Projektgruppe Stolpersteine Gelsenkirchen wird 10 Jahre alt

Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Zahlreiche Lebens- und Leidenswege von Menschen, die der Rassenideologie der selbsternannten Herrenmenschen zwischen 1933-1945 zum Opfer gefallen sind, hat die Projektgruppe Stolpersteine des Gelsenkirchener Vereins Gelsenzentrum in den letzten 10 Jahren recherchiert und auf einer eigenen Internetpräsenz dokumentiert. 2009 konnten dann erste Stolpersteine in Gelsenkirchen verlegt werden, mittlerweile sind bereits 139 Stolpersteine in das Gehwegpflaster eingelassen worden. Weitere 18 Stolpersteine sollen im Herbst diesen Jahres hinzukommen.

Das von bürgerschaftlichem Engagement und Spenden getragene Projekt Stolpersteine Gelsenkirchen – Gemeinsam gegen das Vergessen wird laufend fortgesetzt. Unterstützen sie mit einer Spende die Erinnerungsarbeit der Projektgruppe Stolpersteine Gelsenkirchen. Helfen Sie mit, den Menschen Ihre Namen zurück zu geben, dort wo sie einmal gewohnt haben – vor den Türen der Häuser. Der Preis für einen Stolperstein einschließlich Installation beträgt € 120,-. Spenden unter Stichwort „Stolpersteine“, Konto: Gelsenzentrum e. V. bei der Sparkasse Gelsenkirchen, IBAN DE79 4205 0001 0132 0159 27, SWIFT-BIC: WELADED1GEK. Ihre Spenden sind steuerlich abzugsfähig, sie erhalten auf Wunsch eine Zuwendungsbestätigung.

Die Gelsenkirchener Stolpersteingruppe unterhält eine eigene Internetpräsenz.

Die Gelsenkirchener Stolpersteingruppe unterhält eine eigene Internetpräsenz.

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Stolpersteine, Flüchtlinge und Mehr

Gedeihliches Miteinander: An diesem Haus müssen viele bauen

ISSO Stadtmagazin für Gelsenkirchen im Gespräch mit Andreas Jordan. Interview: Astrid Becker, Foto: Rolf Nattermann

ISSO Stadtmagazin für Gelsenkirchen im Gespräch mit Andreas Jordan. Interview: Astrid Becker, Foto: Rolf Nattermann

Andreas Jordans Engagement begegnet man in Gelsen-kirchen auf Schritt und Tritt. Die Stolpersteine sind dabei das augenfälligste Zeichen. Doch auch im Hintergrund sorgt Andreas Jordan dafür, dass Geschichte und Gegenwart dieser Stadt auf die Tagesordnung gelangen, dass Gesellschaft durch Hinschauen und Handeln gelingen kann.

Vor rund zehn Jahren wurde der Grundstein dafür gelegt, dass ein Resultat dieses Engagements nun überall im Stadtgebiet zu sehen ist – die Stolpersteine. Sie erinnern an ermordete, aber auch überlebende Opfer des Naziregimes: Homosexuelle, Sinti, Juden und politisch Aktive. Ihnen, aber immer noch nicht allen von ihnen, ist zum Gedenken ein Stein verlegt worden, seit der ersten Verlegung im Jahr 2009 genau 139 Steine für 139 Menschen. Fast wäre es dazu allerdings gar nicht gekommen: Als Andreas Jordan erstmals erwägt, einen Stolperstein zu spenden, teilt ihm Gunter Demnig, Schöpfer der Stolpersteine, mit, dass mangels Ansprechpartner in Gelsenkirchen leider kein Stein verlegt werden könne.

So beginnt das Kapitel der Stolpersteine in der Geschichte Gelsenkirchens: mit einer kleinen Anfrage und der Zusage Andreas Jordans, fortan als Koordinator einer mittlerweile zu einem großen Projekt angewachsenen Aufgabe tätig zu sein, einer Aufgabe, die gleichermaßen von Widrigkeiten und dem Überwinden von Schwierigkeiten Zeugnis ablegt.

Vor dem Haus Wanner Str. 119 in Gelsenkirchen-Bulmke erinnern Stolpersteine an die jüdische Familie Schönenberg. Den drei Menschen gelang die Flucht, doch Mutter Selma und Günthers Schwester Erna gehörten nicht zu den Überlebenden des Holocaust, sie wurden von der Mordmaschinerie der selbsternannten

Vor dem Haus Wanner Str. 119 in Gelsenkirchen-Bulmke erinnern Stolpersteine an die jüdische Familie Schönenberg. Den drei Menschen gelang die Flucht, doch Mutter Selma und Günthers Schwester Erna gehörten nicht zu den Überlebenden des Holocaust, sie wurden von der Mordmaschinerie der selbsternannten „arischen Herrenmenschen“ eingeholt

Das Stolperstein-Projekt, über Jahre auch aktiv begleitet von Heike Jordan, das von vielen Gelsenkir-chenern durch Spenden getragen wird, ist auch immer ein Anlass für einen Besuch auf Zeit: Für diejenigen ehemaligen Gelsenkirchener Bürger, die aus ihrer Heimat vertrieben und zu Holocaust-Überlebenden wurden und deren Angehörigen, die für jene kommen, die es nicht mehr gibt oder die schon zu alt oder zu krank für diese beschwerliche Reise an den Ort des Unrechts sind. Das ganze Interview mit Andreas Jordan in der neuen ISSO, dem Stadtmagazin für Gelsenkirchen

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Brauner Spuk im kleinen Kreis

Gelsenkirchen: „Pro NRW“ im Abseits

An der „Halloween-Party“ der rechtsextremen Kleinstpartei „Pro NRW“ nahmen in Gelsenkirchen ganze 4 Personen teil – es war das Aufbauteam der selbsternannten Abendlandretter. „Gäste“ waren nicht zu verzeichnen, so ‚bespaßten‘ sich die angereisten rassistischen Hetzer im kleinen Kreis halt selbst.

Gelsenkirchen: Rechtsausleger im Abseits - Keine Schnitte für "Pro NRW"

Gelsenkirchen: Rechtsausleger im Abseits – Keine Schnitte für „Pro NRW“

Angekündigt als „Mahnwache“, fand der „Infostand“ der rechten Kleinpartei an diesem Tag wie bereits zuvor in Bochum und Bottrop auch in Gelsenkirchen keinen Zuspruch. Das von den geistigen Brand-stiftern angepeilte Gelsenkirchener Publikum nahm den braunen Spuk praktisch nicht wahr. Und das war sicher nicht nur der organisatorischen Fehlleistung der „Pro NRW“ geschuldet, die ihren Stand im Abseits des Bahnhofcenters aufbauen musste. Unter den Rufen „Nazis raus“ und „Haut ab“ der rund 50 Gegendemonstranten zog das nun völlig frustrierte braune Häuflein nach kurzer Zeit unverrichteter Dinge wieder von dannen. Wie heißt es so schön? Nazis verpisst euch – Keiner vermisst euch!

Nicht verteiltes Hetz-Material wurde von Antifaschist*innen ordentlich entsorgt.

Nicht verteiltes Hetz-Material wurde von Antifaschist*innen ordentlich entsorgt.

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Erinnerung an Pogromnacht soll nicht am Nazi-Schwert stattfinden

VVN-BdA Gelsenkirchen fordert: Geplanten Kundgebungsort verlegen

Das Täterdenkmal in Gelsenkirchen, hier noch an alten Standort. Jahrzehntelang stand es schlicht und einfach vergessen in einer Ecke des Werksgeländes herum.

Das Täterdenkmal in Gelsenkirchen, hier noch an alten Standort. Jahrzehntelang stand es schlicht und einfach vergessen in einer Ecke des Werksgeländes herum.

Mit einem offenen Brief wendet sich die VVN-BdA Kreisvereinigung Gelsenkirchen an Oberbürgermeister Baranowski, Schirmherr der „Demokratischen Initiative“. Hintergrund ist eine von der „Demokrati- schen Initiative“ geplante Veranstaltung in Gedenken an die Pogrome vom 9. November 1938. Die Veranstaltung soll an einem bis dato fast vergessenen NS-Täterdenk- mal in Bulmke stattfinden, das vom Werksgelände des ehemaligen Schalker Vereins in diesen Tagen in den öffentlichen Raum transloziert, sprich umgesetzt wird. Die Sprecher der VVN-BdA Gelsenkirchen fordern in dem offenen Brief nicht nur „die Kundgebung der „Demokratischen Initiative“ am 9. November 2015 an einen anderen Ort zu verlegen, sondern auch, sich dafür einzusetzen, dass „aus dem Nazi-Schwert durch eine wirklich radikale Verfremdung ein antifaschistisches Gesamtkunstwerk wird“.

Offenen Brief lesen

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Märchenstunde der AfD Gelsenkirchen

Geistige Brandstifter verbreiten Falschmeldung

Gerüchte über Flüchtlinge werden von Nazis, Rechtspopulisten und anderen geistigen Tieffliegern zu Hauf verbreitet und halten sich hartnäckig, von Diebeszügen bis hin zu versuchten Vergewaltigungen ist alles dabei. Eines haben diese Aussagen gemeinsam: Sie stimmen nicht.

Am Samstag war es nun die rechtspopulistische AfD auf dem Rotthauser Markt in Gelsenkirchen, die eine solche Falschmeldung gezielt verbreitetete: „Eine Motorradstreife der Polizei sei in Gelsenkirchen angeblich von einer Gruppe Flüchtlinge attackiert worden“, so die AfDler im Gespräch mit Bürger*in- nen. Damit schürte die AfD mal wieder bewusst und unverhohlen diffuse Ängste Einzelner auf dem Rücken schutzsuchenden Menschen. Auf Nachfrage teilte die Gelsenkirchener Polizei heute mit, dass ein solcher Sachverhalt dort nicht bekannt sei und solche Behauptungen jeder Grundlage entbehren. (aj)

Von der rechtspopulistischen AfD geht eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für unsere Gesellschaft aus. Sie schürt Vorurteile und diffuse Ängste gegen Flüchtlinge, religiöse Minderheiten und Menschen mit anderer sexueller Orientierung

Von der rechtspopulistischen AfD geht eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für unsere Gesellschaft aus. Sie schürt Vorurteile und diffuse Ängste gegen Flüchtlinge, religiöse Minderheiten und Menschen mit anderer sexueller Orientierung

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Freies WLAN: Gelsenkirchener LINKE stellt Internet für Flüchtlinge bereit

Mit WLAN in die Heimat

Seit heute können geflüchtete Menschen im Umfeld des Parteibüros (Werner Goldschmidt Salon) der Partei DIE LINKE an der Wildenbruchstr. 15-17 kostenlos im Internet mit Angehörigen in der Heimat Informationen austauschen oder über Skype telefonieren. Damit setzt DIE LINKE in Gelsenkirchen ein soziales und bildungspolitisches Anliegen um: den kostenfreien Zugang zu Information und Bildung im Internet, denn das Angebot richtet sich letztlich nicht ausschließlich an geflüchtete Menschen.

Die Kontaktaufnahme zu Verwandten in der Heimat 
über E-Mail, Skype oder Whatsapp - das ist für Flüchtlinge lebenswichtig.

Die Kontaktaufnahme zu Verwandten in der Heimat
über E-Mail, Skype oder Whatsapp – das ist für Flüchtlinge lebenswichtig.

Das wird besonders die dort in unmittelbarer Nähe in einer Turnhalle untergebrachten Schutz-suchenden freuen, denn bisher gibt es in Gelsenkirchener Unterkünften leider keinen Freifunk. Von Seiten der DIE LINKE ist unter Hinblick auf die „Nachtruhe“ der Anwohner angedacht, das Angebot auf eine Zeit von z.b. 8-22 Uhr zu beschränken.

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In Belgien im Versteck überlebt

Zum Tod von Edmond Silverberg

Helmut Silberberg wurde am 10. Juni 1926 in Gelsenkirchen geboren

Helmut Silberberg wurde am 10. Juni 1926 in Gelsenkirchen geboren

Der in Gelsenkirchen unter dem Namen Helmut Silberberg geborene Edmond Silverberg starb am 26. Juni 2015 im Alter von 89 in Sag Harbor, USA.

Noch am Morgen nach den Pogromen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 schickten seine Eltern den damals 12 Jahre alten Helmut von Gelsenkirchen zu den Großeltern nach Amsterdam. Sein Opa mochte den deutschen Namen Helmut nicht und nannte ihn nur „Hello“. In Amsterdam lernt Hello Anne Frank kennen, sie erwähnt die Begegnungen mit „Hello“ in ihrem Tagebuch. Bald aber trennten sich die Wege von Anne und Hello. Die Familie Frank tauchte am 9. Juli 1942 in der Prinsengracht 236 im Hinterhaus unter. Hello verließ Amsterdam, und gelangte unter großen Schwierigkeiten nach Belgien zu seinen Eltern, die von Gelsenkirchen dorthin geflüchtet waren.

Familie Silberberg musste 25 Monate in ihrem Versteck in einem Haus in der Nähe von Brüssel ausharren. Sie lebten in der ständigen Angst von den Nazis entdeckt oder von Kollaborateuren verraten zu werden. Hello Silberbergs Jugendfreundin Anne Frank und die anderen Untergetauchten im Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht werden jedoch verraten und verhaftet. Nur Otto Frank überlebte, alle anderen Menschen aus dem Versteck im Hinterhaus wurden von den Nazis ermordet.

Am 3. September 1944 wurden Silberbergs in Belgien von britischen Truppen befreit – genau an dem Tag, an dem Anne Frank mit dem letzten Deportationstransport von Westerbork nach Auschwitz-Birkenau verschleppt wurde. Helmut „Hello“ Silberberg emigrierte 1948 in die USA. Dort wird der Name Edmond aus seinen belgischen Identitätspapieren übernommen, aus Silberberg wird Silverberg. Edmond Silverberg hinterlässt seine Frau Marylise, Tochter Jacqueline Marks mit Ehemann Rick, Sohn Robert Silverberg und zwei Enkelinnen, Michele Marks and Nina Silverberg.

(Andreas Jordan)

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Baumaßnahme in der City: Stolpersteine gesichert

Stolpersteine werden exakt so eingebaut wie vorher

Gelsenkirchen. Nein, sie sind nicht im Zuge der Bauarbeiten rund um den Heinrich-König-Platz einfach ‚verschwunden‘. Mehrfach wurden wir bereits von aufmerksamen Menschen auf das „Fehlen“ der Stolpersteine an der Ebertstr. 1 hingewiesen. Dort ist bereits das neue Pflaster verlegt und verfugt worden. Im Zuge dieser Baumaßnahme sind die kleinen Bodendenkmale, Stolpersteine genannt, zunächst ausgebaut und eingelagert worden.

Schon bald werden an der Ebertstr. 1 die an Lebens- und Leidenswege der jüdische Familie Back erinnernden Stolpersteine wieder eingebaut

Schon bald werden an der Ebertstr. 1 die an Lebens- und Leidenswege der jüdische Familie Back erinnernden Stolpersteine wieder eingebaut

In der 42. Kalenderwoche sollen nun die fünf Stolpersteine, die vor dem Haus an die Lebens- und Leidenswege der jüdischen Familie Back erinnern, durch die bauausführende Firma wieder eingebaut werden. „Die genaue Lage wurde vorab aufgemessen und dokumentiert, d.h. die Steine werden exakt so eingebaut wie vorher“ teilte das mit der lokalen Bauleitung beauftragte Planungsbüro DTP aus Essen uns jetzt auf Nachfrage mit.

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Schenk-Aktion: Schul- und Malutensilien für Flüchtlingskinder

Auch Malprojekte geplant: Einfach nur Kind sein und malen

Die Task Force Flüchtlingshilfe GE will die in Gelsenkirchen angekommenen Kinder bei Alphabeti-sierung, Sprachtraining und mit Malprojekten unterstützen. Doch leider mangelt es ganz konkret an den notwendigen Materialien. Vor diesem Hintergrund sammelt die Initiative mit einer Schenk-Aktion Schreib- und Schulmaterialien sowie Malutensilien. Die Spenden werden dann von den Helfer*innen an die Kinder in den Unterkünften verteilt, die Mal- und Kreativprojekte sind in Vorbereitung.

„Schreiben, Zeichnen und Malen sind wesentliche Bestandteile und Ausdrucksformen des Lernens und der kreativen Entwicklung“ sagt Andreas Jordan, einer der Koordinatoren der zivilgesellschaftlichen Initiative Task Force Flüchtlingshilfe GE. So sollen u.a. auch die von der Task Force geplanten Malprojekte helfen, dass Kinder geflüchteter Menschen durch kreative Betätigung ein wenig ihre Traumata verarbeiten können.

Erste Spenden sind bereits bei Task Force Flüchtlingshilfe GE eingegangen.

Erste Spenden sind bereits bei Task Force Flüchtlingshilfe GE eingegangen.

Eine exemplarische Auswahl von Materialien, wie sie wiederkehrend gebraucht werden:

Buntstifte, Filzstifte, Wachsmalstifte, Bleistifte, Füller, Radiergummis, Anspitzer, Malblocks (versch. Größen), Ausmalbücher, Bilderbücher, Wasserfarbkästen/Pinsel, Schnellhefter, Hefte liniert/kariert DIN A4, Blocks Kariert/Liniert, Lernpuzzle, Knetgummi/Knete (mehrfarbige Sets), Klebestifte, Bastelscheren, Batelmaterial allgm., Federmäppchen, Freizeittaschen, kleine Rucksäcke, Schulranzen.

Sie wollen die Schenk-Aktion unterstützen? Pakete/Päckchen bitte an folgende Postanschrift schicken, dort werden die Spenden zunächst gesammelt:

Task Force Flüchtlingshilfe GE
c/o Andreas Jordan
Devensstr. 111
45899 Gelsenkirchen

Die Task Force Flüchtlingshilfe GE betreibt auch eine Seite im sozialen Netzwerk Facebook für die Vernetzung und den schnellen informellen Austausch unter den Helfer*innen.

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Zeitzeugin: „Die waren auf einmal weg …“

Stolpersteinverlegung: Jeder Stolperstein ein Leben


Geksenkirchen. Die „soziale Skulptur“ Stolpersteine wächst beständig. Rund 54.000 bisher verlegte Stolpersteine in 19 Ländern Europas bilden zusammen genommen das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Am Freitag kam Bildhauer Gunter Demnig einmal mehr nach Gelsenkirchen, um hier weitere 20 seiner Stolpersteine zu verlegen. Auch aus unserem Stadtbild sind die mittlerweile 139 Stolpersteine vor den letzten Wohnorten von Menschen, die den Nazis zum Opfer fielen, nicht mehr wegzudenken.

Stolpersteine erinnern an Menschen aus allen Verfolgtengruppen gleichermaßen. Genau dort, wo die Menschen einst lebten, wo sie gewohnt, gelebt, geglaubt, getanzt, geträumt, gelacht und geweint haben, bevor sie dem Rassenwahn und Überlegenheitsideologie der Nazis zum Opfer fielen – vor den Türen ihrer Wohnhäuser oder Wirkungsstätte. Die allermeisten Lebens- und Leidensgeschichten der NS-verfolgten Menschen endeten mit deren Ermordung.

Jeder Stolperstein ein Leben

Jeder Stolperstein ein Leben

In vielen Fällen haben Eltern noch versucht, wenigstens ihre Kinder über die so genannten „Kindertransporte“ ins Ausland zu retten. Ernst Alexander konnte so in Sicherheit gebracht werden, eine jüdische Familie in Nebraska/USA nahm den Jungen auf. Manche der Verfolgten gelang eine Flucht in Länder wie Holland, wurden jedoch dort schon bald nach der Besetzung durch Nazi-Deutschland von der Verfolgungs- und Vernichtungsmaschinerie eingeholt. Ernsts Schwester Dorothea Julia Alexander floh nach Holland, wurde verhaftet, interniert und schließlich in Auschwitz ermordet. Ihre Schwester Margot konnte in Holland versteckt überleben. Mutter Frieda wurde von Gelsenkirchen nach Riga verschleppt und dort bei einer der Mordaktionen erschossen. Verlegt wurden die Stolpersteine für Familie Alexander an der Ringstraße 67.

Werner Goldschmidts Schwester Else gelang 1937 die Flucht in die USA. Werner, der sich bereits vor der Machtübergabe dem Widerstand gegen die Nazis angeschlossen hatte, wurde 1935 verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, wie es die NS-Unrechtsjustiz den Widerstand gegen das Gewaltregime nannte, zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Kurz vor Verbüßung der „Strafe“ wurde Werner Goldschmidt nach Haft in Münster und Herford am 19. Dezember 1941 aus dem Zuchthaus Siegburg in das Gelsenkirchener Polizeigefängnis überstellt. Seine Eltern Moritz und Hedwig Goldschmidt, die Gelsenkirchen nicht ohne ihren Sohn hatten verlassen wollen, wurden gemeinsam mit Werner in das Ghetto Riga Riga deportiert. Dort starb Moritz Goldschmidt an Typhus. Hedwig Goldschmidt wurde bei der Auflösung des Ghettos Riga ermordet. Der von der SS als „noch arbeitsfähig“ eingestufte Werner Goldschmidt wurde bei der Ghetto-Auflösung ins KZ Kaiserwald und bei dessen Auflösung weiter in das KZ Stutthof bei Danzig und von dort in das KZ Buchenwald bei Weimar verschleppt.

Im September 1944 wurde er weiter in ein Außenlager von Buchenwald beim Bochumer Verein transportiert, dort musste er Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion verrichten. Im März 1945 wurde das Außenlager in Bochum aufglöst und die Häftlinge wieder zurück nach Buchenwald transportiert. Werner Goldschmidt wurde am 11. April 1945 in Buchenwald befreit und kehrte im Mai 1945 zunächst nach Gelsenkirchen zurück. Hier heiratet ier im August 1946 Charlotte Perl. Die aus Sighet/Rumänien stammende Charlotte Perl war aus ihrer Heimat zunächst nach Auschwitz deportiert und von dort mit 2000 anderen Jüdinnen weiter nach Gelsenkirchen in ein Außenlager des KZ Buchenwald bei der Gelsenberg Benzin AG verschleppt worden. Das Ehepaar verließ Gelsenkirchen und wanderte mit der Hilfe von Werner Goldschmidts Schwester Else im August 1947 in die USA aus. Familie Goldschmidt wurde mit der Verlegung von vier Stolpersteinen an der Augustastr. 4 für Moritz, Hedwig, Else und Werner im Gedenken symbolisch wieder vereint.

So lange es noch möglich war, bot die Flucht beispielsweise in die USA oder nach Großbritannien oftmals die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Viele Länder weigerten sich jedoch, die meist jüdischen Flüchtlinge unkompliziert aufzunehmen. Nach Kriegsbeginn war eine Flucht dann kaum noch möglich. Erst im Frühjahr 1939, buchstäblich in letzter Minute, entschloss sich der Gemeinderabbiner Dr. Siegfried Galliner nach 25jähriger Berufsarbeit im Dienste des Judentums angesichts des zerstörten Jüdisches Lebens mit seinen kulturellen und religiösen Infrastrukturen zur Flucht nach England. Am Platz der alten Synagoge/Georgstr. 2, an einer der Stätten seines vielfältigen Wirkens, erinnert nun ein Stolperstein an eine großartige Persönlichkeit des jüdischen Lebens in Gelsenkirchen.

Dr. Siegfried Galliner war der letzte amtierende Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, bevor mit der gewaltsamen Zerstörung der Synagoge und des Gemeindehauses in der Altstadt, der Synagoge in Buer und des Betsaales in Horst in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 das Jüdische Gemeindeleben in Gelsenkirchen endete.

Dr. Siegfried Galliner war der letzte amtierende Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, bevor mit der gewaltsamen Zerstörung der Synagoge und des Gemeindehauses in der Altstadt, der Synagoge in Buer und des Betsaales in Horst in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 das Jüdische Gemeindeleben in Gelsenkirchen endete.

Familie Jeckel konnte nicht fliehen. Der Fuhrunternehmer Markus Jeckel, seine Frau Cilla und Sohn Isidor wurden von der Verhaftungswelle im Zuge der so genannten „Polenaktion“ völlig überrascht. Im Oktober 1938 wurde die Familie verhaftet und nach Bentschen/Polen abgeschoben. Seither fehlt von ihnen jedes weitere Lebenszeichen. Mit der Verlegung der Stolpersteine an der Hauptstraße 63 kehrten ihre Namen zurück an den Ort, an dem sie lebten und an dem sie ihre Heimat hatten.

Bis zu ihrer Deportation am 27. Januar 1942 nach Riga lebten Hugo Broch und seine Frau Theresa an der Von-Der-Recke-Straße 11 in der Gelsenkirchener Altstadt. Dort erinnern jetzt Stolpersteine an Familie Broch. Hugo Broch hatte sein Möbelgeschäft bereits 1936 zwangsweise an den „arischen“ Möbelhändler Albert Heiland „verkauft“. Das Leben des Ehepaars Broch endete mit ihrem gewaltsamen Tod bei Auflösung des Ghettos Riga, Sohn Josefs Spuren verlieren sich im Ghetto Zamosc.

Auch die Familie Höchster konnte der Mordmaschinerie der Nazis nicht entkommen. Familienvater Bernhard starb 1938, Max, Therese und Klara Höchster wurden von Gelsenkirchen in das Ghetto Riga deportiert. Klara Höchster, die in den Augen der SS als „nicht mehr arbeitsfähig“ galt, sie war zu diesem Zeitpunkt bereits 68 Jahre alt, wurde bei einer Mordaktionen im März 1942 in Riga ermordet. Max und Therese Höchster wurde nach Auflösung des Ghettos Riga in das KZ Kaiserwald in Riga überstellt. Dort wurde Therese Höchster im Juli 1944 ermordet. Max wurde dann im Herbst 1944 in das KZ Stutthof bei Danzig verschleppt. Mit einem der berüchtigten Todesmärsche kam auch Max Höchster im Februar 1945 in ein so genanntes „Auffanglager“ bei Rybno (Rieben). Noch vor der Befreiung des Lagers am 10. März 1945 ist Max Höchster dort umgekommen, die genauen Umstände seines Todes sind nicht mehr feststellbar. Vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Höchster an der Feldmarkstraße 119 verlegte Gunter Demnig die Stolpersteine, die daran erinnern das dort einmal Menschen wohnten, die vom NS-Regime ermordet worden sind – nur weil Sie Angehörige der jüdischen Religion waren. Eine Zeitzeugin erinnerte sich an die Familie Höchster: „Nette, freundliche und hilfsbereite Menschen waren das. Die waren auf einmal weg …“

Erneut holen Ernst Papies die Qualen und das begangene Unrecht der Vergangenheit ein, als er in den 70er Jahren einen Rentenantrag stellt: die KZ-Internierungszeit wird nicht für die Rentenberechnung anerkannt.

Erneut holen Ernst Papies die Qualen und das begangene Unrecht der Vergangenheit ein, als er in den 70er Jahren einen Rentenantrag stellt: die KZ-Internierungszeit wird nicht für die Rentenberechnung anerkannt.

Begonnen hatte die diesjährige Stolpersteinverlegung bereits am Morgen in Erle. An der Cranger Straße verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein für den als homosexuellen Mann verfolgten Ernst Papies. Die Nazis verschärften ab 1933 díe Verfolgung schwuler Männer. Ernst Papies wurde von der NS-Unrechtsjustiz vor diesem Hintergrund 1934 zu einem Jahr Gefängnis verutteilt. 1936 folgte eine weitere Verurteilung zu 3 Jahren Gefängnis, die jedoch im Moorlager Papenburg (Emsland) vollstreckt wurde. Papies mußte dort bis zum Tag der Entassung schwerste Zwangsarbeit leisten. Als kranker Mann kam er nach Buer zurück. Ohne jedwede Begründung verhaftete ihn die Kripo in Buer 1939 jedoch erneut und deportierte den damals 30jährigen, misshandelt und gefoltert, im Juli 1939 in das KZ Buchenwald, wo er als so genannter „Berufsverbrecher“ und als „175er“ stigmatisiert unter mörderischen Bedingungen schuften musste.

Papies wurde im April 1940 weiter in das KZ Mauthausen (Österreich) deportiert. In einem Arbeitskommando so genannter „Rosa Winkel-Häftlinge“ wurde er im Steinbruch wiederum zu schwerster körperlicher Arbeit gezwungen. Er litt unter den Schikanen, der Willkür der SS-Wachmannschaften und war ständig mit einem gewaltsamen Tod bedroht. Im Dezember 1944 wurde Ernst Papies mit über 1000 weiteren Leidensgenossen in ein Außenlager des KZ Auschwitz deportiert. Kurz vor der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz Ende Januar 1945 erfolgte der Rücktransport nach Mauthausen. Weitere Monate der schwersten Zwangsarbeit folgten.

Befreit wurde Ernst Papies schließlich am 5. Mai 1945 durch amerikanische Soldaten aus dem KZ Mauthausen. Jedoch erst 4 Monate später konnte er, halbwegs ernährt, als kranker Mann die weite, mehrmonatige Reise nach Buer zu den Eltern antreten. Ernst Papies hatte die Hölle der Lager überlebt. Die Zeit der Verfolgung fand jedoch kein Ende. Denn nun begann sein Kampf um Anerkennung des erlittenen Unrechts, der Kampf um die so genannte „Wiedergutmachung“, der 30 Jahre andauern sollte. Vergeblich. Ernst Papies starb 1997 in Konstanz im Alter von 88 Jahren. Eine irgendwie geartete Entschädigung für die erlittenen Schäden an Leib und Seele hat er nie erhalten. Auch daran erinnert der Stolperstein an der Cranger Straße 398.

Das Projekt Stolpersteine in Gelsenkirchen wird fortgesetzt, die nächste Verlegung ist im Oktober 2016 geplant. Interessierte finden weitere Informationen, beispielsweise zur Übernahme einer Patenschaft für einen oder mehrere Stolpersteine auf der Webseite des Projektes.

Andreas Jordan

Presse- und Medienspiegel Stolpersteinverlegungen 2015 in Gelsenkirchen

Lokalpresse WAZ: Ernst Papies: erst verfolgt, dann vergessen

Blog Antifaschistisches Gelsenkirchen:
… wo sie gewohnt, gelebt, geglaubt, getanzt, geträumt, gelacht und geweint haben …

Fotos von Sven Kaiser: Stolpersteine

Fotos von Irina Neszeri: Zum Gedenken an Moritz, Hedwig, Werner und Else Goldschmidt.

Gelsenkirchen Blog: Neuwald-Tasbachs Kritik am Projekt „Stolpersteine“ ist unverschämt.

Lokalpresse WAZ: Künstler verlegt wieder Stolpersteine

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