Gelsenkirchener Lichter markieren temporären Erinnerungsort
Zur Teilnahme an eine besondere Form der Erinnerung und des Gedenkens ruft der gemeinnützige Verein Gelsenzentrum die Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger auf. Mit dem entzünden der „Gelsenkirchener Lichter“ wird am 27. Januar ein temporärer Erinnerungsort markiert – in diesem Jahr um 16 Uhr am damaligen Standort des „Judensammellagers“ an der Wildenbruchstraße in Höhe der Polizeiwache. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, Kerzen mitzubringen.
Der 27. Januar wurde 2005 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Dieser Tag erinnert an Mordopfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus, an Menschen, die nach der verbrecherischen Weltan-schauung der Nazis nicht in das vorgegebene Bild einer „arischen Volks-gemeinschaft“ passten: Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Handicap, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, so genannte „Asoziale“, Zeugen Jehovas, Deserteure, WiderständlerInnen, Kriegsgefangene, Zwangs-arbeiterinnen und Zwangsarbeiter, an all die Namenlosen, an die mehr als elf Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, gedemütigt, entrechtet, ausgegrenzt, gekennzeichnet, gequält und in den Konzentrationslagern und anderen Unrechtsstätten bestialisch ermordet wurden. Nur wenige der Verschleppten überlebten die Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager, konnten nach ihrer Befreiung eine neue Existenzen aufbauen und eigene Familien gründen. Ihre Zahl wird von Jahr zu Jahr kleiner. Ihre Lebens- und Leidenswege dürfen bei dem Gedenken an die Toten des Holocaust nicht vergessen werden.
In Gelsenkirchen ist der 27. Januar zugleich der Jahrestag der ersten und größten Deportation jüdischer Mitbürger. An diesem Tag im Jahre 1942 verließ in den frühen Morgenstunden ein Menschentransport den Gelsen-kirchener Güterbahnhof mit Ziel Ghetto Riga. Zuvor waren im so genannten „Judensammellager“ an der Wildenbruchstraße jüdische Kinder, Frauen und Männer aus Gelsenkirchen zusammen mit weiteren Juden aus dem Präsidial-bezirk Recklinghausen und umliegenden Revierstädten „gesammelt“ und unter unmenschlichen Bedingungen eingepfercht. Von dort mussten die zur Depor-tation bestimmten Menschen schließlich unter Bewachung zum Güterbahnhof laufen und wurden mit der Reichsbahn zunächst in das Ghetto Riga in Lettland deportiert.
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