Sächsische Schule wählt NS-Waffenexperte zu Namenspatron

Während das nationalsozialistische Erbe der Bundesrepublik langsam reduziert wird und Kasernen deren Namensgeber Angehörige der Wehrmacht waren, umbenannt werden, wählt eine Schule in Bernststadt (Sachsen) Klaus E. Riedel als ihren Namenspatron. Riedel war in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde maßgeblich am Bau des Aggregat 4, besser bekannt unter dem Namen „V2“ (Vergeltungswaffe 2) beteiligt. Mit dieser Rakete wurden unter anderem Angriffe auf England, Frankreich, Belgien und die Niederlande durchgeführt, bei denen mehr als 8000 Menschen ums Leben kamen. Aber nicht nur der Einsatz, auch die Produktion forderte Opfer.

Die V2 wurde im Konzentrationslager Dora (auch als Dora Mittelbau bekannt), einem unterirdischen Stollensystem gebaut. Das Prinzip der „Vernichtung durch Arbeit“ wurde formvollendet zur Anwendung gebracht, mehr als 20.000 Häftlinge wurden ermordet. Über die Bedingungen in Dora und den Einsatz der V2, sowie den Zweck seiner Forschung muß auch Klaus Riedel in seiner Funktion als Leiter des Testlabors und Mitglied der Führungsriege in Peenemünde gewußt haben. Nicht die Raumfahrt war sein Forschungsgebiet, sondern die Entwicklung von Waffensystemen, deren einziges Ziel es war, Menschen zu töten und die nationalsozialistische Herrschaft möglichst lange aufrechtzuerhalten. Für eine Bildungseinrichtung ist er als Namensgeber daher völlig ungeeignet, die unreflektierte Identifikation mit ihm ein Zeugnis für nicht vorhandenes historisches Bewußtsein.

Quelle: Shoa.de, 3/2008

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