Wider dem Vergessen

20. – 27. Januar 2012 – Woche der Erinnerung – Gelsenkirchener Lichter

70. Jahrestag der „Wannsee-Konferenz“ – Auf der „Wannseekonferenz“ vom 20. Januar 1942 kamen 15 hohe Vertreter von NS-Verfolgungsbehörden und Parteidienststellen zusammen, um den bereits begonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu planen und zu organisieren. Unter den Teilnehmern war auch der Gauleiter von Westfalen-Nord und Reichsstatthalter Dr. Alfred Meyer, der in Gelsenkirchen als Repräsentant des NS-Regimes äußerst aktiv war. Als Stellvertreter des Reichsministers Alfred Rosenberg war Meyer vom Sommer 1941 bis November 1942 verantwortlich für die drei Hauptabteilungen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. In dieser Eigenschaft beteiligte er sich an der Ausbeutung und Plünderung der besetzten sowjetischen Gebiete, der Unterdrückung und Ermordung ihrer Bewohner, besonders der jüdischen Bevölkerung. Auf der Wannsee-Konferenz forderte Meyer, „gewisse vorbereitende Arbeiten“ jeweils an Ort und Stelle durchzuführen, ohne jedoch die Bevölkerung zu beunruhigen. In einem Schreiben von Juli 1942, schlug er vor, in der Sowjetunion gegen „jüdische Mischlinge“ dieselben Maßnahmen wie gegen Juden zu treffen.

Am 27. Januar, der in vielen Ländern Europas vor dem Hintergrund der Befreiung des KZ Auschwitz als Internationaler Holocaust-Gedenktag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus begangen wird, jährt sich zum 70. Male das Datum des ersten und größten Deportationstransportes von Menschen jüdischer Herkunft aus Gelsenkirchen in das Ghetto Riga.

Anlässlich dieser zeithistorischen Ereignisse zeigt Gelsenzentrum e.V. im Kulturzentrum „die flora“ in Gelsenkirchen im Rahmen der „Woche der Erinnerung“ die Filme:

Nacht und Nebel

Als Mahnmal gegen das Vergessen entstand 1955, 10 Jahre nach der Auflösung der Konzentrationslager, unter der Regie von Alain Resnais der Film „Nacht und Nebel“. Er nimmt seinen Ausgang in den grün überwucherten Ruinen von Auschwitz und zeigt dann in einem Rückblick das Geschehen in den Todeslagern, die gnadenlose menschenverachtende Präzision der „Endlösung“. Dabei verbinden sich einprägsame Bilder mit der Musik Hanns Eislers und der künstlerischen Ausdruckskraft der Schriftsteller Jean Cayrol und Paul Celan (für die deutsche Bearbeitung), die beide den Holocaust überlebten, zu einem Dokument von erbarmungsloser Eindringlichkeit. Diese Qualität und sein Stellenwert als Warnung vor kollektiver Entmenschlichung im Zuge ideologischer Verblendung und politischer Diktatur verleihen dem Film eine zeitlose Aktualität. Regie Alain Resnais, Frankreich 1955 (32 Min.) Deutsche Fassung. FSK: 12 Jahre

Einführung (Vortrag): Hartmut Hering

19. Januar 2012 ab 19:00 Uhr im Kulturzentrum „die flora“ in Gelsenkirchen, Florastraße 28. Der Eintritt ist frei – Um eine Spende für das Projekt Stolpersteine in Gelsenkirchen wird gebeten.

„Alles weiß ich noch… und das ist das Schlimme an der Geschichte“

Der 86-jährige Rolf Abrahamsohn aus Marl ist einer der wenigen Überlebenden des Holocaust, der noch aus eigenem Erleben von seinen Gewalterfahrungen unter dem Terrorregime der Nazis berichten kann. Was Rolf Abrahamsohn erzählt, ist spannend, ist aufregend, ist unglaublich – und leider wahr. Sichtlich zerrt die Erinnerung an seinen Kräften, wenn er von den Erlebnissen in der so genannten „Reichskristallnacht“ berichtet oder von der Deportation am 27. Januar 1942 aus dem „Judensammellager“ auf dem Gelsenkirchener Wildenbruchplatz in das Ghetto Riga. Als er vom gewaltsamen Tod seiner Mutter spricht, versagt dem alten Mann beinahe die Stimme. Abrahamsohn berichtet von seinem Leidensweg, der in die Konzentrationslager Kaiserwald, Stutthof und Buchenwald, in ein Außenlager von Buchenwald beim Bochumer Verein und weiter nach Theresienstadt führte, wo er schließlich befreit wurde. In Marl baute sich Rolf Abrahamsohn, dem am 17. November 2011 in Recklinghausen die Auszeichnung „Vestischer Ehrenbürger“ verliehen wurde, nach seiner Rückkehr ein neues Leben auf. Videomitschnitt eines zeitzeugenschaftlichen Vortrages von Rolf Abrahamsohn am 27. Januar 2011 im Gauß-Gymnasium Gelsenkirchen. Eine Aufzeichnung von Jesse Krauß. (53 Min.)

26. Januar 2012 ab 19:00 Uhr im Kulturzentrum „die flora“ in Gelsenkirchen, Florastraße 28. Der Eintritt ist frei – Um eine Spende für das Projekt Stolpersteine in Gelsenkirchen wird gebeten.

Gelsenzentrum – Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen bereitet derzeit neben den „Gelsenkirchener Lichtern“, die im kommenden Jahr am 27. Januar wieder in der Gelsenkirchener Innenstadt auf dem Neumarkt entzündet werden sollen, weitere Aktionen zum aktiven Gedenken in der „Woche der Erinnerung“ vor.

Vertreter interessierter Organisationen, Schulen, Vereine oder Verbände sind herzlich zum aktiven Mitmachen und Mitgestalten der „Woche der Erinnerung“ aufgerufen. Infos per Email bei Gelsenzentrum e.V. – Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen oder unter Telefon 0209 9994676.

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