und gedemütigt.

Die Angehörigen der Polizeibataillione haben zehntausende Morde an Männern, Frauen und Kindern in den deutsch besetzten Gebieten begangen. Dazu gehörten auch die Männer der Polizeibataillione 65 (Cholm) und 316.

In diesen beiden Einheiten haben überwiegend Männer aus Gelsenkirchen ihren „Dienst für Führer, Volk und Vaterland“ verrichtet, so eben auch Alfons Wälken aus Gelsenkirchen-Horst. Es stellt sich hier die Frage, ob das Leid der Täter in unserer Gesellschaft höher anzusiedeln und einzuschätzen ist als das Leid der Opfer eben jener Täter. Es ist empörend und beschämend zugleich, denn „diese Täter werden den Opfern nie verzeihen“.

Die Polizeibataillione wurden mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut, den größten Teil ihrer Zeit waren dies Tätigkeiten, die mit dem Völkermord nichts zu tun hatten: Gewöhnliche Polizeiaufgaben, Sicherung von Anlagen und Gebäuden und die so genannte „Partisanenbekämpung“. Einige waren sogar Seite an Seite mit der Wehrmacht „im Fronteinsatz“. Doch sie trieben auch Menschen zusammen, deportierten sie zur Zwangsumsiedlung, zur Zwangsarbeit nach Deutschland oder zu irgendeinem Lager, oftmals einem Vernichtungslager. Und immer wieder töteten sie kaltblütig – häufig massenhaft.

Im Internet-Zeitalter ist die ganze Wahrheit oftmals nur wenige Mausklicks entfernt

Burgdorf sagt in dem Artikel, von Geschichte habe er keine Ahnung – wie recht er hat. Augenscheinlich scheint man auch in der Redaktion der WAZ-Buer ebenfalls „nicht so schrecklich viel Ahnung von Geschichte“ zu haben.

Die Aussage von Burgdorf, „Zu solchen Einheiten wurden damals ganz normale Arbeiter und Handwerker eingezogen, die dann in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten die öffentliche Ordnung sichern sollten“, ist in soweit nicht falsch, es wird allerdings einfach verschwiegen, dass es da noch weitere „Aufgaben“ für die Männer dieser Polizeibataillione gab – nämlich die aktive Beteiligung am Holocaust.

Den Holocaust zu verschweigen statt explizit zu leugnen – mit diesem üblen Trick ist es den Verantwortlichen bei der WAZ und auch Burgdorf gelungen, knapp unterhalb der Schwelle der juristischen Relevanz zu bleiben.

Andreas Jordan, Januar 2009

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