Gesuchter NS-Verbrecher in Klagenfurt

The SUN, UK schreibt am 16. Juni 2008:

Ein alter Mann sitzt inmitten von Fußball-Fans in einem Café in Klagenfurt. Er genießt die Atmosphäre in der österreichischen EM-Stadt sichtlich. Es ist der NS-Verbrecher Milivoj Ašner.

Milivoj Ašner war als Chef der Ustascha-Polizei in Požega (Kroatien) verantwortlich für die Deportation Tausender Juden, Roma und Serben in die Konzentrationslager des Dritten Reiches. Ašner steht auf der Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums an vierter Stelle. Der Vorwurf: Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dass er dennoch ein Leben in Freiheit genießt, verdankt er den österreichischen Behörden: Sein Gesundheitszustand sei zu schlecht für einen Prozess in seinem Heimatland Kroatien.

Von Gebrechen bei dem 95-Jährigen in Klagenfurt allerdings keine Spur. Ein Reporter-Team beobachtete Ašner, wie er zusammen mit seiner zweiten Frau Edeltraut gut gelaunt durch die Innenstadt spazierte – ohne Gehilfe, nahezu unbeschwert. Hin und wieder ein Plausch mit Fußball-Fans oder eine Erfrischung zwischendurch. Der Chef des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Dr. Efraim Zuroff, sagte gegenüber „The Sun“: „Milivoj Ašner genießt ein Leben, das zehntausenden Opfern der Nazi-Zeit verwehrt geblieben ist.“

Zuroff fordert nun die sofortige Auslieferung Ašners. „Die kroatischen Behörden sind bereit, ihm sofort den Prozess zu machen.“ Doch Österreich schützt ihn. In Kroatien geboren, flüchtete Ašner 1945 nach Österreich. Nach der Unabhängigkeit Kroatiens kehrte er in seine Heimatstadt Daruvar zurück, bis ihm die kroatischen Behörden wegen Kriegsverbrechen den Prozess machen wollten. Er floh zurück nach Klagenfurt. Seine österreichische Staatsangehörigkeit hat ihn bislang vor einer Auslieferung bewahrt.

Quelle: „The SUN“ (Britische Tageszeitung)

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