Aufruf zum Antikriegstag 2015

Gegen Krieg, Flucht und Vertreibung!
Für die menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen!

Gelsenkirchen. Die VVN-BdA Kreisvereinigung ruft zur Teilnahme an der gemeinsamen Veranstaltung im Bündnis gegen Krieg und Faschismus auf. Als Teil der weltweiten Friedensbewegung laden wir Sie herzlich ein, am Antikriegstag, den 1. September 2015, gemeinsam mit uns zu diskutieren und zu demonstrieren:

17.30 Uhr Information und Kundgebung auf dem Preuteplatz

18.30 Uhr Demonstration durch die Gelsenkirchener Innenstadt mit kurzen Zwischenkundgebungen an Stolpersteinen in der Von-der-Recke-Straße 10 (Familie Krämer), Am Rundhöfchen/Ecke Heinrich-König-Platz (Erich Lange) und Ebertstraße 1/Ecke Robert-Koch-Straße (Familie Back)

19.00 Uhr Abschlusskundgebung am Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße

Download: Aufruf der VVN-BdA Gelsenkirchen zum Antikriegstag 2015 (PDF-Datei)

Das Mittelmeer ist zum Massengrab für Flüchtlinge geworden, während sich die Nationalstaaten der EU nicht über Flüchtlingsquoten einigen können.

Das Mittelmeer ist zum Massengrab für Flüchtlinge geworden, während sich die Nationalstaaten der EU nicht über Flüchtlingsquoten einigen können.

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Fritz Rahkob – Von der NS-Unrechtsjustiz ermordet

Gedenken zu Ehren eines Widerstandskämpfers

Gelsenkirchen. Am 24. August 2015 wird ab 18 Uhr auf dem Fritz-Rahkob-Platz in im Rahmen einer kleinen Gedenkveranstaltung an den mutigen Kämpfer gegen Krieg und Faschismus Fritz Rahkob erinnert. Veranstalter ist wie in den Jahren zuvor die VVN-BdA Kreisvereinigung Gelsenkirchen.

Nach der Machtübergabe an die Nazifaschisten ließ seine Verhaftung nicht lange auf sich warten. So musste der aktive und in der Bevölkerung anerkannte Kommunist Fritz Rahkob die Jahre von 1933 bis 1938 in sogenannter „Schutzhaft“ verbringen. Seine Ehefrau Emma Rahkob beteiligte sich während der Haft ihres Mannes aktiv am Widerstand gegen die braunen Machthaber. Dafür wurde sie am 20. November 1934 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt.

Nach seiner Entlassung aus der Haft lernte Fritz Rahkob den Widerstandskämpfer Franz Zielasko kennen. Ungebrochen, in der festen Überzeugung, man müsse den Krieg und den Faschismus aktiv bekämpfen, schloss er sich der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko an, die in Gladbeck, Oberhausen, Essen und Gelsenkirchen aktiv war. Die Gruppe um Franz Zielasko wurde verraten, im August 1943 verhaftete die Gestapo rund 50 Antifaschisten, darunter auch Fritz Rahkob. Franz Zielasko wurde bei den anschließenden Verhören zu Tode gefoltert.

Fritz Rahkob und andere Kameraden aus dem Widerstand wurden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vom so genannten „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt. Am 24. August 1944 wurde Fritz Rahkob durch Enthauptung in Stuttgart von Schergen der NS-Unrechtsjustiz ermordet. Seit 2011 erinnert am letzten Wohnort an der Liebfrauenstr. 38 im Ortsteil Schalke ein Stolperstein an den antifaschistischen Widerstandskämpfer Fritz Rahkob.

Nach Fritz Rahkob ist ein Platz in der Gelsenkirchener Altstadt benannt, auch eine Gedenktafel wurde dort errichtet.

Nach Fritz Rahkob ist ein Platz in der Gelsenkirchener Altstadt benannt.

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Mitten unter uns – Stolpersteine in Gelsenkirchen

Stolpersteine wollen gefunden werden

Die „Stolpersteine“ des Kölner Bildhauers Gunter Demnig markieren Erinnerungsorte im öffentlichen Stadtraum. Sie werden genau dort, wo einst die Menschen wohnten, die in der Zeit der NS-Gewaltherr-schaft diskriminiert, verfolgt, verschleppt und ermordet wurden, flächenbündig in die Gehwege einge-lassen. Stolpersteine sind Erinnerungszeichen, die zusammengenommen ein außergewöhnliches, dezen-trales Denkmal bilden. Es entsteht langsam, ist auf viele Orte verteilt und fügt sich erst im Kopf des Betrachters zu einem Ganzen. Seit 2009 ist auch Gelsenkirchen Teil dieses weltweit größten dezentralen Denkmals. „Meine Kunst liegt jedem zu Füßen“ sagt Gunter Demnig, „dort, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt hatten, ihre Heimat, ihre Wohnung, genau dort wird Vergangenheit mit Gegenwart konfrontiert.“

(Aktualisierungsstand der Karte: Juli 2015)

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Ein „Moorsoldat“ überlebt Buchenwald, Mauthausen und Auschwitz

Ernst Papies: Die Bundesrepublik verweigerte ihm bis zum Tode jede Entschädigung

Ernst Papies, August 1945. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde ihm jegliche

Ernst Papies, August 1945. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde ihm jegliche „Wiedergutmachung“ verweigert – er sei kein Verfolgter des Nationalsozialismus im Sinne des Bundesentschädigungsgesetzes, sondern als „175er“ ein nach den geltenden Gesetzen verurteilter Straftäter.

Am Freitag, den 14. August 2015 um 10 Uhr wird in Gelsenkirchen, Cranger Str. 398, ein Stolperstein verlegt, der an den außergewöhnlichen Lebensweg eines Mannes, gebürtig in Gelsenkirchen, erinnert: Für Ernst Papies, geboren in Buer (heute Gelsenkirchen), Jg. 1909, gestorben in Konstanz am Bodensee 1997 wird damit die Erinnerung wach gehalten.

Ernst Papies überlebte als verfolgter Homosexueller zunächst die Sklavenarbeit im Moorlager im Emsland, dann die Konzentrationslager Buchenwald, Mauthausen in Österreich, ein Außenlager von Auschwitz und erneut Mauthausen. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde ihm jegliche Wiedergutmachung verweigert – er sei kein Verfolgter des Nationalsozialismus im Sinne des Bundes-entschädigungsgesetzes, sondern als „175er“ ein nach den geltenden Gesetzen verurteilter Straftäter.

Papies kämpfte 30 Jahre lang für eine „Wiedergut-machung“ und Anerkennung des Unrechts, dass ihm angetan wurde – vergeblich. Zahlreiche Schreiben an Bundeskanzler Adenauer, ein persönlicher Besuch beim Kanzleramt in Bonn, Schreiben an Bundespräsident Heuss und andere sowie der sogenannte Rechtsweg bringen keinen Erfolg. Im Gegenteil: Weil er sehr vehement für seine Rehabilitation kämpft und „lästig“ wird, wird noch in den 50er Jahren erneut gegen ihn strafrechtlich ermittelt. Erneut holen ihn die Qualen und das begangene Unrecht der Vergangenheit ein, als er in den 70er Jahren einen Renten-antrag stellt: die Zeiten der Moorlagerhaft und die 6jährige KZ-Internierungszeit werden nicht für die Rentenberechnung anerkannt. Auch die Organisation der ehemaligen KZ-Häftlinge grenzt ihn aus und verweigert politische Unterstützung und Solidarität.

Papies teilt dieses Schicksal mit zahlreichen Homosexuellen, die die Nazizeit und KZ überlebten: Sie erhielten niemals eine Entschädigung. Sie wurden bis 1969 nach der Nazifassung von 1935 des §175 weiterverfolgt und ausgegrenzt und bestraft. „Ich freue mich, dass meine Anfrage an die Europa-Abgeordnete Frau Terry Reintke, die Patenschaft für den Stolperstein zu übernehmen, positiv beantwortet wurde“.

Quelle: Jürgen Wenke, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereins „Rosa Strippe e.V.“ in Bochum.

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Sie wollten sich den Nazis nicht beugen

Kampf gegen Krieg und Faschismus: Rudolf Littek und Johann Eichenauer

Die Lebensgeschichten von Rudolf Littek und Johann Eichenauer weisen viele Gemeinsamkeiten auf, so gehörten beide Männer der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko an. Ab 1943 begann Zielasko, im Ruhrgebiet die Gruppe aufzubauen. Der Gestapo blieben die Aktivitäten der Widerstandskämpfer jedoch nicht lange verborgen. Im August 1943 wurde Zielasko und mit ihm 44 weitere Widerständler verhaftet. Unter den Festgenommenen waren auch Littek und Eichenauer.

Das "Urteil" des so genannten "Volksgerichtshofes"

Das „Urteil“ des so genannten „Volksgerichtshofes“

Bei dem nachfolgenden in Amberg/ Bayern stattfindenden „Prozess“ wurden die Beiden zwar „freige-sprochen“, jedoch nicht aus der Haft entlassen. Nach Rückverlegung in das Gefängnis Gelsenkirchen kamen sie in das so genannte „Arbeitserziehungslager“ (AEL) Lahde bei Petershagen und dann in das KZ Neuengamme bei Hamburg. Als britischen Truppen im April 1945 näher rückten, wurde das KZ Neuengamme von der SS „evakuiert“. Ein Großteil der Häftlinge wurde auf drei in der Neustädter Bucht (Lübeck) liegende Schiffe getrieben. Die „Cap Arcona“, die „Thielbeck“ und die „Athen“ fungierten als schwimmende KZ. Die SS legte es vermutlich darauf an, dass die KZ-Schiffe als vermeintliche Truppen-transporter Ziele britischer Bomber werden könnten. Am 3. Mai 1945 greifen britische Kampfflugzeuge die Schiffe tatsächlich an, rund 7000 der sich an Bord befindlichen KZ-Häftlinge kommen dabei zu Tode. Rudolf Littek und Johann Eichenauer, die sich den Nazis nicht beugen wollten, starben mit ihnen.

Die Stolpersteine, die bald für die beiden Widerstandskämpfer in Gelsenkirchen verlegt werden, sollen nicht nur Anlass für stilles Gedenken sein, sondern auch eine Mahnung, den lautstarken Widerstand gegen Krieg und Faschismus nicht aufzugeben. (aj)

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Jeder Stolperstein ein Leben

Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zur Stolpersteinverlegung eingeladen

Still. Leise. Unaufdringlich. So liegen sie im Gehwegpflaster, die Stolpersteine des Bildhauers Gunter Demnig. Sie erinnern an zerstörte Leben, an Ausgrenzung, Verfolgung und Mord unter national-sozialistischer Gewaltherrschaft. An sieben Orten im Stadtgebiet von Gelsenkirchen wird Gunter Demnig am Freitag, den 14. August 2015 weitere 20 Stolpersteine in das Pflaster Gelsenkirchener Gehwege einlassen. Die Verlegeaktion beginnt 2015 in Erle:

Ernst Papies, 10:00 Uhr Cranger Str. 398

Familie Jeckel, 10:20 Uhr Hauptstr. 63,

Familie Alexander, 10:40 Uhr Ringstrasse 67,

Rabbiner Dr. Siegfried Galliner, 11:00 Uhr Platz der Alten Synagoge/Georgstr. 2

Familie Goldschmidt, 11:20 Uhr Augustastrasse 4

Familie Broch, 11:40 Uhr Von-Der-Recke-Strasse 11

Familie Höchster, 12:00 Uhr Feldmarkstrasse 119

Stolpersteine erinnern an Menschen aus allen Verfolgtengruppen gleichermaßen. Genau dort, wo die Menschen einst lebten, bevor sie dem Rassenwahn und Überlegenheitsideologie der Nazis zum Opfer fielen – vor den Türen ihrer Wohnhäuser oder Wirkungsstätte. Mehr als 53.000 Stolpersteine in 19 Ländern Europas bilden zusammen genommen das größte, dezentrale Mahnmal der Welt.

(Es wird darauf hingewiesen, dass im zeitlichen Ablauf Verschiebungen möglich sind. Planen Sie bitte ein Zeitfenster von +/- 15 Min. zu den angegebenen Uhrzeiten ein.)

Die Projektleitung ist am Verlegetag unter Tel. 0174-5463829 zu erreichen. Weitere Infos zum Projekt Stolpersteine Gelsenkirchen im Internet: stolpersteine-gelsenkirchen.de

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Gelsenkirchen, hier im August 2011 an der Bismarckstraße.

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Gelsenkirchen, hier im August 2011 an der Bismarckstraße.

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Nazi-Raubkunst: Verhalten der Stadt Gelsenkirchen beschämend

Kunstwerk zurückgeben – ohne Wenn und Aber

Warum wird das Bild „Bacchanale“ von Lovis Corinth aus ehemals jüdischem Eigentum nicht einfach ohne „Wenn und Aber“ an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben? Was immer die Erben mit dem Bild vorhaben, hat die Stadt Gelsenkirchen nicht im geringsten zu interessieren. In einem offenen Brief bezieht der Rechtsanwalt der Erben, Professor Dr. Fritz Enderlein, Stellung zum unsäglichen Taktieren der Stadt Gelsenkirchen. Im Focus dabei auch eine Beschlußvorlage und das „Gesprächsangebot“ an die Erben seitens der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Was hat die Jüdische Gemeinde mit der Auseinandersetzung mit der Stadt zu tun? Richtig, rein gar nichts. By the way: Wie kam besagte Vorsitzende an die Adresse der Erben?

OFFENER BRIEF

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Baranowski,

Sehr geehrte Stadtverordnete,

mir liegt die obige Beschlussvorlage vor und ich möchte Ihnen meine Meinung dazu nicht vorenthalten.

1. Eigentlich müsste der Beschlussvorschlag anders lauten, nämlich

a) Der Anrufung der „Beratenden Kommission…“ durch die Erben des von den Nazis ermordeten ursprünglichen Eigentümers des Corinth-Gemäldes „Bachanale“ wird zugestimmt.

Oder besser:

b) Der Anrufung der „Beratenden Kommission…“ durch die Erben des von den Nazis ermordeten ursprünglichen Eigentümers des Corinth-Gemäldes „Bachanale“ wird nicht zugestimmt. Vielmehr wird die sofortige bedingungslose Rückgabe des Gemäldes beschlossen, so daß sich ein Tätigwerden der „Beratenden Kommission…“ erübrigt.

2. Die „Problembeschreibung/Begründung“ enthält Formulierungen, die einer Korrektur bedürfen.

a) Angeblich ist „es faktisch zu keiner Verhandlung gekommen“. In Wirklichkeit wurden in der Zeit vom Dezember 2010 bis März 2015 insgesamt 28 Briefe bzw. E-Mails von meiner Kanzlei an Museum und Stadt geschrieben, die im gleichen Zeitraum mit 21 Briefen bzw. E-Mails beantwortet wurden.
Bereits am 19.11.2012 wurde mitgeteilt, dass die Stadt eine Rückgabe ins Auge fassen kann, wenn „zweifelsfrei geklärt ist, dass der historisch begründete Anspruch gegeben ist“. In der Folge wurden alle Zweifel ausgeräumt.
Am 15.12.2013 machten die Erben das Angebot, auf ihren Rückgabeanspruch zu verzichten, wenn sie eine Entschädigung in Höhe von € 210.000 erhalten.

Ein Gegenvorschlag vom 15.07.2014 sah vor, „das Gemälde den Nachfahren von Frau S. sel. A ohne finanziellen Ausgleich zu überlassen“. An diesen Vorschlag waren allerdings unannehmbare Bedingungen geknüpft.

Darauf schlugen die Erben am 21.08.2014 vor, der Stadt eine Abfindung in Höhe von € 65.000 zu zahlen. Das war etwa das Zehnfache dessen, was die Stadt beim Ankauf des Gemäldes 1957 gezahlt hatte. Dieser Vorschlag wurde später noch einmal wiederholt.

Nun forderte die Stadt am 17.11.2014 eine Abfindung in Höhe von € 150.000, was später auf eine prozentuelle Beteiligung an einem evtl. Versteigerungserlös bis zu € 150.000 präzisiert wurde.

Einen diesbezüglichen Vorschlag unterbreiteten die Erben am 15.12.2014, der wiederum nicht angenommen wurde.

Bereits am 03.12.2014 hatten die Erben angekündigt, die „Beratende Kommission …“ anzurufen, wenn es zu keiner Einigung kommen sollte. Gegen diesen Vorschlag erhob die Stadt am 05.12.2014 keine Einwände.

Und das alles sollen keine Verhandlungen gewesen sein?

b) Wiederholt werden in der Vorlage kritische Bemerkungen zur „anwaltlichen Vertretung der Erben“ gemacht. Dazu ist festzustellen, dass Mandanten, die sich zur Durchsetzung ihrer Restitutionsforderungen an einen Rechtsanwalt wenden, sich darauf verlassen müssen, dass dieser ihre Interessen nach bestem Wissen und Gewissen vertritt. Nicht der Anwalt fordert die Aushändigung des Gemäldes, sondern die Erben. Nicht dem Anwalt geht es „ausschließlich um die Realisierung eines größtmöglichen wirtschaftlichen Vorteils“, sondern den Erben. Man muss auch betonen, dass dieses Bestreben legitim ist. Nicht der Anwalt hat „ein Gesprächsangebot aus der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen …schroff abgewiesen“, sondern einer der Erben selbst, der absolut nicht verstehen konnte, was die Jüdische Gemeinde mit der Auseinandersetzung mit der Stadt zu tun hat. Übrigens hatte sich die Jüdische Gemeinde auch nicht an den Anwalt gewandt, sondern direkt an die Erben selbst. (Woher hatte diese bloß die Adressen?)

c) In der Vorlage wird bedauert, dass kein persönliches Gespräch zustande gekommen sei. Ein persönliches Gespräch mit den Erben, die sich gerade für eine anwaltliche Vertretung entschieden hatten? Sind sechs Telefonate, die alle von meiner Kanzlei ausgingen, kein persönliches Gespräch? Oder wollte ein Vertreter der Stadt nach Venezuela in die Provinz reisen, um sich dort mit dem Erben, der das „Gesprächsangebot aus der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen …schroff abgewiesen“ hatte, zu treffen? Oder sollte der Erbe, der nicht gerade in begüterten Verhältnissen lebt, nach Gelsenkirchen kommen, um sich dort anzuhören. daß die Stadt ebenfalls an der „Realisierung eines größtmöglichen wirtschaftlichen Vorteils“ interessiert ist?

d) Schließlich wird das Interesse der Stadt hervorgehoben, das Gemälde auch weiterhin in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dieses Interesse wird durchaus von den Erben geteilt. Ihre Bemühungen, einen Käufer zu finden, der Gewähr dafür gibt, daß das Gemälde weiterhin auf immer oder von Zeit zu Zeit der Öffentlichkeit dargeboten wird, scheiterten bisher daran, daß es von der Stadt noch keine verbindliche Zusage und keinen Termin für eine Rückgabe gibt.

Sehr gut finde ich allerdings den Vorschlag aus dem am 16.06.2015 veröffentlichten Leserbrief von Frau Sabine Krämer-Kozlowski. Sie schlägt vor, das Bild zu kopieren und mit einer Hinweistafel zur Geschichte des Bildes auszustellen. Auf dieser Tafel könnten auch die Namen aller von den Nazis ermordeten Mitglieder der Familie des früheren Eigentümers vermerkt werden.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Prof. Dr. Fritz Enderlein

Rechtsanwalt

Lovi Corinth "Baccanale". Seit Dezember 2010 bemühen sich die Erben um Rückgabe des verfolgungsbedingt geraubten Kunstwerks, dass sich heute im Besitz des Kunstmuseums Gelsenkirchen befindet.

Lovi Corinth „Baccanale“. Seit Dezember 2010 bemühen sich die Erben um Rückgabe des verfolgungsbedingt geraubten Kunstwerks, dass sich heute im Besitz des Kunstmuseums Gelsenkirchen befindet.

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Demokratie braucht Demokraten – oder doch nicht?

Der rote Winkel mit einer Nummer auf der Häftlingsjacke war in den faschistischen Konzentrationslagern Kennzeichen für die politischen Häftlinge. Der rote Winkel ist heute das Symbol der VVN-BdA. Überall, wo die blau-weiß gestreifte Fahne mit dem roten Dreieck weht, da sind die Antifaschistinnen und Antifaschisten der VVN-BdA aktiv.

Der rote Winkel mit einer Nummer auf der Häftlingsjacke war in den faschistischen Konzentrationslagern Kennzeichen für die politischen Häftlinge. Der rote Winkel ist heute das Symbol der VVN-BdA. Überall, wo die blau-weiß gestreifte Fahne mit dem roten Dreieck weht, da sind die Antifaschistinnen und Antifaschisten der VVN-BdA aktiv.

Wie stellt sich eine „Demokratische Initiative – gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie – Gelsenkirchen“ unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters eigentlich einen Konsens gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt vor, wenn sie zivilgesellschaftliche Gruppierungen wie die Vereini- gung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Anti- faschist*innen – kurz VVN-BdA – dabei ausschließt? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man weiß, das die „Demokratische Initiative“ jüngst den Aufnahme-antrag der Gelsenkirchener VVN-BdA abschlägig beschieden hat.

Wie demokratisch ist die „Demokratische Initiative“?

Mehrheitlich von der SPD dominiert, hatte die „Demo-kratische Initiative“ sich auf ihrer Sitzung im Mai gegen die Aufnahme der VVN-BdA ausgesprochen. Im Ablehnungsschreiben heißt es lapidar, für den „Antrag habe sich nicht die für eine Aufnahme erforderliche Einstimmigkeit“ gefunden. Hört sich irgenwie seltsam an, war doch die VVN eine der Organistionen, die sich, gestützt auf die demokratischen Grundrechte, bereits seit vielen Jahrzehnten grade auch in Gelsen-kirchen im Kampf gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt engagiert und diesen auch konsequent fortgesetzt hat. Eine Spaltung der Gelsenkirchener Zivilgesellschaft in „gute und nicht so gute“ Demokraten ist dem gemeinsamen Anliegen, sich allen Ansätzen von pauschalen Diffamierungen und rassistischen Tendenzen in aller Entschlossenheit entgegen stellen, sicherlich nicht dienlich. Demokratische Gleichheit sieht anders aus, das sollte man eigentlich auch in Gelsenkirchen inzwischen verstanden haben.

(Presse- und Medienmitteilung der VVN-BdA Gelsenkirchen vom 25. Juni 2015)

Ausführlicher Artikel, der Hintergründe und Zusammenhänge anreisst und beleuchtet im Blog “Antifaschistisches Gelsenkirchen”: “Demokratische Initiative” lehnt Aufnahmeantrag von engagierten Antifaschistinnen und Antifaschisten ab!

Martin Gatzemeier, Fraktionsvorsitzender der LINKEn im Rat Gelsenkirchen, hat sich unter der Überschrift “Unglaublich aber wahr!” zu dem Vorgang geäußert und schreibt dazu: “Die Ablehnung, den VVN/BdA als Mitglied in die Demokratische Initiative Gelsenkirchen aufzunehmen, lässt weit blicken und zeigt ihren wahren Geist! Wer unbequem ist und möglicherweise neuen Wind in die Initiative einbringen könnte, wird einfach außen vor gelassen und nicht aufgenommen. Auch DIE LINKE beabsichtigt, sich für eine Aufnahme zu bewerben. Wir sind auf die Antwort gespannt.”

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Bruce Brodowski auf Spurensuche in Gelsenkirchen

2. Weltkrieg: US-Soldat kam als Befreier und starb in Hassel

Bruce Brodowskis Vater starb in Gelsenkirchen-Hassel im Kampf gegen Nazi-Deutschland. Ed Brodowski war Kommandant des ersten amerikanischen Sherman-Panzers, der in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs Hassel erreichte. In Höhe des Marktplatzes an der Valentinstraße starb der damals 26jährige Ed Brodowski, als sein Panzer am 30. März 1945 von einem deutschen Geschoss getroffen wurde.

„Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, ich wurde erst drei Monate nach seinem Tod geboren. Trotzdem habe ich ihn Zeit meines Lebens schmerzlich vermisst. Ich hatte ihn nicht, den Vater, der einem Football oder Baseball, Jagen und Fischen beibringt. Keinen Daddy, der einen zur Schule bringt, der einem zuhört. Heute stehe ich erstmals an dem Ort, an dem mein Vater starb. Hier schließt sich für mich der Kreis“, sagt der 69jährige Bruce Brodowski, der mit seiner Frau aus Charlotte, North Carolina angereist war, um einmal den Ort zu sehen, an dem der ihm unbekannte Vater sein Leben verlor.

Bereits Anfang des Jahres hatte Bruce Brodowski an Gelsenzentrum e.V., dem gemeinnützigen Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte in Gelsenkirchen geschrieben und um Hilfe bei der Suche nach dem genauen Todesort seines Vaters gebeten. Schnell war der Kontakt zum Geschichtskreis Hassel um Egon Kopatz hergestellt. Heimatforscher Kopatz hatte bereits vor Jahren die Ereignisse in den letzten Kriegstagen in und um Hassel recherchiert. Heute gingen Andreas Jordan von Gelsenzentrum und der Geschichtskreis Hassel gemeinsam mit Ellen und Bruce Brodowski auf Spurensuche.

Am Marktplatz in Hassel: Ellen und Bruce Brodowski, rechts Heimatforscher Kopatz.  Hier stand der Panzer, in dem Ed Brodowski starb.

Am Marktplatz in Hassel: Ellen und Bruce Brodowski, rechts Heimatforscher Kopatz. Hier stand der Panzer, in dem Ed Brodowski starb.

Morgen wollen die Brodowskis weiter in die Niederlande reisen. Sie wollen das Haus suchen, vor dem nachfolgendes Foto entstand. „Der Fotograf von damals wird uns helfen, wir werden es finden“, da ist sich Bruce Brodowski ganz sicher. Letzte Station auf der Reise wird der amerikanische Soldatenfriedhof Magraten bei Maastricht sein. Hier wurde Ed Brodowski beigesetzt. Dann ist Bruce ganz nah bei seinem Vater. Er wird Blumen niederlegen, Blumen für einen Vater, der seinen Sohn nie kennen gelernt hat.

26. Februar 1945 bei Roermond: US-Soldaten des 18th Tank-Ban. bergen einen verletzten Kameraden aus der Kampfzone, um ihn nach Linne, Holland zu bringen. Hinter der Bordkanone Ed Brodowski.

26. Februar 1945 bei Roermond: US-Soldaten des 18th Tank-Ban. bergen einen verletzten Kameraden aus der Kampfzone, um ihn nach Linne, Holland zu bringen. Hinter der Bordkanone Ed Brodowski.

Die Lokalpresse schreibt: US-Kriegswaise auf Spurensuche in Hassel

Fortschreibung: Spurensuche gestern in Buggenum, Holland. Bruce Brodowski findet mit Hilfe der heutigen Bewohner das Haus, vor dem im Februar 1945 das Schwarz-Weiß-Foto entstand.

70 jahre nach Ende des 2. Weltkriegs. Bruce Brodowski findet das Haus, vor dem sein Vater auf einem Sherman-Panzer sitzend fotografiert wurde.

70 jahre nach Ende des 2. Weltkriegs. Bruce Brodowski findet das Haus, vor dem sein Vater auf einem Sherman-Panzer sitzend fotografiert wurde.

Am Ende einer langen Reise: Bruce Brodowski besuchte heute auf dem Amerikanischen Soldatenfriedhof Magraten in den Niederlanden das Grab seines Vaters Edward „Ed“ Brodowski. Am Grab lege Bruce als besondere Geste den Blumenstrauß nieder, den Egon Kopatz in Gelsenkirchen überreicht hatte. „Vater und Sohn sind nun zusammen“ so überschreibt Bruce sein Foto.

Amerikanischer Soldatenfriedhof Magraten in den Niederlanden. Am Grab seines Vaters legte Bruce als besondere Geste den Blumenstrauß nieder, den Egon Kopatz in Gelsenkirchen überreicht hatte.

Amerikanischer Soldatenfriedhof Magraten in den Niederlanden. Am Grab seines Vaters legte Bruce als besondere Geste den Blumenstrauß nieder, den Egon Kopatz in Gelsenkirchen überreicht hatte.

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München soll stolpern

Aufhebung des Verbots von Stolpersteinen in München

Mehr als 80.000 Menschen haben bisher mit ihrer Unterschrift dokumentiert, dass sie für Stolper-steine in München sind. Initiiert hat die Petition Terry Swartzberg. Der gebürtiger New Yorker, der seit 1984 in München lebt, kämpft für die Stolpersteine in der bayrischen Metropole. Denn dort will man die kleinen Erinnerungszeichen bisher nicht haben. So hatte es der Münchener Stadtrat 2004 beschlossen. Mit in die Entscheidung eingeflossen ist seinerzeit auch die Haltung von Charlotte Knobloch, die sich gegen die Stolpersteine ausspricht. „Menschen treten auf die Stolpersteine, so wird das Andenken an die Ermordeten mit Füßen getreten“ ist Knoblochs Hauptargument. Charlotte Knobloch leitet seit fast 30 Jahren die Israelitische Kultusgemeinde in München, der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“. Sie will keine Stolpersteine.

Terry Swartzberg und seine Unterstützer*innen kämpfen seit nunmehr 11 Jahren für die Umsetzung des Projektes Stolpersteine auch auf Münchens öffentlichen Grund. Noch vor der Sommerpause will der Stadtrat jetzt über Terry Swartzbergs Initiative entscheiden. Bleibt abzuwarten, wie weit der Arm einer der erbittersten Stolperstein-Gegnerinnen reichen wird. Charlotte Knoblochs Wort scheint in München Gesetz zu sein, ihr Wort wiegt bisher schwerer als die Wünsche von Angehörigen, die ihrer ermordeten Vorfahren mit Stolpersteinen gedenken wollen.

Die Projektgruppe Stolpersteine Gelsenkirchen ist für die Aufhebung des Verbots der Stolpersteine in München und hat die Petition bereits mitgezeichnet. Petition unterschreiben: München soll Stolpern!

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