Gedenken: Stolpersteinverlegungen 2017 in Gelsenkirchen

Diese Steine haben etwas zu erzählen

Mit der Verlegung der Stolpersteine wird die Erinnerung an das Leben und Leiden verfolgter Menschen im so genannten „Dritten Reich“ lebendig. Namen kehren damit zurück in den heutigen Alltag. Und zwar genau dort, wo die verfolgten Menschen vor ihrer Verhaftung, Flucht, Verschleppung oder Ermordung ihre Lebens-mittelpunkte hatten, inmitten der Stadtgesellschaft – vor den Türen ihrer Häuser. In die Messingoberfläche der Stolpersteine werden von Hand Inschriften eingeprägt, die meist mit den Worten „Hier wohnte“ begin-nen, darunter Name, Geburtsjahrgang, Eckdaten der Verfolgung und der Todesort. Derart unauslöschlich gemacht, erinnert die Inschrift dauerhaft an Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Gesinnung von den Nazis verfolgt bzw. zumeist ermordet worden sind. Im Gedenken sollen Familien wieder symbolisch „zusammengeführt“ werden, so werden auch Familienmitglie-der einbezogen, die überleben konnten. An diesem Tag wird Gunter Demnig 25 Stolpersteine an sieben Orten im Gelsenkirchener Stadtgebiet einsetzen. Interessierte sind herzlich zur Teilnahme an den Stolper-stein-Verlegungen eingeladen.

Orte/Ablauf (+/- 15 Min.): Familie Josef Günsberg 9:00 Uhr, Poststraße 20, 45899 GE-Horst | Familie Siegfried Block 9:30 Uhr, Schalker Straße 75, 45881 GE-Schalke | Elisabeth Makowiak 10:15 Uhr, Florastraße 76, 45879 GE-Altstadt | Familie David Nussbaum 10:45 Uhr, Hildegardstraße 21, 45888 GE-Bulmke-Hüllen | Fritz Gompertz 11:30 Uhr, Grillo-Gymnasium, Hauptstraße 60, 45879 GE-Altstadt | Familie Siegfried Cohn 12:00 Uhr, Wittekindstraße 21, 45879 GE-Altstadt | Familie Leo Gompertz 12.45 Uhr, Bahnhofstraße 22, 45879 GE-Altstadt. Info: 0209-9994676

Stolpersteine in Gelsenkirchen erinnern an Familie Krämer, Von-Der-Recke-Straße 10, 45879 GE-Altstadt. (Foto: Gelsenzentrum e. V. / Andreas Jordan)

Erinnerungszeichen auch auf der Einkaufsmeile

Erste Stolpersteine werden diesmal auf der Bahnhofstraße verlegt. Die beliebte Einkaufsmeile im Herzen der Gelsenkirchener Innenstadt wurde in den 1930er Jahren im Volksmund ‚Jerusalemer Straße‘ genannt, weil sich dort auch viele Geschäfte jüdischer Inhaber befanden. An der Bahnhofstraße 22, Ecke Klosterstraße war das alteingessene und bekannte Pelzhaus Gompertz beheimatet. Im Rahmen der staatlich legitimierten Enteignung, der so genannten „Arisierung“, ging das Haus der Familie Gompertz 1940 an den Kaufmann Wilhelm Rüter, er wurde neuer „Eigentümer“. Dort werden fünf Stolpersteine in Erinnerung an die im so genannten „Dritten Reich“ vetriebene jüdische Familie Gompertz verlegt, die noch rechtzeitig aus Nazi-Deutschland fliehen konnte. Mehr erfahren: Familie Leo Gompertz

Betty (geb.Isacson) und Leo Gompertz mit Albert, Rolf und Fritz (später Fred) in Gelsenkirchen, 1930.

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Novemberpogrome: Die Nacht als die Synagoge brannte

Feuerwehr durfte nicht löschen

Einige Tage nach der Ausweisung seiner Eltern im Rahmen der „Polen-Aktion“ erschoß der 17jährige Herschel Feibel Grynszpan aus Verzweiflung darüber am 7. November 1938 einen Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Paris. Das Attentat nahmen die Nationalsozialisten bekanntermaßen zum Anlaß, um die Pogrome vom 7. bis 13. November 1938 gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland zu initiieren.

Erste gegen die jüdische Minderheit gerichtete Ausschreitungen im Zuge der so genannten „November-pogrome“ gab es bereits am Abend des 7. November 1938 mit Bekanntwerden des Attentats. In Kassel konnte an diesem Abend letztlich nur durch das beherzte Vorgehen eines Feuerwehrmannes das vollständige Abbrennen der Synagoge verhindert werden. Bereits am 8. November wurde die Synagoge in Bad Hersfeld – als eine der ersten in Nazi-Deutschland – in Brand gesetzt. Am gleichen Abend brannte auch die Synagoge in der Gelsenkirchener Altstadt. 1949 fand ein Strafprozeß vor dem Essener Schwurgericht gegen den mut-maßlichen Brandstifter Werner Karl Montel statt. In der Strafprozeßakte wird in den Zeugenaussagen durchweg von einer Inbrandsetzung der Gelsenkirchener Synagoge am Abend des 8. November 1938 gesprochen, ebenso im Urteil. Auch in so genannten „Wiedergutmachungsakten“ aus der zweiten Hälfte der 1940er Jahre findet sich dieses Datum als Zeitpunkt der Inbrandsetzung der Gelsenkirchener Synagoge in der Altstadt.

Das Jüdische Hilfskomite Gelsenkirchen bittet um Einleitung eines Verfahrens wegen der in der Nacht vom 8. zum 9. November 1938 erfolgten Niederbrennung der Synagoge in Gelsenkirchen, Neustraße.

Der Höhepunkt der reichsweiten Ausschreitungen fand in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 statt, im kollektiven Gedächnis auch „Reichskristallnacht“ oder „Reichspogromnacht“ genannt. „Reichspogromnacht“ wiederum ist eine nach 1945 konstruierte Bezeichnung im Nazi-Jargon, und deshalb vollkommen unmöglich: Bei den Nazis wurde alles, was erhöht sein sollte, mit dem Zusatz „Reich“ versehen. Pogromwoche bzw. Novemberpogrome sind daher die geeigneteren Bezeichnungen. In dieser Nacht wurden Synagogen, Bet- und Versammlungsräume in ganzen Reichsgebiet in Brand gesetzt und Geschäfte jüdischer Eigentümer verwüstet.

Bei den Pogromen wurden im November 1938 hunderte Menschen ermordet oder in den Tod getrieben. Hinzu kam eine unbekannte Zahl von Vergewaltigungen jüdischer Frauen. Wieviele jüdische Menschen später an den Folgen der erlittenen Misshandlungen und den Haftfolgen starben, ist ebenso wie die Zahl der Suizide in der unmittelbaren Folgezeit der Pogrome nicht sicher bekannt. Neuere Recherchen nennen 131 Menschen auf dem gebiet des heutigen NRW, die aufgrund der Novemberpogrome ihr Leben verloren haben.

 

 

Die Zerstörungen wurden am 10. November teilweise noch fortgesetzt, so erschien in Gelsenkirchen Lehrer Honroth mit einer Gruppe von Oberschülern an der Bahnhofstraße Ecke Klosterstraße und vollendete mit den Schülern das Zerstörungswerk der vergangenen Nacht am Pelzgeschäft der Familie Gompertz.

Synagogenbrand: „Das Ding wollte nicht mal brennen!“

Schreinermeister Johann Blume aus Rotthausen bei seiner Vernehmung im Ermittlungsverfahren gegen den mutmaßlichen Brandstifter der Gelsenkirchener Synagoge in der Altstadt, Werner Montel: „SS-Untersturm-führer Anton Thurau hat kurz nach dem Synagogenbrand im angeheiterten Zustand mir gegenüber gesagt: „Das Ding wollte nicht mal brennen!“

Brandstiftung: Angeklagter mangels Beweisen freigesprochen

Am 3. Oktober 1946 bat das Jüdische Hilfskomitee den Oberstaatsanwalt des Landgerichtes Essen wegen der im November 1938 erfolgten Niederbrennung der Synagoge in Gelsenkirchen ein Verfahren gegen Unbekannt einzuleiten. Aufgrund vielfältiger Hinweise wurde der bereits zweimalig vorbestrafte Gelsen-kirchener Kaufmann Werner Karl Montel der Brandstiftung angeklagt. In der Anklageschrift hieß es: Montel wird beschuldigt „zu Gelsenkirchen in der Nacht zum 9. November 1938 durch eine und dieselbe Handlung gemeinschaftlich mit nicht ermittelten Mittätern
a.) vorsätzlich ein zu gottesdienstlichen Versammlungen bestimmtes Gebäude in Brand gesetzt,
b.) ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Verfolgung aus rassischen Gründen begangen zu haben.“

Haftbefehl gegen Gelsenkirchener Kaufmann Werner Karl Montel.

Aus dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Essen ergibt sich der mutmaßliche Tathergang: „Am Abend des 8. November 1938 erhielten durch die Gestapo die Formationen der SA, SS und NSKK den Befehl zu den bekannten, gegen Juden gerichteten Ausschreitungen, die mit der Anzündung der Synagoge begannen. Es geschah dieses etwa gegen 10 u. 10.30 Uhr abends. (22.00 – 22.30) Die noch verfügbaren Mitglieder dieser Verbände marschierten zur Synagoge, bewaffnet mit Beilen und sonstigen Utensilien.

SA-Führer (Sturmbannführer) Heinrich Orzechowski (spätere Namensänderung in Nußdörfer) zertrümmert mit einem Beil die Tür der Synagoge. Zeitgleich erschien ein Kraftwagen, der in der Nähe des Restaurants Herberg (Cafe Roland) hielt, gab einen Benzinbehälter heraus, der Wagen wurde gesteuert von dem SA-Oberscharführer Jedaschko, aus Gelsenkirchen-Rotthausen, Schonebeckerstraße, neben ihm befand sich ein SS-Mann, der Benzinbehälter wurde ebenfalls einigen SS-Leuten übergeben. Orzechowski soll Altardecken aus der Synagoge geholt und diese mit Benzin übergossen und auf der Straße angezündet haben. Dann fuhr noch ein weiterer Wagen vor, der Holzwolle ablud. Die Holzwolle wurde unter die Bänke der Synagoge verteilt und der genannte Brennstoff darüber gegossen. Kurze Zeit darauf stand das Gotteshaus in Flammen. Die Verbände sammelten sich dann vor der Synagoge und sangen antisemitische Lieder, bis gegen Morgen die weiteren Aktionen gegen die Geschäfte und Wohnungen folgten.“

Der am 10. April 1913 in Bochum geborene Montel war seit Februar 1931 Mitglied des NS-Schülerbundes; nach der Auflösung des Schülerbundes im September 1932 ist er keiner anderen Organisation beigetreten. Vom 24- August 1933 bis 1934 war der Beschuldigte Parteianwärter, von 1934 bis April 1942 Parteimitglied der NSDAP. Seine Einstellung jüdischen Staatsangehörigen gegenüber führte Montel wie folgt aus: „Mein reger Verkehr mit Halbariern war stadtbekannt. Bei den Judenaktionen am 8. u. 9. Nov. 1938 konnte ich verhindern, dass es bei den in unserem Hause wohnhaften Juden ohne die geringsten Ausschreitungen blieb. Ich nehme an, dass dieses der einzige Fall in Gelsenkirchen blieb.“ Nach eigener Aussage war Montel „selbst (…) an dem fraglichen Abend und den skizzierten Aktionen aktiv nicht beteiligt, ja nicht einmal als Zuschauer, so dass ich also praktisch am Tatort keineswegs gesehen worden sein kann.“

Aussage des Oberbrandmeisters Anton Czimnik vom 25. Januar 1947 im Ermittlungsverfahren gegen den mutmaßlichen Synagogen-Brandstifter Werner Karl Montel in Gelsenkirchen.

Einem (vorläufigen) Schlussbericht der Kriminalpolizei Gelsenkirchen vom 24. Februar 1947 ist zu entneh-men: „Die angestellten Ermittlungen nach den Tätern des Synagogenbrandes sind bisher ergebnislos verlaufen. Sämtliche dazu vernommenen Personen können keine Angaben über die mutmaßlichen Täter machen. Wie aus den Vernehmungen zu ersehen ist, sind die Täter in den Kreisen der SS und SA zu suchen.“ Das im Januar 1949 ergangene Urteil sprach Montel auf Kosten der Staatskasse frei, da die Beweisauf-nahme „trotz des starken Verdachts keine hinreichenden Nachweise für die Beteiligung des Angeklagten“ ergeben hatte. Dieser Prozeß war der einzige Versuch, den Synagogenbrand in der Gelsenkirchener Altstadt strafrechtlich aufzuarbeiten und den bzw. die Täter zu bestrafen.

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Gelsenkirchen: Spranger als Vorbild für Jugend ungeeignet

Diskussion um Spranger als Schulnamensgeber

Am vergangenen Donnerstag wurde der Bildungsausschuss auf Antrag der Ratsfraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN über den Sachstand hinsichtlich der (aus der Bürgerschaft angeregten) Umbenennung des Eduard-Spranger-Berufskollegs informiert. In seiner Stellungnahme beleuchtete Stefan Goch (Institut für Stadtgeschichte) das Leben und Wirken Eduard Sprangers in einer kurzen Darstellung aus wissenschaft-licher Sicht. Schulleiter Abstiens schilderte dem Bildungsausschuss den Sachstand aus Sicht des Berufs-kollegs, manche seiner Ausführungen waren allerdings kritikwürdig. Insgesamt wurde deutlich, das weiterer Diskussions- und Beratungsbedarf auf Seiten der Beteiligten besteht, dafür muss man sich die Zeit nehmen. Auch der Schulfamilie bietet sich so Gelegenheit, sich intensiver mit dem Leben und Wirken des jetzigen Schulnamensgebers zu beschäftigen.

„17%-Stadt“ Gelsenkirchen

Formal kann die Schule eigenständig über die Namensgebung entscheiden, möglich wäre jedoch auch eine Namensgebung von Seiten des Schulträgers – der Stadt Gelsenkirchen. Es wäre mehr als wünschenswert, das der weitere Diskussionsprozess für alle zivilgesellschaftlichen Akteure offen und transparent geführt wird, gerade in Zeiten erstarkender rechtsradikaler Parteien wie der AfD ist das sehr wichtig. In der „17%-Stadt“ Gelsenkirchen muss – auch aus erinnerungspolitischer Sicht – noch so manches dicke Brett gebohrt werden.

Schulnamensgeber Eduard Spranger: Antisemit und Deutschnational bis ins Mark

Die schnelle Machtentfaltung des NS-Regimes wäre ohne die bedingslose Pflichterfüllung deutschnationalen Kollaborateure wie Eduard Spranger nicht möglich gewesen. Weder die Eisenbahnzüge nach Auschwitz-Birkenau noch die Aussonderung Behinderter durch Ärzte zur Vergasung in Hadamar und anderswo, noch der Vormarsch der Wehrmacht mit den mörderischen Einsatzgruppen im Gefolge – all das hätte nicht funktioniert ohne jene Deutschnationalen, die sich nach 1945 hektisch bemühten, einen Beleg dafür vorzuweisen, daß sie doch in diesem oder jenen Konflikt mit dem fanatischen Regime gestanden hätten.

Siehe auch hier: Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden? (I), Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden? (II) und hier: Gelsenkirchen: Eduard Spranger als Namensgeber ungeeignet

Screenshot der Internetseite des Eduard-Spranger-Berufskollegs Gelsenkirchen: über Namensgaber Eduard Spranger selbst sind dort bisher keine Informationen zu finden, in der Mitte der 1960er Jahre trug die Schule die Bezeichnung „EinzelhandesBerufsschule“.

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Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant’Anna di Stazzema

Filmvorführung im Gelsenkirchener Kulturraum „flora“

Den Dokumentarfilm „Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant’Anna di Stazzema“ zeigt der Gemeinnützige Verein Gelsenzentrum e.V. in Kooperation mit der VVN-BdA Gelsenkirchen am Dienstag, 17. Oktober 2017 um 19.30 Uhr im Kulturraum „die flora“, 45879 Gelsenkirchen, Florastr. 26. (Einlass ab 19.00 Uhr) Jürgen Weber, Autor des Films, wird zur Diskussion anwesend sein. Der Eintritt ist frei.

Im nordtoskanischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema töteten im Sommer 1944 Einheiten der Waffen-SS 400 bis 560 Zivilisten, darunter viele Frauen und etwa 130 Kinder. 2015 wurde das Verfahren gegen den letzten noch lebenden Teilnehmer dieses Massakers in Deutschland eingestellt. In seinem Film „Das zweite Trauma“ zeichnet der Journalist, Autor und Regisseur Jürgen Weber historische und juristische Sachver- halte nach. Der Film lässt aber auch den Erinnerungen und Emotionen der Überlebenden Raum. Jürgen Weber arbeitet seit mehr als 20 Jahren zum Thema deutsche Besatzung in Italien, Widerstand und Partisanenkampf. Die Vorführung im Kulturraum „die flora“, Florastraße 26, beginnt um 19.30 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).

Im April 2004 eröffnete das Militärgericht von La Spezia (Tribunale Militare di La Spezia) einen Prozess gegen mehrere noch in Deutschland lebende Täter, am 22. Juni 2005 wurden zehn frühere SS-Angehörige zu lebenslanger Haft sowie Entschädigungszahlungen in Höhe von etwa 100 Millionen Euro verurteilt. Das Urteil wurde 2006 von einem Militärgericht in Rom bestätigt:
Karl Gropler – verurteilt nach italienischem Recht (inzwischen verstorben)
Georg Rauch – verurteilt nach italienischem Recht (inzw. verstorben)
Gerhard Sommer – verurteilt nach italienischem Recht
Alfred Schönenberg – verurteilt nach italienischem Recht (inzw. verstorben)
Ludwig Heinrich Sonntag – verurteilt nach italienischem Recht (inzw. verstorben)
Alfred Mathias Concina – verurteilt nach italienischem Recht (inzw. verstorben)
Horst Richter – verurteilt nach italienischem Recht (inzwischen verstorben)
Werner Bruß – rechtskräftig verurteilt nach italienischem Recht (inzw. verstorben)
Heinrich Schendel – rechtskräftig verurteilt nach italienischem Recht
Ludwig Goering – rechtskräftig verurteilt nach italienischem Recht
Deutschland lieferte die verurteilten Kriegsverbrecher nicht aus und vollstreckte die Urteile auch nicht selbst, so dass keiner der Verurteilten bestraft wurde oder gar ins Gefängnis musste.

Veranstaltungsfoto: Querwege, Konstanz.
Veranstalter: Gelsenzentrum e.V., Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen in Kooperation mit der VVN-BdA Gelsenkirchen
Veranstaltungsort: Kulturraum „die flora“, 45879 Gelsenkirchen, Florastraße 26.
Die Veranstaltung wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.

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Datensammlung: Die Dabeigewesenen – Gelsenkirchen

Ohne die Dabeigewesenen hätte es keine Opfer gegeben

In Hamburg ging kürzlich eine Datenbank online, die analog und ergänzend zur bereits für die in der Hansestadt vorhanden Stolpersteindatenbank die Dabeigewesenen in Kurzbiografien skizziert. Mit dieser Datenbank möchte die Landeszentrale für politische Bildung den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System gestützt und mitgemacht haben. Die Datenbank enthält eine Sammlung von Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedliche Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, sei es als Karrieristen, Profiteur*innen, Befehlsempfänger*innen, Denunziant*innen, Täter*innen und auch so genannte sogenannte Mitläufer*innen.

„Verbrecherische Systeme funktionieren nur dann, wenn Menschen an ihnen mitwirken, wenn Menschen sich entscheiden dabei zu sein, nahe dran zu sein, davon zu profitieren oder gar mit zu gestalten. Die Durchsetzung von Gewaltherrschaft benötigt Handelnde: Täterinnen und Täter; und sie benötigt Wegsehende und dadurch stumm Zustimmende oder nicht Widersprechende, sagt Dr. Sabine Bamberger-Stemmann (Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg), und weiter sagt sie:“ Dabeige-wesene waren Nachbarn, Arbeitskolleginnen und -kollegen, Bekannte, Freundinnen und Freunde der Kinder. Sie waren keine Fremden, sondern sie gehörten zum vertrauten Umfeld. Zumindest waren sie ebenso wie viele Opfer ihrer Taten Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Oder sie maßten sich an, als Menschen dieser Stadt im sog. „Tausendjährigen Reich“ hierher verschleppte Menschen auszubeuten, zu erniedrigen oder gar zu töten.“

Dr. Rita Bake, die für die Hamburger Datenbank verantortlich zeichnet, geht es mit der neuen Datenbank „nicht um eine Anklage, nicht darum, mit dem Finger auf diese Menschen zu zeigen.“ Sie sei vielmehr eine nötige Voraussetzung, um überhaupt aus der Geschichte lernen zu können. Das wiederum setzt ein umfas-sendes Verständnis für die historischen Zusammenhänge voraus. Bake: „Wir können die Geschichte in ihrer Komplexität nur verstehen, wenn wir nicht nur die Opfer betrachten, sondern auch die Dabeigewesenen. Denn ohne die Dabeigewesenen hätte es keine Opfer gegeben.“

Vor diesem Hintergrund hat die Gelsenkirchener Stolperstein-Initiative um Projektleiter Andreas Jordan jetzt eine Online-Datensammlung unter dem Titel „Die Dabeigewesenen – Gelsenkirchen“ – ähnlich der Hamburger Datenbank – begonnen. „Damit wollen wir den Blick auf Gelsenkirchener*innen lenken, die das NS-System stützten, sich bereicherten und mitmachten. Denn auch in Gelsenkirchen wohnten Nazis oftmals Tür an Tür mit jüdischen Nachbarn oder mit Menschen aus anderen Verfolgtengruppen, die denunziert, ausgeraubt, vertrieben, deportiert und in den Konzentrationslagern und anderen Unrechtsstätten ermordet wurden.“ so Jordan, der seit nunmehr 10 Jahren für die Verlegung von Gunter Demnigs Stolpersteinen in Gelsenkirchen verantwortlich ist. Über 160 dieser kleinen Denkmale haben Jordan und seine Mitstreiter*in- nen gemeinsam mit Gunter Demnig bisher in das Pflaster Gelsenkirchener Gehwege eingesetzt. Im November werden 25 weitere Stolpersteine verlegt.

„Vom Raubgut, zum Beispiel dem Mobiliar der verfolgten Menschen, profitierten nicht nur der Staat, Parteigenossen und bspw. Mitglieder von SA, Polizei und SS, sondern auch „einfache Volksgenossen“ fast jeden Alters. Grundlage für die Gelsenkirchen betreffende Datensammlung sind bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, ISG), andere Veröffentlichungen zu Gelsenkirchen im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifi-zierungsakten und andere Akten und Dokumente, die in den Archiven zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt greifen wir dabei auch auf die Ergebnisse unsere bereits getätigten Recherchen zurück. Auf diese Weise wird die Online-Datensammlung als „Work in Progress“ kontinuierlich wachsen“ erklärt Andreas Jordan, „Es reicht nicht, mit Stolpersteinen der Opfer zu gedenken. Die Namen der Dabeigewesen dürfen nicht verschwiegen werden.“

Die schnelle Machtentfaltung des NS-Regimes wäre ohne die bedingslose Pflichterfüllung
der Dabeigewesenen nicht möglich gewesen. Weder die Eisenbahnzüge nach Auschwitz-Birkenau noch die Aussonderung Behinderter durch Ärzte zur Vergasung in Hadamar und anderswo, noch der Vormarsch der Wehrmacht mit den mörderischen Einsatzgruppen im Gefolge – all das hätte nicht funktioniert ohne jene Dabeigewesenen, die sich nach 1945 hektisch bemühten, einen Beleg dafür vorzuweisen, daß sie doch in diesem oder jenen Konflikt mit irgendeinem fanatischen Nazi gestanden hätten um so ihre Nähe zum Terrorregime der Nazis oder gar ihr aktives Mitmachen zu verschleiern.

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Gelsenkirchen: Eduard Spranger als Namensgeber ungeeignet

Gesucht wird: ein neuer Name

Heute berichtet die Lokalpresse (WAZ) unter dieser Headline über unseren erneuten Anstoß zur Umbenennung des Gelsenkirchener Eduard-Spranger-Berufskollegs. Das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) signalisiert Zustimmung, die Stadtverwaltung Gelsenkirchen verweist auf die Schulkonferenz, die unsere Anregung zur Umbenennung aufgreifen muß. Nach der Ferienzeit werden wir an die Schulleitung herantreten und um eine Stellungnahme bitten.

Gelsenkirchen: Eduard Spranger als Namensgeber ungeeignet

„Gelsenzentrum“ erneuert seinen Anstoß zur Umbenennung des Berufskollegsin Buer wegen der Rolle Eduard Sprangers in der NS-Zeit

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Eduard-Spranger-Berufskolleg Gelsenkirchen: Namensgeber war Antisemit und Nationalist

Namensdiskussion ist überfällig

Spranger war nicht nur Antisemit, er war auch Nazisympathisant – das belegen neuere Forschungen. Ein Mensch wie Spranger ist als Schulnamensgeber nicht geignet. Zwei der bundesweit acht nach Spranger benannten Schulen haben sich bereits für eine Umbenennung entschieden, in Gelsenkirchen will eine Initiative jetzt eine öffentliche Diskussion anstoßen, die letztlich zu einer Umbenennung des Berufskollegs führen soll.

Drei von vielen Zitaten, die ein deutliches Bild von Eduard Spranger zeichnen:

„Der Herrenmensch kann, nach einem ewigen Lebensgesetz, nur erzogen werden am Gehorchen und Dienen.“ Eduard Spranger, 1934.

„Der Nationalsozialismus, die Bewegung Adolf Hitlers, ruft uns zu den alten Werten preußischen Dienstes an der Gesamtheit zurück.“ Eduard Spranger, 1937.

„Man kennt schon einige Vererbungsgesetze. Man kennt also einige Wege zur Sicherung eines gesunden und – wenn nötig – zur Ausmerzung eines kranken Nachwuchses.“ Eduard Spranger, 1938.

Mit dem Forschungsprojekt „ad fontes“ wurden die Veröffentlichungen Sprangers und weiterer Pädagogen aus der Zeit von 1933 und 1945 zusammengetragen. 836 Seiten Schriften und Artikel haben die Forscher allein zu Spranger in einem Quellenband veröffentlicht. Benjamin Ortmeyer, seit 2003 pädagogischer Mitarbeiter im Fachbereich Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, hat sich mit einer Studie über Eduard Spranger und drei weiteren Vertretern der Pädagogik habilitiert. Die 600 Seiten starke Studie macht deutlich, dass Spranger nicht nur NS-Jargon verwendet hat, sondern trotz Einwände im Detail die Politik Nazi-Deutschlands unterstützt hat. Dass Spranger nach der NS-Diktatur trotzdem Namenspatron von Schulen werden konnte, kommentierte Ortmeyer so: „Man hat das sauberste von den dreckigen Hemden genommen.“

Siehe auch: „Sollten Schulen nicht nach Vorbildern genannt werden?“

Screenshot der Internetseite des Eduard-Spranger-Berufskollegs Gelsenkirchen: über Namensgaber Eduard Spranger selbst sind dort keine Informationen zu finden,
in der Mitte der 1960er Jahre trug die Schule die Bezeichnung „Einzelhandes-Berufsschule“.

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Bahnhofstraße: Über die Vergangenheit stolpern

Erinnerungszeichen auch auf der Einkaufsmeile

Noch in diesem Jahr wird Bildhauer Gunter Demnig erste Stolpersteine auf der Bahnhofstraße verlegen. Die beliebte Einkaufsmeile im Herzen der Gelsenkirchener Innenstadt wurde in den 1930er Jahren im Volksmund ‚Jerusalemer Straße‘ genannt, weil sich dort auch viele Geschäfte jüdischer Inhaber befanden. An der Bahnhofstraße 22, Ecke Klosterstraße war das alteingessene und bekannte Pelzhaus Gompertz beheimatet. Dort werden fünf Stolpersteine in Erinnerung an die im so genannten „Dritten Reich“ vetriebene jüdische Familie Gompertz verlegt. Mehr erfahren: Familie Leo Gompertz

An sechs weiteren Orten im Gelsenkirchener Stadtgebiet wird Gunter Demnig an diesem Verlegetag weitere 20 Stolpersteine in das Pflaster einsetzen, die Termine und Uhrzeiten der einzelnen Verlegungen werden rechtzeitig bekannt gemacht.

Betty (geb.Isacson) und Leo Gompertz mit Albert, Rolf und Fritz (später Fred) in Gelsenkirchen, 1930.

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Stolperstein-Geschichten: Buchprojekt sucht Sponsoren

Jeder Mensch hat einen Namen

In Gelsenkirchen erinnern bisher 161 so genannte Stolpersteine an Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer von Verfolgung, Vertreibung und Mord in der Zeit des Nationalsozialismus geworden sind. Weitere 25 der kleinen Denkmale kommen noch in diesem Jahr hinzu. Die Lebens- und Leidenswege der in Gelsenkirchen mit Stolpersteinen geehrten Menschen sollen jetzt auch in einem Buch dokumentiert werden. Dazu haben die Projektgruppe Stolpersteine Gelsenkirchen und der Weimarer Eckhaus-Verlag eine Projektpartnerschaft vereinbart. Der Verlag hat dazu ein Finanzierungskonzept entwickelt: Sponsoren können die Druckkosten für Klassensätze von jeweils dreißig Büchern übernehmen, die Bücher werden dann kostenlos an Schulen abgegeben. Die Sponsoren können sich auch mit einem Begleitwort am Buchtext beteiligen und werden im Buch mit Firmenlogo im Anhang erwähnt. Mehr erfahren: Buchprojekt: Stolpersteine und Gedenken in Gelsenkirchen

Ein erster Umschlagentwurf für das geplante Buch „Stolperstein-Geschichten Gelsenkirchen“. Die Gelsenkirchener Projektgruppe Stolpersteine und der Eckhaus-Verlag haben die Arbeit an dem Buch aufgenommen. Es soll 2018 in einer festlichen Premiere vorgestellt und an die Schulen übergeben werden. Schon jetzt können sich potenzielle Sponsoren einbringen, um Klassensätze zu stiften und damit die Realisierung des Buchprojektes zu gewährleisten.

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74. Jahrestag der Deportation Gelsenkirchener Sinti und Roma

„… So viele unserer Menschen sind dort geblieben.“

Am 9. März 1943 wurden die noch in Gelsenkirchen in einem Internierungslager an der damaligen Reginenstraße lebenden deutschen Sinti und Roma festgenommen und in das so genannte „Zigeunerfamilienlager“ Auschwitz-Birkenau verschleppt. In den Lagerbüchern des KZ ist die Ankunft der aus Gelsenkirchen verschleppten Menschen am 13. März 1943 festgehalten. Die Lebenswege von 164 Menschen endeten mit der Ermordung im „Zigeunerlager“ Auschwitz-Birkenau und 48 mit einem unbekannten Schicksal in Auschwitz. 31 als „Zigeuner“ verfolgte Menschen mit Lebensmittelpunkt in Gelsenkirchen konnte eine Deportation nach Polen im Mai 1940 nachgewiesen werden, fünf weitere Menschen, ebenfalls Angehörige dieser Minderheit, wurden in anderen Lagern des so genannten „Dritten Reiches“ ermordet.

Im Schlußwort der bisher einizigen in Buchform erschienen Dokumentation zu den Lebens- und Leidenspuren Gelsenkirchener Sinti und Roma aus dem Jahr 1999 heißt es zusammenfassend:

„Die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma wurde bürokratisch korrekt überwiegend vom Verwaltungsapparat der Stadt Gelsenkirchen und einigen weiteren Verwaltungs- und Verfolgungsbehörden des „Dritten Reiches“ abgewickelt. (…) Im Gesamtprozeß kann festgestellt werden, daß die Gelsenkirchener Akteure keineswegs nur übergreifende Regelungen anwendeten und gewissermaßen „von oben“ geführt und angewiesen handelten, sondern ein beträchtliches Maß an Eigeninitiative bei der Verfolgung von Sinti und Roma entwickelten. An der Verfolgung und Ermordung dieser Menschen nahmen zahlreiche „ganz normale“ Gelsenkirchener teil. Wie deren schriftliche Hinterlassenschaften widerspiegeln, wußten diese, was sie taten, und sie hatten keinerlei nachweisbare Gewissensbisse. Keiner der an der Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma im Raum Gelsenkirchen Beteiligten wurde für die Beteiligung an der Verfolgung der Sinti und Roma in Gelsenkirchen zur Rechenschaft gezogen. Diejenigen, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg mit der „Bekämpfung der Zigeunerplage“ in Gelsenkirchen mit den hier dargestellten Ergebnissen befaßten, kamen aus der Mitte der lokalen Gesellschaft Gelsenkirchens und Deutschlands und spiegelten in ihrem Verhalten, ihren Denk- und Verhaltensweisen die lokale und die deutsche Gesellschaft wider. Am Beispiel Gelsenkirchens zeigt sich auch die zentrale Rolle der Zweige des Polizeiapparates, die gewissermaßen „im Schatten der Gestapo“ an den Verbrechen während des „Dritten Reichs“ beteiligt waren. Auch wird die umfassende Beteiligung von Teilen der Stadtverwaltung an den Verbrechen während des „Dritten Reiches“ sichtbar.

Terror und Mord waren nicht das Werk einiger weniger Unterdrücker, sondern an der Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma im Raum Gelsenkirchen waren viele Gelsenkirchener und vor allem Gelsenkirchener Beamte beteiligt, die keineswegs allesamt überzeugte Nationalsozialisten waren. Weiterhin ist für die ganze deutsche ebenso wie für die lokale Gesellschaft festzustellen: Die hier dargestellten Ereignisse fanden mitten in der Gesellschaft statt. Die Ausgrenzung, Diskriminierung und offensichtliche Verfolgung von Sinti und Roma in Deutschland und in den besetzten Gebieten rief keine Proteste hervor.“

(Schlußbemerkung in Stefan Goch, „Mit einer Rückkehr nach hier ist nicht mehr zu rechnen“ – Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma während des „Dritten Reiches“ im Raum Gelsenkirchen. Klartext, Essen 1999. ISBN: 3-88474-785-1.)

1997 wurde ein Abguss der 1955 von Otto Pankok geschaffenen Bronzefigur „Ehra“ als Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am Alten Hafen in der Nähe der Rheinuferpromenade in Düsseldorf
aufgestellt. Seitdem dienen die Figur und ihre Umgebung als Ort für Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Getöteten. Eine Steinplatte neben der Figur trägt folgende Inschrift: „Zum Gedenken an die Sinti und Roma, die durch den Nationalsozialismus Opfer des Völkermordes wurden. Diese Figur des Sinto-Mädchens Ehra schuf der Künstler Otto Pankok (1893–1966) zur Erinnerung an die mit ihm befreundeten Düsseldorfer Sinti, von denen über hundert aus dem Lager Höherweg abtransportiert und ermordet wurden. Das Mädchen Ehra selbst gehörte zu den wenigen KZ-Überlebenden.“ (Foto: Wiegels)

In Gelsenkirchen fehlt bisher ein öffentlich sichtbares Zeichen der Erinnerung und des Willens, dass Schicksal der aus Gelsenkirchen verschleppten und in Auschwitz ermordeten Sinti und Roma nicht zu vergessen. Seit vielen Jahren setzt sich Andreas Jordan (Gelsenzentrum e.V.) für die Errichtung eines dauerhaften, öffentlichen Zeichen des Gedenkens ein. Derzeit ist die Stadtverwaltung nach einem Bürgerantrag von Jordan, exemplarisch einen Platz nach dem 10jährigen in Auschwitz ermordeten Sinti-Mädchen Rosa Böhmer zu benennen, auf der Suche nach einem geeigneten Ort.

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