Stolpersteine in Rom
Am 28. Januar 2010 verlegte der Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in Rom. An 8 Verlegeorten erinnern nun auch in der italienischen Hauptstadt die Stolpersteine an 31 NS-Opfer und Opfer des Faschismus. Mehr als 22.000 Stolpersteine zur Erinnerung an die Menschen, die von den Nazis ermordet worden sind, hat Demnig seit 1996 inzwischen europaweit verlegt. Das Projekt Stolpersteine hat sich zum weltweit größten dezentralen Mahnmal gegen dasVergessen entwickelt.
Elf Stunden dauerten die Verlegungen der Stolpersteine, eine Besonderheit bildete die Verlegung der Stolpersteine vor der Carabinieri-Kaserne in der Viale Giulio Cesare für die Angehörigen der Carabinieri, junge Männer zwischen 20-25 Jahren, die sich den Befehlen der SS verweigert hatten, sich an den Deportationen zu beteiligen und so selber am 7. Oktober 1943 in den Tod deportiert worden sind. Eine Ehrenabordnung der Carabinieri nahm an der Verlegung dieser 12 Stolpersteine teil. Einheiten der Carabinieri wirkten unter den Faschisten Mussolinis an Kriegsverbrechen mit und waren an Deportationen von Menschen in die Vernichtungslager der Nazis beteiligt. Die Carabinieri ist heute eine polizeiliche Gendarmerie, eine eigenständige Teilstreitkraft in der italienischen Armee.
Carla Di Veroli, Ministerialrätin für Kulturpolitik, sagte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Juden und Angehörigen anderer Opfergruppen deportiert wurden, weil die Nazis es befahlen, sondern auch, weil die italienischen Faschisten in den städtischen Ämtern das Hitler-Regime unterstützen. Sie gaben Listen mit den Namen und Wohnungen der Juden und anderen NS-Opfern an die Nazis weiter und wirkten so aktiv an den Deportationen der Menschen in die Vernichtungslager der Nazis mit.“
Die Stolpersteine sind nun ein bleibendes Zeichen der Erinnerungskultur, real und greifbar, schlicht und unaufdringlich sind sie Teil der Stadt Rom, ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens geworden.
Die Verlegung der ersten Stolpersteine, der „pietre d´inciampo“, wie sie in Italien heißen, wird in einem Buch verarbeitet. Darin enthalten sind historische und kritische Texte, Biographien der Ermordeten, fotografische Abbildungen der Verlegeorte sowie eine CD mit Filmaufnahmen von den Stolperstein-Verlegungen an diesem denkwürdigen Tag, dem 28. Januar 2010. Die Präsentation des Buches ist für den 16. Oktober 2010, dem Jahrestag der Deportationen, geplant.