No pasaran – Keinen Schritt den Nazis

„Die Rechte“ will am 1. Mai in Essen und Gelsenkirchen marschieren

Bei „Gegida“, einem vorgeblichen Ableger der rassistischen Organisation „Pegida“, reichte der Atem nicht aus, den im Dezember letzten Jahres vollmundig angegündigten „Spaziergang“ in Gelsenkirchen zu realisieren. Zu groß war anscheinend auch der Widerstand, der sich nach der Ankündigung des so genannten „Spaziergangs“ gegen „Gegida“ formierte: Mehr als 1800 Menschen hatten allein im sozialen Netzwerk Facebook innerhalb kurzer Zeit ihren Protest dokumentiert. Nun ist es die neonazistische Kleinpartei „Die Rechte“, die am Abend des 1. Mai von Essen-Kray nach Gelsenkirchen-Rotthausen marschieren will. Dort planen die Nazis ihre „Abschlusskundgebung“.

Nazi-Aufmarsch in Esen und Gelsenkirchen am 1. Mai 2015: "G-E-Blockt "möchte mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams, sprich friedlichen Menschenblockaden, den Aufzug der Nazis blockieren.

Nazi-Aufmarsch in Esen und Gelsenkirchen am 1. Mai 2015: „G-E-Blockt „möchte mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams, sprich friedlichen Menschenblockaden, den Aufzug der Nazis blockieren.

Auch hier regt sich bereits der Widerstand, ein Blockadebündnis „G-E-Blockt“ hat sich gebildet. Auch Im Web ist das Bündnis aktiv, es gibt bereits eine Web- und eine Facebook-Seite. In der Pressemitteilung des Bündnisses „G-E-Blockt“ vom 26.03.2015 heißt es:

Am 1. Mai, soll laut Anmeldung bei der Essener Polizei, eine Demonstration von Nazis von Essen Steele nach Gelsenkirchen Rotthausen von 18-22 Uhr stattfinden. Dagegen formiert sich in Essen und Gelsenkirchen Widerstand. Am 25.3.2015 gründete sich aus verschiedenen Personen ein Blockade Bündnis, was sich dem Aufmarsch der Partei „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 in den Weg stellen möchte.

„Die Partei „Die Rechte“ die am 1. Mai hier demonstrieren möchte, steht in der Tradition des Verbotenen „Nationalen Widerstandes Dortmund“, erläutert Jusos- und G-E-blockt-Sprecherin Christin Riedel. „Die Partei „Die Rechte“ macht mit ihrer Versuch den 1.Mai zu missbrauchen deutlich, dass sie sich ebenfalls in die Tradition des Historischen Faschismus in Deutschland stellt. Für uns heißt das ein klares No pasaran- Keinen Schritt den Nazis!“

G-E-Blockt möchte mit den Mitteln des Zivilen Ungehorsams, also friedlichen Menschenblockaden den Aufzug der Nazis blockieren. Es soll dabei ein buntes vielfältiges Bild entstehen. Es ist ein offenes Konzept und das Bündnis lädt alle Menschen ein sich anzuschließen die unseren Aktionskonsens teilen.

„Die Hetzte der Nazis ist unerträglich, den sie immer wieder auch in Dortmund und dem Rest des Ruhrgebietes auf die Straße tragen.“ , führt Paul M. Erzkamp(Falken- und G-E-blockt- Sprecher) aus, „Offen macht diese rechte Gruppe sich lustig über die Opfer der NSU, hetzt gegen Jüdinnen und Juden, und schürt gezielt die Angst gegen Geflüchtete. Der 1. Mai soll ein Tag der Unterdrückten Weltweit sein. Wir werden klar machen das es kein Recht gibt auf Nazi Propaganda!“

Geplant im Vorfeld der Aktionen ist ein Öffentliches Aktionstraining mit einem Pressegespräch, zu dem alle Menschen außer Faschist*Innen eingeladen sind. Der Austausch mit weiteren aktiven Menschen wird in den nächsten Tagen angestrebt um Aktionen solidarisch abzusprechen.

Die genauen Termine und Einladungen werden in der nächsten Zeit veröffentlicht.

Wir stehen gerne für Nachfragen zur Verfügung.

Email: geblockt[ät]anonymousspeech.com

URL: http://geblockt.blogsport.de

Facebook: https://www.facebook.com/geblockt2015

G-E-blockt! Gelsenkirchen und Essen blockiert!

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Für Respekt, Menschenwürde und Religionsfreiheit

Gesellschaftliches Bündnis gegen Rassismus formiert sich

Auch in Gelsenkirchen formiert sich derzeit eine breite gesellschaftliche Mehrheit, die sich offen gegen Menschenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Rassismus stellt. Im Internet symbolisch, auf der Straße laut und aktiv. Bis heute Morgen waren es deutlich über 1400 Menschen, die ihre Zustimmung zum Protest gegen einen von „Gegida“ angekündigten „Spaziergang“ auf der Facebook-Seite Gelsenkirchen gegen Gegida/Pegida dokumentiert haben. Unter der Bezeichnung „Gegida“ firmiert eine Gruppierung, die sich als lokaler Ableger der rassistischen „Pegida“-Bewegung versteht.

Gemeinsam gegen Menschenfeindlichkeit, Hetze und Ausgrenzung

„Wir treten für das friedliches Miteinander, für Toleranz, Respekt und für einen interkulturellen und interreligiösen Dialog ein. Wir wollen nicht, dass „Gegida“ durch unsere Stadt zieht! Wir stellen uns quer gegen Rassisten und Neonazis, wenn sie in Gelsenkirchen ihren „Spaziergang“ abhalten.“ so Andreas Jordan, Initiator der Gegenbewegung NOgegida, „Es gibt eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung gegen Menschenfeindlichkeit, Hetze und Ausgrenzung. Diese Verantwortung soll in einem breiten Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Gelsenkirchen artikuliert werden.“ Demokra-tische Parteien, gesellschaftlichen Gruppen, Initiativen und Vereine, die sich dem Protestbündnis gegen „Gegida“ anschließen wollen, melden sich bitte unter netzwerk(ätt)bgr-gelsenkirchen.de

In Gelsenkirchen wie anderswo ist kein Platz für Rassismus, Hetze und Verleumdung!

In Gelsenkirchen wie anderswo ist kein Platz für Rassismus, Hetze und Verleumdung!

#NOpegida #NOgegida #NIEWIEDA

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Pegida-Ableger in Gelsenkirchen: Widerstand gegen „Gegida“

Kein Platz für Rassismus, Hetze und Verleumdung

Seit Wochen gehen Pegida-Anhänger aus islamfeindlichen und rassistischen Gründen auf die Straße. In vielen Orten gibt es bereits lokale Gruppen: In Gelsenkirchen nennen sie sich „Gegida“ – Gelsenkir-chener gegen die Islamisierung des Abendlandes. Kaum war der Gelsenkirchener Pegida-Ableger aus der Taufe gehoben, formierte sich bereits der Widerstand. In sozialen Netzwerken rufen Antifaschisten und Antirassisten zum Protest gegen „Gegida“ auf.

Im Januar will „Gegida“, eine Mischung aus Nazis, Rechtspopulisten und „besorgten Bürgern“, nach dem Vorbild der rassistischer Demos in Dresden und anderen Städten nach eigenen Angaben auch in Gelsenkirchen auf die Straße gehen, um gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes, das Asylrecht und überhaupt alles zu demonstrieren, das von ihnen als „fremd“ angesehen wird. „Wir werden uns diesen Rassisten effektiv in den Weg stellen. In Gelsenkirchen wie anderswo ist kein Platz für Rassismus, Hetze und Verleumdung!“ so ein Sprecher vom Gelsenkirchen GEGEN Gegida/Pegida. Info: netzwerk(ätt)bgr-gelsenkirchen.de

#nopegida #nogegida

Kaum hat sich "Gegida"  als Gelsenkirchener Ableger der "Pegida" gegründet, da formiert sich auch schon die antirassistische Gegenbewegung: Gelsenkirchen GEGEN Gegida/Pegida

Kaum hat sich „Gegida“ als Gelsenkirchener Ableger der „Pegida“ gegründet, da formiert sich auch schon die antirassistische Gegenbewegung: Gelsenkirchen GEGEN Gegida/Pegida

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32 weitere Stolpersteine in Gelsenkirchen verlegt

Stolpersteine: Geschichte wird sichtbar

Am Freitag verlegte Bildhauer Gunter Demnig - hier bei der Verlegung an der Ringstraße - weitere 32 Stolperstein an sieben Orten im Stadtgebiet - darunter auch den 100sten Stolperstein, der jetzt in Gelsenkirchen zu finden ist. Insgesamt 119 Stolpersteine erinnern jetzt an Gelsenkirchener Opfer des Nationalsozialismus.

Am Freitag verlegte Bildhauer Gunter Demnig – hier bei der Verlegung an der Ringstraße – weitere 32 Stolperstein an sieben Orten im Stadtgebiet – darunter auch den 100sten Stolperstein, der jetzt in Gelsenkirchen zu finden ist. Insgesamt 119 Stolpersteine erinnern jetzt im Stadtgebiet an Gelsenkirchener Opfer des Nationalsozialismus.

„Meine Großeltern haben kein Grab“ sagte Chava Moskowitz, die eigens aus New York mit weiteren Familienangehörigen aus den USA, Israel und Mexiko zur Stolpersteinverlegung nach Gelsenkirchen anreiste. Sie hatte die Stolpersteine auf eigene Kosten für ihre Großeltern Jakob und Lisa Ramer und deren Tochter Hanna anfertigen lassen.

Am Freitag verlegte Bildhauer Gunter Demnig diese Stolpersteine an der Florastraße – unweit des letzen Wohnortes der Familie Ramer, der sich an einem heute nicht mehr existierenden Teilstück der Schalker Straße befand. „Meine Großeltern wurden von den Nazis ermordet, meine Mutter Hanna konnte mit einem Kindertransport nach England gerettet werden. Heute stehe ich hier in ihrer Heimatstadt und fühle mich meinen Großeltern so nah wie nie zuvor. Ich bin dankbar, daß es nun diesen Ort gibt, an dem Stolpersteine als eine Art symbolischer Grabsteinersatz an meine von den Nazis ermordeten Angehörigen erinnern“ sagte Chava Moskowitz in Ihrer Ansprache. Die Verlegezeremonie abschließend, beteten der Gelsenkirchener Rabbiner Chaim Kornblum auch an diesem Erinnerungsort das Kaddish und Kantor Yuri Zemski das El Male Rachamim.

Zuvor hatte Bildhauer Demnig an diesem Morgen bereits in Buer und Horst Stolpersteine verlegt. An der Urbanusstraße 1 erinnern nun Stolpersteine an die Kaufmannsfamilie Zwecher, an der Buerer Straße 8 an Lilly und Alice Brunetta Stein. Beiden Familien gelang zunächst die Flucht nach Holland. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande begann auch dort die Verfolgung jüdischer Menschen. Familie Zwecher, Mutter und Tochter Stein wurden im Lager Westerbork interniert. Die weiteren Leidenswege dieser Familien endeten mit ihrer Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz.

Von Rotthausen zog Familie Ullendorf im März 1933 in die Hindenburgstraße 33, die heutige Husemannstraße. Ernst Ullendorf betrieb in der Wohnung ein Abzahlungs-geschäft für Herrenartikel, Anzüge und Stoffe. In der so genannten „Kristallnacht“ am 9. November 1938 wurde auch die Wohnung der Ullendorfs und das darin befindliche Warenlager von den Nazi-Schergen zerstört. Auch das Ehepaar Ullendorf konnte danach zunächst nach Holland fliehen, wurde aber dann von den Nazis verhaftet und im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Sohn Hans Heinrich konnte nach West-Indien fliehen und emigrierte später in die USA.

In Gelsenkirchen-Rotthausen verlegte Gunter Demnig an der Karl-Meyer-Straße 2 Stolpersteine für die jüdische Familie Löwenthal

In Gelsenkirchen-Rotthausen verlegte Gunter Demnig an der Karl-Meyer-Straße 2 Stolpersteine für die jüdische Familie Löwenthal

An der Ringstraße 54 Ecke Kirchstraße erinnern jetzt fünf Stolpersteine an die Familie Georg Alexander. Johanna Alexander, einzige Überlebende der Familie, wurde am 27. Januar 1945 in Auschwitz befreit. Ihre Mutter Ella hatte unter dem Eindruck ihrer Erlebnisse in der so genannten „Kristallnacht“ im Dezember 1938 die Flucht in den Tod gewählt. Ihr Vater Georg wurde in Riga, Ihr Bruder Ernst in Auschwitz und Bruder Alexander im KZ Mauthausen ermordet. Die Familie Brechner/Stern hat die Stolper-steine finanziert, Johannas Söhne Alfred und Gerschon sprachen zum Abschluss der Verlegezeremonie das Kaddish für ihre Angehörigen.

In Rotthausen wurden an der Karl-Meyer-Straße 2 Stolpersteine für die jüdische Familie Löwenthal verlegt. Emil und Flora Löwenthal wurden von Gelsenkirchen nach Riga deportiert und dort ermordet. Sohn Bruno floh nach Frankreich, wurde schließlich verhaftet und über das Lager Drancy noch Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sohn Erwin überlebte die KZ Dachau und Buchenwald. Nach seiner Befreiung kehrte er nach Gelsenkirchen zurück, starb jedoch tragischerweise 1947 bei einem Autounfall in Gelsenkirchen. Sohn Kurt floh nach Belgien und von dort weiter nach Frankreich, wo er mit seiner Familie versteckt überleben konnte.

Zeitzeuge und Stolpersteinpate Adolf Füting war sichtlich ergriffen, als er von seinen Kindheitser-innerungen an Familie Löwenthal sprach. Füting betonte in seiner Ansprache, wie wichtig die mahnende Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis grade in heutiger Zeit ist: „Es ist von großer Bedeutung sich damit auseinanderzusetzen und so dem Vergessen entgegenzuwirken. Die unfassbaren Verbrechen der Nazis erinnern uns daran, welche Folgen menschenverachtender Hass und Verblendung haben können. Die Stolpersteine können helfen, diese Botschaft an nachfolgende Generationen weiterzutragen“.

Siebte und letzte Station der diesjährigen Verlegeaktion war an der Bergmannstr. 34. Dort war Familie Böhmer beheimatet, die wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt und ermordet wurden. Vater Karl Böhmer, ein aus Bochum stammender Musiker wurde am 10. Februar 1941 in das „Schutzhaftlager“ in Wevelsburg eingeliefert, dort starb er am 9. Dezember 1941, angeblich an Lungenentzündung. Seine Frau Anna und ihre neun Kinder wurden von Gelsenkirchen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort ermordet.

(Andreas Jordan)

Die elfköpfige Familie Böhmer, die an der Bergmannstraße beheimatet war, wurde von den Nazis ermordet - einfach nur, weil sie der Minderheit deutscher Sinti angehörten.

Die elfköpfige Familie Böhmer, die an der Bergmannstraße beheimatet war, wurde von den Nazis ermordet – einfach nur, weil sie der Minderheit deutscher Sinti angehörten.

Die Projektgruppe Stolpersteine Gelsenkirchen bedankt sich bei allen Menschen, die uns bei der diesjährigen Stolpersteinverlegung wohlwollend und hilfreich durch vielfältige Unterstützung bei Planung, Organisation und Durchführung begleitet haben.

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Stolpersteine schaffen Erinnerungsorte

Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen

Am Freitag, den 12. Dezember 2014 wird der Bildhauer Gunter Demnig an sieben Orten im Gelsen-kirchener Stadtgebiet 32 weitere Stolpersteine in das Gehwegpflaster einlassen – darunter der 100ste Stolperstein, der dann in Gelsenkirchen zu finden ist. Zur Teilnahme an den Verlegungen sind alle Mitbürgerinnen und Mitbürger herzlich eingeladen. Die Projektgruppe Stolpersteine um Initiator Andreas Jordan weist darauf hin, dass im zeitlichen Ablauf Verschiebungen möglich sind. Ein Zeitfenster von +/- 15 Min. zu den angegebenen Uhrzeiten sollte eingeplant werden. Die Projektleitung ist am Verlegetag unter Tel. 0174-5463829 zu erreichen. Weitere Infos zum Projekt Stolpersteine Gelsenkirchen im Internet: www.stolpersteine-gelsenkirchen.de

Stolpersteine werden verlegt für: Familie Moses Zwecher, 09.00 Uhr, Urbanusstraße 1; Lilly u. Alice Brunetta Stein, 09.30 Uhr, Buerer Strasse 8; Familie Jakob Ramer, 10.00 Uhr Florastraße/MIR; Familie Ernst Ullendorf, 10.30 Uhr, Husemannstraße 33; Familie Georg Alexander, 11.00 Uhr, Ringstraße 54; Familie Emil Löwenthal. 11.30 Uhr, Karl-Meyer-Straße 2 und Familie Karl Böhmer, 12.00 Uhr, Bergmannstraße 34

Flächenbündig in das Gehwegpflaster eingelassen, verursachen Demnigs Stolpersteine kein tatsächliches stolpern.  "Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen über die Stolpersteine. Und wenn du den Namen lesen willst, musst du dich vor dem Opfer automatisch verbeugen" sagt Gunter Demnig.

Flächenbündig in das Gehwegpflaster eingelassen, verursachen Demnigs Stolpersteine kein tatsächliches stolpern. „Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen über die Stolpersteine. Und wenn du den Namen lesen willst, musst du dich vor dem Opfer automatisch verbeugen“ sagt Gunter Demnig.

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Der Tod fiel vom Himmel

Vor 70 Jahren: Bomben auf Gelsenberg

Die damals 14-jährige Renee Klaristenfeld musste am 11. September 1944 einen der schwersten Bombenangriffe auf die Gelsenberg Benzin AG miterleben. In einem Transport von 2000 jüdischen Mädchen und Frauen, die in Auschwitz zur Zwangsarbeit bestimmt und in Gelsenkirchen eingesetzt werden sollten, wurde sie Anfang Juli 1944 nach Gelsenkirchen-Horst in ein Außenlager des KZ Buchenwald verschleppt. Im Gelsenberglager waren die weiblichen KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen in großen Zelten untergebracht. Das Lager, mit einem Stacheldrahtzaun und Wachtürmen umgeben, befand sich auf einem Feld östlich des Werksgeländes der Gelsenberg Benzin AG, umweit des Güterbahnhofs der Zeche Hugo.

„Nach einem anstrengenden Arbeitstag kehrten wir in das Lager zurück“ erinnert sich Renee Klaristenfeld, „Es war ein wunderschön sonniger, warmer Spätsommertag. Unsere tägliche Mahlzeit, eine dünne Wassersuppe, wurde verteilt. Plötzlich hörte ich ein lautes Brummen. Verwundert blickte ich zum Himmel und sah hoch oben einige silbern glänzender Flugzeuge ihre Bahn ziehen. Sie flogen geordnet in einer Formation, die mich an eine Triangel erinnerte. Schön sahen sie aus, wie kleine Spielzeuge. Ich wusste doch nicht, dass diese Flugzeuge uns den Tod bringen. Nur Sekunden später fielen die ersten Bomben.“

1944 starten die Alliierten ihre sogenannte

1944 starten die Alliierten ihre sogenannte „Oil Offensive“, die sich verstärkt gegen Betriebe der Kohlenchemie von Ruhröl, Ruhrchemie, Gelsenberg, Scholven, Hoesch, Krupp u.a. richtet, um die Wehrmacht von wichtige Schmier- und Treibstofflieferungen abzuschneiden.

Renee Klaristenfeld berichtet weiter: „Als die ersten Bomben detonierten, gerieten wir völlig in Panik. Niemand wusste wohin, alles rannte durcheinander. Zischend und pfeifend fielen die Bomben, krachende Explosionen um uns herum. Die Erde bebte, dicker undurchdringlicher Qualm und Feuer überall – ein unbeschreibliches Inferno. Wir waren dem fürchterlichen Bombenhagel völlig schutzlos ausgesetzt. Als Jüdinnen durften wir nicht in die Bunker. Ich zwängte ich mich durch den Stachel-drahtzaun, der unser Lager umgab und rannte zu einem dieser kleinen Bunker, die wie große Hühnereier aussahen. Natürlich ließen die Deutschen mich nicht rein. In meiner Todesangst rannte ich weiter zu den Gleisen und kroch schutzsuchend unter einen dort abgestellten Zug. Von dort konnte ich über das freie Feld blicken und sah andere unschuldige Frauen um ihr Leben laufen. Eines der Mädchen kam angerannt und warf sich neben mich unter den Zug. Nach jeder Explosion war ich froh, noch am Leben zu sein. Als es dann endlich vorbei war, geschah etwas wirklich Außergewöhnliches. Es sah nach dem Angriff dort aus wie auf einem Schlachtfeld, schreckliche Bilder. Überall zerissene, zerfetzte Körper, abgetrennte Arme, Beine und Köpfe. Dazwischen schreiende, schwerverletzte oder sterbende Frauen. Man stelle sich vor, da kamen Kranken- und Lastwagen angefahren, auch junge Deutsche mit Bahren eilten herbei. Wir Frauen halfen mit, unsere Verwundeten Schwestern aufzuladen. Sie wurden tatsächlich in Krankenhäuser gebracht und versorgt. Ich kann wirklich nicht viel Gutes aus der Zeit berichten, aber das war ein kleines Wunder.“

Bei dem Bombenangriff am 11. September 1944 auf Gelsenberg kamen mehr als 150 der weiblichen KZ-Häftlinge ums Leben, mehr als 100 der Schwerverletzen wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Einige Tage nach dem Angriff wurde das Lager aufgelöst. Die noch im Lager verbleibenen Mädchen und Frauen wurden in das KZ-Außenlager Sömmerda verlegt. Halbwegs genesen, wurden die in Gelsenkirchener Krankenhäusern verbliebenden Frauen in den nachfolgenden Wochen ebenfalls nach Sömmerda verbracht. Siebzehn der bei dem Bombenangriff verletzten Frauen konnten mit Hilfe von Dr. Rudolf Bertram bis Kriegsende im Rotthauser Marienhospital dem Zugriff der Gestapo entzogen und so gerettet werden.

In den Kriegstagebüchern des Allied Bomber Command der Royal Air Force ist detailgenau und minutiös festgehalten, wie die Bombardierung der Gelsenberg Benzin AG am 11. September 1944 abgelaufen ist. Die vorausfliegenden 13 Lancaster-Bomber, so genannnte „Pfadfinder“, flogen in etwa 5-6000m Höhe an das Zielgebiet in Gelsenkirchen-Horst heran und warfen um 18.27 Uhr erste Markierungsbomben ab. Über dem Zielgebiet kreiste während des Bombenangriffs der so genannte „Master-Bomber“ und gab über Sprechfunk den Besatzungen der nachfolgenden Hauptbomberflotte Anweisungen zum Abwurf ihrer Bombenlast. 154 Lancaster-Bomber warfen an diesem Tag innerhalb einer Stunde rund 900 Tonnen Bomben über Gelsenkirchen-Horst und die nähere Umgebung ab.

Andreas Jordan

Die Besatzung von Lancaster ND875 (156 Squadron RAF Pathfinder Force Group 8 ) hat Details zum Angriff vom 9.11.1944 in einem Kurzbericht festgehalten.

Auch die Besatzung von Lancaster ND875 (156 Squadron RAF Pathfinder Force Group 8 ) hat Details zum Angriff vom 11.9.1944 in einem Kurzbericht festgehalten.

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Judith Altmann auf Spurensuche in Gelsenkirchen

Auschwitz, Gelsenkirchen, Essen, Bergen-Belsen – eine Überlebensgeschichte

Auf der „Rampe“ in Auschwitz schickte der „Todesengel von Auschwitz“ genannte SS-„Arzt“ Josef Mengele ihre Familie ins Gas. „Du wirst leben, Judith“ – das waren die letzten Worte ihres Vaters. Judith Altmann wurde von Mengele nach „links“ geschickt, das bedeutete weiterleben. „Die SS brauchte uns als Arbeiterinnen, aber das alles wusste ich damals noch nicht“ sagt Judith Altmann „. Ihre Eltern, ihre Schwester Berta und über 20 weitere Familienmitglieder schickte Mengele auf die rechte Seite. Sie überlebten Auschwitz nicht, starben in der Gaskammer einen schrecklichen Tod.

Am Sonntag besuchte Judith Altmann Gelsenkirchen, wo sie 1944 einem Außenlager des KZ Buchenwald bei der Gelsenberg Bezin AG Zwangsarbeit für die deutsche Kriegsproduktion geleistet hat. Gemeinsam mit Andreas Jordan von Gelsenzentrum, dem Gemeinnützigen Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte begab sich die 89jährige am Sonntag auf Spurensuche in Gelsenkirchen.

Nach 70 Jahren kehrte Judith Altmann an den Ort zurück, an dem das Lager eingerichtet worden war – nordöstlich des damaligen Hydrierwerkes (Heute BP Gelsenkirchen), zwischen Lanferbach und Linnenbrinksweg. Beschaulich liegen die Felder da, Vögel zwitschern. In der Ferne liegen die Werksanlagen. Nichts erinnert mehr an das Gelsenberglager, in dem 2000 jüdische Mädchen und Frauen unter unmenschlichen Bedingungen in Zelten hinter Stacheldraht eingepfercht waren. Bei einem Bombenangriff am 11. September 1944 starben mindestens 150 der weiblichen Häftlinge, mehr als hundert erlitten schwerste Verletzungen. Ihnen war als Jüdinnen der Zutritt zu Schutzräumen und Bunkern verboten. Einige Tage nach dem Bombenangriff wurde das Lager aufgelöst. Die im Lager verbliebenen Zwangsarbeiterinnen wurden in das Außenlager Sömmerda verlegt. Der ehemalige Standort des Gelsenkirchener Außenlagers ist heute überbaut und nicht öffentlich zugänglich.

Auf dem Horster Südfriedhof erinnert ein Mahnmal an die Toten des Bombenangriffs vom 11. September. Judith Altmann entdeckt den Namen einer Schulfreundin auf der Namensliste der Opfer, Tränen fließen über ihr Gesicht. “ Jettchen war so jung, warum nur musste sie sterben?“ Mit zitternden Händen entzündet die alte Dame eine Kerze, „In Gedenken an die unschuldigen Menschen, von denen ich so viele gekannt habe.“ Hinter dem Mahnmal steht versteckt in den Büschen ein alter Luftschutzbunker. Nachdenklich betrachtet Frau Altmann das Bauwerk. „Wir mussten auch Bunker errichten, vielleicht habe ich an diesem sogar mitgebaut.“

Der Platz vor dem Horster St. Joseph-Hospital wurde im Herbst 1996 nach Dr. Rudolf Bertram benannt. Im Zuge der Neugestaltung des Eingangsportals wurde auch die Gedenkstele versetzt. „Wo immer im Himmel sie auch sind, lieber Dr. Bertram, ich danke ihnen aus tiefsten Herzen für dass, was sie für die Rettung meine lieben jüdischen Schwestern getan haben“, sagt Frau Altmann mit leiser Stimme an der Gedenktafel, die vor dem Horster St. Joseph-Hospital an das Wirken des Chefarztes erinnert.

Judith Altmann und Agnes Vertes überlebten den Holocaust. Am Sonntag waren sie mit Andreas Jordan vom Gelsenzentrum e.V. auf Spurensuche auch in Gelsenkirchen-Horst unterwegs. Die Gedenktafel erinnert vor dem Horster St. Joseph-Hospital an das mutige Handeln von Dr. Bertram.

Judith Altmann und Agnes Vertes überlebten den Holocaust. Am Sonntag waren sie mit Andreas Jordan vom Gelsenzentrum e.V. auf Spurensuche auch in Gelsenkirchen-Horst unterwegs. Die Gedenktafel erinnert vor dem Horster St. Joseph-Hospital an das mutige Handeln von Dr. Bertram.

Dr. Bertram hatte nach dem Bombenangriff vom 11. September 1944 viele der schwerstverletzen Frauen und Mädchen behandelt und mit Hilfe anderer Menschen 17 der Zangsarbeiterinnen aus dem Gelsenberglager bis Kriegsende vor dem Zugriff der Gestapo unter Einsatz seines eigenen Lebens gerettet. Darunter waren auch Charlotte Perl, die spätere Frau von Werner Goldschmidt und Cornelia Basch, die Kurt Neuwald geheiratet hat. Für sein mutiges und selbstloses Handeln wurde Dr. Bertram vom Staat Israel als „Gerechter der Völker“ geehrt.

Im Foyer des Horster St. Joseph-Hospital thematisiert die Arbeit eines Gelsenkirchener Künstlers die Geschichte des Außenlagers des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen

Im Foyer des Horster St. Joseph-Hospital thematisiert die Arbeit eines Gelsenkirchener Künstlers die Geschichte des Außenlagers des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen

In der Bleckkirche beschreibt Judith Altmann schließlich von ihrer unbeschwerten und glücklichen Kindheit mit Eltern und Geschwistern. Sie berichtet von Vertreibung, Demütigung und Deportation aus ihrer Heimat in der damaligen Karpato-Ukraine. Und sie erzählt von Auschwitz: „Kurz nach unserer Ankunft war da ein Alarm, niemand durfte mehr die Baracke verlassen. Sie nannten es „Blocksperre“. Nach einer Weile begann es fürchterlich nach verbrannten Haaren zu stinken. Ich fragte jemanden, was das zu bedeuten habe. Sie verbrennen grade deine Eltern, wurde mir gesagt. Ich wusste damals doch noch nicht, was Auschwitz wirklich bedeutet.“ Eindringlich beschreibt sie den Hunger den sie litt, ihre allgegenwärtige Todesangst, die Gerüche. Sie berichtet von Zwangsarbeit für Krupp in Essen, von Todesmärschen und davon, wie sie im KZ Bergen-Belsen mit ihrer Nichte von früh bis spät Leichen in Massengräber tragen musste. „Die Leichen waren so schwer, es war fürchterlich. Zur Belohnung bekamen wir am Abend dann einen Teller dünner Suppe. Wir wollten ja leben“. Von britischen Soldaten wird sie in Bergen-Belsen am 15. April 1945 befreit. „Am Tag der Befreiung bin ich wiedergeboren worden“ sagt Judith Altmann. „Mein neues Leben begann in Schweden, später ging ich dann in die USA. Ich lernte meinen Mann kennen, heiratete, habe zwei Söhne und zwei Enkelinnen.“

Ob sie denn heute Deutsche hasse, wird Judith Altmann nach ihrem Vortrag gefragt. „Nein,“ sagt Judith Altmann, „ich empfinde keinen Hass. Denn Hass würde mich zerstören. Ich muss über all das, was ich erlebt habe, weiter berichten. Damit es das nie vergessen wird. Dafür brauche ich meine Kraft, nicht um zu hassen.“ In der Gelsenkirchener Bleckkirche sind viele Plätze leer geblieben. „Wer mir zuhören will, der kommt“ sagt Judith Altmann.

Video: Judith Altmann in Gelsenkirchen

Während der Zeit des Nationalsozialismus musste Judith Altmann im Lager Gelsenberg in Gelsenkirchen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. 70 Jahre später kehrt sie an diesen Ort zurück und erinnert sich an Unterdrückung, Verfolgung, Ausbeutung und Vernichtung von Menschen in den Konzentrations- und Arbeitslagern der Nazis.

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Mit Zufall und Glück überlebt

Zeitzeugin Judith Altmann: „Wenn du nicht mehr arbeiten konntest, kamst du zurück nach Auschwitz“

Judith Altmann, die heute in den USA lebt, besucht Ende August die ehemaligen Standorte von NS-Unrechtsstätten u.a. in Gelsenkirchen-Horst und Essen, in denen sie vor fast auf den Tag genau vor 70 Jahren als Zwangsarbeiterin eingesperrt war. Am Sonntag, 31. August um 17 Uhr wird sie in der Bleckkirche in Gelsenkirchen über ihre Erfahrungen, ihr Überleben und ihre Lehren aus den Verbrechen des Nazi-Systems berichten. „Am Tag der Befreiung bin ich wiedergeboren worden“ sagt Judith Altmann, „Ich freue mich darauf, diese Orte im Frieden wiederzusehen.“

Sie überlebte das KZ Auschwitz, die Außenkommandos des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen, Essen, Sömmerda und das KZ Bergen-Belsen. Judith Altmann, 1924 in Jasina in der damaligen Tschecho-slowakei geboren, wurde im April 1944 zusammen mit ihrer Familie zunächst in ein Ghetto in Ungarn verbracht. Dann wurde die Familie weiter in das KZ Auschwitz deportiert. Ihre Eltern, Geschwister und die meisten Verwandten überlebten Auschwitz nicht. Von dort wurde das junge Mädchen zusammen mit 2000 jüdischen Mädchen und Frauen im Sommer 1944 zur Verrichtung von Zwangsarbeit weiter in das KZ-Außenlager von Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst (Gelsenberg Benzin AG), dann in das KZ an der Essener Humboldstraße (Krupp) und weiter in das KZ Sömmerda (Rheinmetall-Borsig) verschleppt. In den Lagern mussten die Frauen und Mädchen Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft leisten. Mit einem der berüchtigten Todesmärsche gelangte Judith Altmann schließlich über das KZ Buchenwald in das KZ Bergen-Belsen, wo sie im April 1945 von britischen Soldaten befreit wurde.

Eine Veranstaltung des gemeinnützigen Vereins Gelsenzentrum e.V. in Kooperation mit der Bleckkirche – Kirche der Kulturen, Gelsenkirchen, Bleckstraße (an der ZOOM Erlebniswelt). Der Eintritt ist frei. Reservierungen per Email an: sekretariat@gelsenzentrum.de oder Telefon: 0209-9994676

Andreas Jordan

Weibliche Insassen des KZ Auschwitz, die zur Zwangsarbeit im Reichsgebiet abtransportiert werden sollen. Auch Judith Altmann wurde so nach Gelsenkirchen verschleppt.

Weibliche Insassen des KZ Auschwitz, die zur Zwangsarbeit im Reichsgebiet abtransportiert werden sollen. Auch Judith Altmann wurde so nach Gelsenkirchen verschleppt.

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Bewältigte Vergangenheit?

Jüdische Familie Block war Eigentümer

Da berichtet die WAZ Gelsenkirchen am vergangenen Samstag ausführlich über die Firmengeschichte der Fa. Rosing. Mit einem lapidaren Satz wischt die Autorin des Artikels mit leichter Hand NS-Unrecht vom Tisch, Zitat: „1937 übernahm die Familie das Haus an der Schalker Straße 75, Ecke Liboriusstraße, quasi in Sichtweite des heutigen Musiktheaters. Bis dahin residierte hier Möbel Block; es soll ein jüdisches Unternehmen gewesen sein, sicher belegt ist das allerdings nicht.“

Mit einer entsprechende Recherche wäre durchaus der Nachweis zu erbringen gewesen, dass die Mitglieder der Familie Block Angehörige der jüdischen Minderheit waren und unter dem NS-Regime verfolgt, sozial diffamiert, entrechtet, enteignet und im Falle von Hedwig Block auch deportiert und ermordet worden ist. Andreas Jordan, Projektleiter des Stolperstein-Projektes in Gelsenkirchen dazu: „Sehr wohl lässt sich die jüdische Abstammung der Familie Block nachweisen. In Erinnerung an die Familie sollen in Gelsenkirchen Stolpersteine verlegt werden. Die örtliche Initiative hat bereits vor längerer Zeit die Lebens- und Leidenswege der Familie recherchiert und im Internet dokumentiert: Flucht und Vertreibung der jüdischen Familie Block aus Gelsenkirchen.

Es waren Unternehmen wie Rosing, die durch die so genannte „Arisierung“ von Vermögen aus jüdischem Eigentum im „Dritten Reich“ ihren Profit und ihre wirtschaftliche Stellung enorm steigern konnten. So ist beispielsweise in der Festschrift zum 50. Firmenjubiläum der Firma Rosing von diesem dunklen Kapitel in Firmengeschichte keine Rede, die jüdischen Vorbesitzer werden einfach nicht erwähnt. Ein exemplarisches Beispiel für die Skrupellosigkeit, mit der die großen und kleinen „Arisierungsgewinnler“ in Gelsenkirchen und anderswo in der bundesdeutschen Nachkriegsrepublik dreist und plump ihre Firmengeschichte verfälschen oder auch dieses Kapitel direkt ganz verschweigen – größtenteils bis heute.

Möbelhaus Block in Gelsenkirchen-Schalke, um 1927. Nach der so genannten "Arisierung" im "Dritten Reich" waren die Eheleute Theodor und Christine Ernsting, geborene Rosing die neuen "Eigentümer. Sie führten das Möbelhaus unter dem Namen Rosing weiter"

Möbelhaus Block in Gelsenkirchen-Schalke, um 1927. Nach der so genannten „Arisierung“ im „Dritten Reich“ waren die Eheleute Theodor und Christine Ernsting, geborene Rosing die neuen „Eigentümer“. Sie führten das Möbelhaus unter dem Namen Rosing weiter

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August Bebels Antikriegsvermächtnis auch heute noch aktuell

Presseerklärung: Gelsenkirchener Bündnis zum Antikriegstag erinnert an den Beginn des 1. Weltkrieges

In diesen Tagen jährt sich der Beginn des 1. Weltkrieges zum 100. Mal. Aus diesem Anlass fordert das Gelsenkirchener Antikriegstagsbündnis alle Politiker*innen und Bürger*innen auf, sich heute kompromisslos für Frieden und Abrüstung einzusetzen.

Am 4. August 1914 – die deutschen Truppen waren in Belgien einmarschiert – bewilligte der Deutsche Reichstag die von der Regierung geforderten Kriegskredite und machte damit den Weg in die Katastrophe frei. Auch die mehrheitlich vom Krieg berauschte SPD-Fraktion folgte der Regierungspropaganda vom „Verteidigungskrieg“ und bekannte sich zum „Burgfrieden“ mit dem kaiserlichen Regime – „der härtesten Militärdiktatur, die je ein mündiges Volk über sich hat ergehen lassen“ (Rosa Luxemburg).

Schlagzeile in der Zeitung "Le Soir", Brüssel. Ausgabe vom  4.  August 1914

Schlagzeile in der Zeitung „Le Soir“, Brüssel. Ausgabe vom 4. August 1914

Auch wenn der 1. Weltkrieg nicht auf Gelsenkirchener Boden ausgefochten wurde, so hat die hiesige Bevölkerung extrem darunter gelitten und verloren Tausende Gelsenkirchener*innen dadurch ihr Leben. Das Gelsenkirchener Bündnis zum Antikriegstag erinnert deshalb an das Vermächtnis des 1913 verstorbenen SPD-Vorsitzenden August Bebel, der schon lange vor dem Weltkrieg gefordert hatte: „Diesem Regime keinen Mann und keinen Groschen“. Als der Reichstag am 2. Dezember 1914 geschlossen für einen Nachtragskredit stimmte, stimmte als einziger Abgeordneter Karl Liebknecht dagegen.

Das Gelsenkirchener Antikriegstagsbündnis fordert alle politisch Verantwortlichen auf, sich heute in die Tradition Bebels und Liebknechts zu stellen und die ungebremsten deutschen Waffenexporte, insbesondere in die Krisenherde dieser Welt, sofort zu stoppen.

Gelsenkirchener Antikriegstagsbündnis

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