Straßenumbenennung ist lange überfällig

Das Fortwirken eines  NS-Täters als Namensgeber im öffentlichen Raum der Stadt Gelsenkirchen

Der Paul-Schossier-Weg in Gelsenkirchen-Buer ist nach einem NS-Täter benannt. Laut Auskunft des Vermessung und Katasteramtes Gelsenkirchen vom 8. Februar 2008 wurde durch Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses in Gelsenkirchen nach dem Tod von Schossier im Juli 1964 am 3. Oktober 1966 die Benennung eines Weges/Straße in Buer-Nord in „Paul-Schossier-Weg“ beschlossen. Schossier galt schon seinerzeit (1966) als äußerst umstritten, war er doch von 1942 bis 1945 Dezernent der Rechts-, Polizei, – und Kulturverwaltung in Gelsenkirchen. In dieser Funktion war er u.a. mit der Umsetzung bzw. Weitergabe von Befehlen und Anordnungen des nationalsozialistischen Massenmordes betraut. Paul Schossier ist verantwortlich für die Deportation und Ermordung von über 400 Sinti und Roma aus Gelsenkirchen. Der gemeinnützige Verein Gelsenzentrum hatte bereits im November 2008 eine Umbenennung der Strasse beantragt.

Paul-Schossier-Weg im Norden von Gelsenkirchen

Auf unsere Bitte um Sachstandsmitteilung bezüglich des oben genannten Antrages an das Gelsenkirchener Institut für Stadtgeschichte in Sachen Paul Schossier erhielten wir im März 2009 folgende Antwort, Zitat: (…) Auf Ihre Frage nach den Ergebnissen der Recherchen zu Straßenbenennungen kann ich Ihnen mitteilen, dass die Recherchen abgeschlossen sind und derzeit verwaltungsintern ein Verfahrensvorschlag für die politischen Entscheidungsträger vorbereitet wird. Es ist also damit zu rechnen, dass zu der ganzen Angelegenheit in absehbarer Zeit natürlich auch die Öffentlichkeit informiert wird. (…)

Seitdem ist mehr als ein Jahr vergangen, die Öffentlichkeit wurde bislang nicht über die Rechercheergebnisse des Instituts für Stadtgeschichte informiert. Etwa 60 Namensgeber für Straßen in Gelsenkirchen wurden einer näheren Überprüfung unterzogen. Die Straße, deren Umbenennung wir beantragt haben, trägt noch immer den Namen des NS-Täters Paul Schossier. Eine fortwährende Verhöhnung der mehr als 400 Opfer unter den Sinti und Roma aus Gelsenkirchen, deren Deportation und Ermordung Paul Schossier mit zu verantworten hat.

Mehr zum Thema Paul Schossier auf der Internetpräsenz von GELSENZENTRUM e.V.:„Paul Schossier“

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