Stolpersteine für Familie Block

Nachfahren aus Südafrika auf Spurensuche in Gelsenkirchen

Marion Block begab sich in an Heiligabend in Gelsenkirchen-Schalke auf Spurensuche zu ihren familiären, deutschen Wurzeln. Begleitet von Peter Joseph, auch aus seiner Familie sind Menschen von den Nazis ermordet worden, daran erinnern bereits Stolpersteine in Düsseldorf und Berlin. „Wir stehen seit längerer Zeit im Dialog, die Familie wünscht sich Stolpersteine zur Erinnerung an ihrer unter der NS-Gewaltherrschaft ermordeten Angehörigen“ sagt Andreas Jordan, Projektleiter der Stolperstein-Initiative in Gelsenkirchen, „Heute haben wir uns endlich persönlich kennengelernt“. Nachdenklich steht Marion Block im Hof des Hauses an der Schalker Straße 75. „Ich war niemals vorher in Deutschand, spreche die Sprache nicht – obwohl ich einen deutschen Pass habe. Hier haben meine Großeltern gelebt, mein Vater Kurt und seine Geschwister wurden in dieser Stadt geboren, Vater hat hier seine Kindheit und Jugend verbracht. Es ist ein seltsames Gefühl, hier zu sein.“ sagt sie leise.

Möbelhaus Block in Gelsenkirchen, um 1927

Bereits 1868 hatte Siegfried Blocks Vater Gumpel Block an der Liboriusstraße 37 das Möbelgeschäft der Familie gegründet. Nach dem Tod von Gumpel Block wurde der alteingesessene Familienbetrieb 1905 mit einem Neubau an der Schalker Strasse 75 erweitert. Mit der Machtübergabe 1933 an die Nazis und den in der Folgezeit ständig zunehmenden Repressionen gegen Juden verschlechterte sich die gesamte Lebenssituation der Familie Block zusehends. Das Möbelgeschäft Block nebst Immobilien wurde schließlich 1937 „arisiert“ – wie die Nazis die Enteignung jüdischen Eigentums verschleiernd nannten. Neue Eigentümer der Möbelhandlung Block wurden die „arischen“ Eheleute Theodor und Christine Ernsting, geborene Rosing, die das Geschäft – jetzt unter dem Namen „Rosing“ – an gleicher Stelle fortführten. Unternehmen wie Rosing konnten mit der „Arisierung“ ihren Profit enorm steigern und ihre wirtschaftliche Stellung so weiter ausbauen.

Möbel Block nach der so genannten „Arisierung“, jetzt unter dem Namen der neuen Eigentümer Rosing

Die Kinder der Familie Block konnten 1936 Gelsenkirchen noch rechtzeitig verlassen. Siegfried Block starb 1937, seine Frau Hedwig wurde am 27. Januar 1942 von Gelsenkirchen in das Ghetto Riga verschleppt. Bei dem Versuch, Brot ins Ghetto zu schmuggeln, wurde Hedwig erwischt. Die SS bestrafte Schmuggel mit dem Tod, Hedwig Block wurde im Rigaer Zentralgefängnis ermordet. Im nächsten Jahr werden vor dem Haus an der Schalker Straße 75 fünf Stolpersteine zum Gedenken an Familie Block verlegt, die Finanzierung ist durch die Übernahme von Patenschaften bereits gesichert.

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