Gelsenkirchen: Spranger als Vorbild für Jugend ungeeignet

Diskussion um Spranger als Schulnamensgeber

Am vergangenen Donnerstag wurde der Bildungsausschuss auf Antrag der Ratsfraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN über den Sachstand hinsichtlich der (aus der Bürgerschaft angeregten) Umbenennung des Eduard-Spranger-Berufskollegs informiert. In seiner Stellungnahme beleuchtete Stefan Goch (Institut für Stadtgeschichte) das Leben und Wirken Eduard Sprangers in einer kurzen Darstellung aus wissenschaft-licher Sicht. Schulleiter Abstiens schilderte dem Bildungsausschuss den Sachstand aus Sicht des Berufs-kollegs, manche seiner Ausführungen waren allerdings kritikwürdig. Insgesamt wurde deutlich, das weiterer Diskussions- und Beratungsbedarf auf Seiten der Beteiligten besteht, dafür muss man sich die Zeit nehmen. Auch der Schulfamilie bietet sich so Gelegenheit, sich intensiver mit dem Leben und Wirken des jetzigen Schulnamensgebers zu beschäftigen.

„17%-Stadt“ Gelsenkirchen

Formal kann die Schule eigenständig über die Namensgebung entscheiden, möglich wäre jedoch auch eine Namensgebung von Seiten des Schulträgers – der Stadt Gelsenkirchen. Es wäre mehr als wünschenswert, das der weitere Diskussionsprozess für alle zivilgesellschaftlichen Akteure offen und transparent geführt wird, gerade in Zeiten erstarkender rechtsradikaler Parteien wie der AfD ist das sehr wichtig. In der „17%-Stadt“ Gelsenkirchen muss – auch aus erinnerungspolitischer Sicht – noch so manches dicke Brett gebohrt werden.

Schulnamensgeber Eduard Spranger: Antisemit und Deutschnational bis ins Mark

Die schnelle Machtentfaltung des NS-Regimes wäre ohne die bedingslose Pflichterfüllung deutschnationalen Kollaborateure wie Eduard Spranger nicht möglich gewesen. Weder die Eisenbahnzüge nach Auschwitz-Birkenau noch die Aussonderung Behinderter durch Ärzte zur Vergasung in Hadamar und anderswo, noch der Vormarsch der Wehrmacht mit den mörderischen Einsatzgruppen im Gefolge – all das hätte nicht funktioniert ohne jene Deutschnationalen, die sich nach 1945 hektisch bemühten, einen Beleg dafür vorzuweisen, daß sie doch in diesem oder jenen Konflikt mit dem fanatischen Regime gestanden hätten.

Siehe auch hier: Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden? (I), Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden? (II) und hier: Gelsenkirchen: Eduard Spranger als Namensgeber ungeeignet

Screenshot der Internetseite des Eduard-Spranger-Berufskollegs Gelsenkirchen: über Namensgaber Eduard Spranger selbst sind dort bisher keine Informationen zu finden, in der Mitte der 1960er Jahre trug die Schule die Bezeichnung „EinzelhandesBerufsschule“.

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